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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Mann hat keinen Nutzen mehr, würde er sagen. Ich sah zu, wie Schlange vorsichtig das verkrustete Blut aus der tiefen Kopfwunde wischte und der hart gesottene Otter seinem Hauptmann einen Umhang umlegte, und ich sandte ein lautloses Flehen zu Díancécht, dem großen Heiler der Túatha De Danann. Gib mir die Kraft, zu erreichen, was ich erreichen will. Gib mir die Fähigkeiten dazu. Ich darf ihn nicht verlieren. Ich will ihn nicht verlieren.
    Möwe konnte nicht allein reiten. Er saß vor einem großen, schweigenden Mann, den sie Wolf nannten, auf einem großen, ruhigen schwarzen Pferd. Als wir Rast machten, untersuchte ich seine verwundeten Hände. Ohne eine Heilertasche, ohne Kräuter und Salben und Instrumente, ohne saubere Verbände und Zeit, konnte ich nicht viel tun. Aber ich sagte Schlange, was ich brauchen würde, wenn wir unser Ziel erreichten, und er erwiderte, dass er alles auf die eine oder andere Weise besorgen könnte. Ich hielt es für das Beste, nicht zu genau nachzufragen, was er damit meinte.
    Möwe hatte an einer Hand drei Finger und an der anderen zwei verloren.
    Die Wunden waren sauber ausgebrannt worden; dennoch wurde mein Herz kalt bei dem Gedanken, dass dies Eamonns Tat war, die Tat eines Mannes, den ich vielleicht einmal geheiratet hätte. Es war gleich, wer das Messer geführt hatte, er oder ein anderer. Es war sein Geist, aus dem der Plan für diese grausame Strafe gekommen war. »Barbarisch«, murmelte ich und band einen Streifen Tuch, den ich aus meinem Hemd gerissen hatte, um Möwes Hand. »Ein widerwärtiger Racheakt.« Aber im Hinterkopf hörte ich Eamonns Stimme, trostlos wie der Winter. Wenn dir nicht gefällt, was aus mir geworden ist, dann kannst du die Schuld bei dir selbst suchen. Ich schauderte.
    »Hat mich an den Schmied erinnert«, sagte Möwe. »Als der Häuptling ihm den Arm abgeschnitten und die Wunde mit einer heißen Klinge versiegelt hat. Ich bin beinahe ohnmächtig geworden. Das hier ist ähnlich.«
    »Du hast viel für ihn ertragen.«
    »Was ist mit dir? Du bist eine erstaunliche Frau, Liadan. Kein Wunder, dass er für dich die Regeln gebrochen hat.«
    »Diese spezielle Regel hat er doch sicher schon vorher gebrochen. Ein Mann in seinem Alter kann sich doch nicht alles versagen«, stellte ich fest und stopfte die Enden der Bandage ordentlich dahin, wo sie hingehörten.
    »Ich kenne ihn, seit er kaum mehr als ein Junge war. Hab ihn nie mit einer Frau gesehen. Nicht ein einziges Mal. Selbstbeherrschung. Wichtig für ihn. Vielleicht zu wichtig. Bei dir war das anders. Du hast ihm standgehalten. Sobald er dich gesehen hat, war es nur noch eine Frage der Zeit.«
    Ich antwortete nicht, aber ich wunderte mich. Konnte es möglich sein, dass auch für Bran diese Nacht voller Zauber das erste Mal gewesen war? Sicherlich nicht. Solche Dinge waren für einen Mann anders. Für einen Mann war es weniger wichtig als für eine Frau, und außerdem würde es einem Mann wie ihm nicht an Gelegenheiten fehlen. Ich bemerkte, dass ich rot wurde, und wandte mich von Möwe ab.
    »Liadan?«, sagte er leise. »Wir stehen alle auf deiner Seite, Mädchen. Wir können uns nicht leisten, den Hauptmann zu verlieren. Ohne ihn sind wir nichts.«
    »Du bist so stark gewesen.« Meine Stimme zeigte deutlich, wie müde ich war. »Ohne dich hätte ich aufgegeben.«
    »Das hättest du nicht.« Dann veränderte sich sein Tonfall plötzlich. »Du musst es mir sagen.«
    »Dir was sagen?« Aber ich wusste, was kam.
    »Wie sind meine Chancen? Wie sehr wird mich das zurückhalten? Kampf ist mein einziges Handwerk. Wenn ich nicht kämpfen kann, wenn ich mich nicht in den schlimmsten Lagen wehren kann, bin ich fertig. Sag mir die Wahrheit. Wie sieht es aus?«
    »Warum warst du überhaupt da? Ich dachte, das wäre ein Einmannauftrag.«
    »Du hast das gewusst? Ja, er ist allein gegangen und hat sich entschieden, uns keine brauchbaren Informationen zurückzulassen, der Dummkopf. Man sollte glauben, er wollte, dass Northwoods ihn fertig macht. Als Nächstes hieß es, er sei auf dem Rückweg nach Erin, in einem kleinen Boot, das von Männern in Grün gesegelt wurde. Ich wusste, dass das nichts mit dem Plan zu tun haben konnte. Ich versuchte, ein Held zu sein. Rettungsmission. Ich war noch dümmer als er. Aber es hätte sogar beinahe funktioniert. Eamonn war nur ein wenig zu schlau für uns und hatte uns gegeneinander ausgespielt. Das hier ist das Ergebnis. Und jetzt sag's mir.«
    »Du wirst mit der linken Hand einen Bogen

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