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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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verließ und zu seinem Auto ging.
    Bereits von Weitem bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Der
Wagen neigte sich nach links. Als er näher kam, erkannte er den Grund dafür.
Der vordere Reifen war luftleer. Er fluchte. Vielleicht war er gestern auf dem
Waldweg in einen Nagel gefahren? Er umrundete das Auto und blieb verdutzt
stehen. Auch im hinteren Reifen fehlte Luft.
    »So eine verfluchte Scheiße!«, brüllte er. Deutlich waren die
Einstiche in der Wandung des Reifens zu erkennen.
    »Etwas nicht in Ordnung?«, ertönte eine Stimme hinter ihm.
    Justin Belfort fuhr herum und schaute in das fragende Gesicht des
Polizisten, der ihn am Vortag kontrolliert hatte. Er zeigte auf den Reifen.
»Finden Sie das etwa in Ordnung?«
    »Das kommt davon, wenn man gesperrte Wege fährt …«
    »Hören Sie, Oberkommissar Klein – das ist doch Ihr Name, oder?
Das sieht ein Blinder mit einem Krückstock, dass hier jemand mit einem Messer
am Werk war. Ich glaube nicht, dass Sie als Gesetzeshüter so etwas billigen
können. Das geht entschieden zu weit.«
    »Sie haben recht, das geht wirklich zu weit, aber Sie gehen
hier manchen Leuten auf den Geist«, erklärte Oberkommissar Klein. »Viele leben
davon, ihre Ferienwohnungen im Sommer an Touristen zu vermieten. Die haben kein
Interesse daran, den Mordfall wieder in den Schlagzeilen zu sehen. Wissen Sie,
damals, nachdem das Verbrechen bekannt wurde, standen beinahe die Hälfte aller
Ferienwohnungen leer. Sogar auf dem Campingplatz reisten besorgte Gäste ab,
weil hier ein Mädchenmörder sein Unwesen trieb. Das kommt bei den Leuten, die
hier leben und ihr Geld sauer verdienen müssen, nicht besonders gut an. Und
jetzt, wo halbwegs Gras über die Sache gewachsen ist, kommen Sie daher und
wühlen alles wieder auf. Da kommen solche Dinge schon mal vor.« Klein zeigte
auf die beiden Reifen.
    »Haben Sie schon mal was von Pressefreiheit gehört? Ich glaube
nicht, dass ich in einem Land leben und arbeiten will, in dem man die Arbeit
der Presse unterdrückt. Und ich glaube auch, dass die Öffentlichkeit ein Recht
darauf hat, zu erfahren, was damals hier passiert ist.«
    »›Ein Recht darauf‹», wiederholte der Polizist verächtlich.
»Eine Sonderkommission hat monatelang ermittelt, über hundert Leute waren im
Einsatz. Die ganze Gegend wurde mehrfach durchsucht. Sogar ein Düsenjet der
Bundeswehr ist über das Gebiet geflogen. Sie haben Aufnahmen mit einer
hochauflösenden Spezialkamera gemacht, aber von den Mädchen gab es keine Spur.
Und jetzt, nachdem eins davon über zweihundert Kilometer von hier wieder aufgetaucht
ist, muss doch wohl auch Ihnen klar sein, dass niemand im Ort mit der Sache zu
tun hat. Wissen Sie, was ich glaube? Das Ganze war ein großer Zufall. Da sind
ein paar Rocker zufällig durch unsere Gegend gefahren und haben sie einfach so
mitgenommen. Niemand aus diesem Ort und niemand aus der Gegend hat etwas mit
der Sache zu tun. Das war einfach nur Schicksal. Und deshalb sind Sie hier auch
an der falschen Adresse. Fahren Sie nach Dänemark, dort sind Sie richtig, denn
…«
    »Wie kommen Sie auf Dänemark?«, fragte Justin Belfort.
    Klein lächelte ungläubig. »Kommen Sie, Sie haben doch
sicherlich auch schon von diesen Rockern bei Padborg gehört, die ein paar
Frauen festhielten und zur Prostitution zwangen. Es gibt nicht wenige aus
unseren Reihen, die da einen Zusammenhang vermuten. Das Mädchen, das man in
Flensburg aufgegriffen hat, war übrigens hochgradig süchtig, wussten Sie das?«
    »Und wenn schon.«
    »Mann, sehen Sie das nicht?! Diese Rocker fahren zufällig hier
durch und zwei junge Mädchen laufen ihnen über den Weg. Mitten im Wald, mitten
in der Einsamkeit. Die Kerle sind absolut skrupellos. Sie schlagen zu,
entführen die beiden und halten sie gefangen. Sie zwingen sie zur Prostitution
und machen sie süchtig, damit sie nicht weglaufen können. Diese Leute sind
abartig. Ihnen liegt nichts an einem Menschenleben. Und dann gelingt es einem
der Mädchen zu entkommen. Dabei springt sie aus einem fahrenden Wagen. Für mich
klingt das absolut plausibel.«
    Justin Belfort rieb sich über das Kinn. »So könnte es gewesen
sein«, murmelte er.
    »Was ist jetzt mit der Anzeige?«, fragte Klein und zog einen
Kugelschreiber aus seiner Hemdtasche. Er zeigte auf die zerstochenen Reifen des
Wagens.
    »Das bringt doch sowieso nichts«, entgegnete Justin.
    Oberkommissar Klein steckte seinen Kugelschreiber wieder ein
und nickte kurz. »Einen Reifenhändler gibt es in

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