Der Sohn der Schatten
durchnässt, merkten es aber kaum, während Hände weiterhin weiche Haut erforschten und Lippen geheime Orte schmeckten und wir uns gemeinsam bewegten, als wären wir tatsächlich zwei Hälften eines Ganzen, das nun wieder vollständig war. Als ich ihn in mir aufnahm, spürte ich einen scharfen Schmerz und musste wohl einen Laut von mir gegeben haben, denn er sagte: »Was ist? Was ist los?« Ich hielt seine Worte mit meinen Fingern auf. Der Schmerz war vergessen, als ich spürte, wie ich unter seiner Berührung zu flüssigem Gold wurde und die Arme um ihn schlang, ihn so fest wie möglich hielt. Ich glaubte, ich würde ihn nie wieder gehen lassen. Aber das sagte ich nicht laut. Dieser Mann hatte nie Zärtlichkeit gelernt. Er hatte nie gelernt, wie man liebt. Und wie er selbst gesagt hatte, er kannte keine schönen Worte. Aber seine Hände und seine Lippen und sein Körper sagten alles. Als er sich umdrehte, damit ich auf ihm lag, sah ich im Licht der flackernden Laterne in seine Augen und entdeckte eine Mischung aus Staunen und Sehnsucht dort, die mir beinahe das Herz brach. Ich streckte mich über ihn, berührte ihn mit meinen Lippen und fand irgendwo tief in mir einen Rhythmus wie einen starken, langsamen Trommelschlag, der mich gegen ihn bewegte, das Anspannen und Lockern von Muskeln, das Berühren und Gehenlassen, die leidenschaftliche, größer werdende Süße – gesegnete Brighid, als es geschah, war es anders als alles, was ich mir je vorgestellt hätte. Er schrie auf und zog mich an sich, und ich keuchte von der Hitze, die meinen Körper durchdrang. Ich spürte die Vibration tief in mir und wusste, dass nichts jemals wieder so sein würde wie vorher. Wir sprechen davon in Geschichten, den Geschichten großer Liebender, die getrennt sind und sich nacheinander sehnen und am Ende wieder zusammenfinden. Aber keine Geschichte entsprach dem, was ich erlebte. Danach lagen wir still und eng umschlungen und wussten beide nicht, was wir sagen sollten.
Einige Zeit später standen wir auf und gingen nach drinnen, und im Laternenlicht zogen wir einander die nassen Kleider aus und trockneten uns ab, und er erzählte mir mit vielen Unterbrechungen, dass ich das Schönste war, was er je gesehen hatte. Eine kleine Weile gestattete ich mir, es zu glauben. Er kniete sich vor mich, wischte mir den Regen vom Körper. Und dann sagte er: »Du blutest! Was ist das? Ich habe dich verletzt.«
Ich verbarg meine Überraschung. »Das ist nichts«, sagte ich. »Das ist beim ersten Mal ganz üblich, habe ich gehört.«
Er antwortete nicht, sah mich nur an, und ich dachte, das ist ein ganz anderer Mann, anders als der, der mich bedroht und beleidigt hat. Und dennoch ist es derselbe. Er streifte mit den Fingern leicht über meine Wange. Seine Worte, als sie schließlich kamen, waren zögernd. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Dann sag gar nichts«, meinte ich, »nimm mich nur in die Arme. Berühre mich einfach. Das genügt.«
Und ich tat, was ich schon lange hatte tun wollen. Ich begann oben an seinem Kopf, wo die kunstvollen Muster seines Körpers begannen, und ich fuhr mit den Fingern an ihrer Grenze entlang, strich langsam über seine Nase, die Mitte seines strengen Mundes, über Kinn und Hals und muskulöse Brust. Dann berührte ich seine Haut mit den Lippen und folgte der Linie weiter abwärts. Dieses Muster bedeckte ihn tatsächlich vollkommen, die gesamte rechte Seite seines Körpers. Es war ein wahres Kunstwerk; nicht nur die feine detaillierte Zeichnung, sondern der Mann, dessen Identität sie geworden war. Er war weder zu groß noch zu klein, er war breitschultrig und schlank, und sein Körper war gestählt von dem Leben, das er geführt hatte, aber die Haut auf der linken Seite war hell und jung.
»Lass das, Liadan«, sagte er unruhig. »Tu … tu das nicht, es sei denn …«
»Es sei denn was?«
»Es sei denn, du willst, dass ich dich noch einmal nehme«, sagte er und zog mich sanft hoch.
»Das wäre … einigermaßen akzeptabel«, antwortete ich. »Es sei denn, du hast genug?«
Er schnaubte und legte die Arme um mich, und ich spürte seinen raschen Herzschlag an meiner Brust. »Niemals«, sagte er leidenschaftlich und drückte die Lippen auf mein Haar. »Ich könnte nie genug von dir haben.« Dann legten wir uns zusammen nieder, und diesmal waren wir langsam und vorsichtig, und es war anders, aber ebenso schön, als wir einander abermals berührten und schmeckten und kennen lernten.
***
Wir schliefen
Weitere Kostenlose Bücher