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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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spannen können. Du wirst dich selbst unterrichten müssen. Du wirst reiten können, wenn du mit deinen Händen übst, während sie heilen. Du wirst kein Schwert schwingen und keine steilen Mauern hochklettern und du wirst deine Finger nicht benutzen können, um jemanden zu erwürgen. Aber du wirst die anderen im Kampf unterrichten können, und du kannst lernen, ein Heiler zu sein. Ich würde dich selbst unterrichten. Diese Bande hier braucht einen.«
    »Ich dachte, du würdest vielleicht …«, begann er und dann schwieg er wieder.
    »Das mag sein«, sagte ich. »Das hängt von ihm ab. Davon, was er will.«
    Möwe war eine Weile still und starrte seine verbundenen Hände an. »Was würde der Hauptmann sagen? Wie nützlich würde er mich finden?«
    »Ich denke, er wäre der Ansicht, dass du es wert bist, behalten zu werden. Besonders, wenn ich ihm sage, dass du mich und sein Kind gerettet hast. Dass du ihn auf deinem Rücken über die Marschen getragen hast.«
    Möwe sah mich ganz direkt an. »Du hast uns gerettet«, sagte er leise. »Ohne deinen Mut wären wir in Eamonns Verliesen gestorben. Bist du sicher? Bist du sicher, dass du ihn zurückholen kannst?«
    »Du warst es, der nicht zugelassen hat, dass ich da draußen die Hoffnung aufgebe«, flüsterte ich.
    ***
    Wir bewegten uns auf verborgenen Wegen wie bereits zuvor, und von Zeit zu Zeit ritten ein oder zwei Männer allein davon und schlossen sich später wieder der Truppe an und brachten eine kleine Tasche oder ein Bündel mit, das sie zuvor nicht gehabt hatten. Niemand stellte Fragen. Kurz vor der Morgendämmerung erreichten wir das große Hügelgrab und stiegen unter den hohen Buchen ab, die seinen Eingang bewachten. Spinne half mir vom Pferd. Johnny hatte den letzten Teil der Reise auf dem Rücken eines jungen Mannes verbracht, den sie Ratte nannten, und das hatte ihm offenbar nichts ausgemacht. Er betrachtete forschend die wechselnden Formen und Farben um ihn her und versuchte, das alles zu begreifen.
    »Also gut«, sagte Schlange, als sich die Männer ohne weitere Befehle daran machten, sich um die Pferde zu kümmern, Wachen aufzustellen und ein Lagerfeuer zu bauen. »Wo willst du den Hauptmann haben? Drinnen?«
    »Nein«, sagte ich und sah die seltsamen, kleinen, gemeißelten Gesichter auf dem Türsturz der uralten Tür an. »Nicht da drinnen. Du weißt, wir … nutzen am besten den Raum drinnen für deine Männer, denn viele können da sicher und trocken schlafen. Können sie einen kleinen Unterstand unter den Bäumen für uns machen, vielleicht am anderen Ende, nahe dem Wasser? Trocken und abgeschieden, aber an einer Stelle, wo er den Himmel sehen kann, wenn er aufwacht. Ich brauche ein kleines Feuer und Laternen für später, und ich nehme an, jemand sollte Wache halten. Ich werde einen Mann brauchen, der mir hilft.«
    »Wir werden uns abwechseln.« Sie schnallten Bran jetzt los und hoben ihn sanft von Otters Pferd, während Otter selbst die Glieder und den Rücken streckte und vorsichtig abstieg.
    »Kräuter«, sagte ich. »Ich brauche jemanden, der sie sammelt. Ich muss einen Sud für die Kopfwunde machen und einen Heiltee kochen. Auch Möwe wird beides brauchen. Ich brauche Braunheide und Gartenraute, die immer noch blühen wird, und ich weiß, dass sie hier wächst. Wenn ihr wilden Thymian und Bergminze finden könnt, werde ich diese Blätter in eine kleine Schale einweichen und sie neben ihn stellen. Diese Kräuter helfen gegen Kummer – wir müssen ihn an die guten Dinge erinnern, die er aufgeben wird, wenn er nicht zu uns zurückkehren will.«
    Schlange nickte. Rasch gab er Befehle aus, und die Männer legten Bran auf ein Brett und trugen ihn ans andere Ende des Hügels. Pferde wurden weggeführt, Vorräte ausgepackt. Ruhig und ordentlich gingen die Männer ihren Angelegenheiten nach. Ich hörte Johnnys leise Stimme, die Worte unverständlich, der Tonfall selbstsicher.
    »Ich sollte mich um meinen Sohn kümmern«, sagte ich und dachte, wer immer ihn hatte, sollte lieber wissen, was Babys essen konnten und was nicht und wo sie in Sicherheit waren und wo nicht. »Diese Insektenstiche – man kann ihn mit Braunwurzwasser abwaschen …«
    »Dem geht es gut«, grinste Schlange. »Ratte kommt aus einer großen Familie; er wird ein gutes Kindermädchen für dich abgeben. Ich erzähle ihm von der Braunwurz. Und du gehst jetzt runter und sagst den Männern, was du für den Hauptmann brauchst. Dann solltest du dich lieber ausruhen, und das Kind

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