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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Neustadt.«
    Justin atmete tief ein. »Danke«, sagte er und machte sich auf
den Weg zurück in den Klosterkrug .

5
    Kriminaloberrat a. D. Volkmar Dittel war ein Beamter vom
alten Schlag. Er empfing Trevisan und seine Kollegin Lisa Winter in seinem
Wintergarten und trug eine dunkle Stoffhose, ein weißes Hemd, eine beige Weste
und darunter eine absolut korrekt sitzende Krawatte, die farblich auf seine
Kleidung abgestimmt war. Seine grauen Haare waren zu einem Seitenscheitel
gekämmt, so dass er wie ein gestrenger Oberlehrer eines kirchlichen Internats
aus dem vorigen Jahrhundert wirkte.
    Er bot Trevisan einen Platz an, während er Lisa eher
missbilligend beäugte und – wohl wegen ihres schrillen Aussehens – nur mit
einem abweisenden Nicken bedachte. Trevisan kannte diesen Menschenschlag, lange
genug hatte er unter Kollegen mit preußischem Gedankengut gearbeitet. Er schob
den Stuhl neben sich ein klein wenig in Lisas Richtung und wartete, bis seine
neue Kollegin sich gesetzt hatte, ehe er auch er Platz nahm.
    »Sie sind neu beim LKA«, stellte der Pensionär distanziert und
überaus sachlich fest.
    »Da haben Sie recht, ich habe zuvor bei der Kripo in
Wilhelmshaven gearbeitet«, antwortete Trevisan wahrheitsgemäß
    »Ich bin zwar schon ein paar Tage in Pension, aber noch kenne
ich die meisten Kollegen«, fuhr Dittel fort, der wohl gewohnt war, in solchen
Unterhaltungen das Wort zu führen. »Sie arbeiten im Dezernat 32, sagen Sie? Ich
kenne Kriminaloberrat Engel noch aus seiner Anwärterzeit, ich hoffe, es geht
ihm gut.«
    »Ich denke schon«, antwortete Trevisan. »Wir haben Ihren Fall
auf den Tisch bekommen. Es haben sich neue Umstände ergeben, aber das wissen
Sie ja wohl bereits.« Er hatte sich schon gedacht, dass dieser Kollege trotz
Pensionierung noch lange nicht mit dem Polizeiberuf abgeschlossen hatte.
    »Ich habe davon gehört«, bemerkte Dittel mit gespielter
Beiläufigkeit. »Jetzt ist mir auch klar, warum unsere Suche damals erfolglos
blieb. Wir haben alles versucht, sogar das Militär wurde von mir um
Unterstützung ersucht. Ich kenne General Friedmann von der Luftwaffe sehr gut
…«
    »Ich habe die Akten gelesen«, fiel ihm Trevisan ins Wort.
    Dittel räusperte sich. »Davon gehe ich aus, und deswegen frage
ich mich auch, was ich noch für Sie tun könnte. Wir haben uns nichts
vorzuwerfen, wir haben alles unternommen.«
    »Das steht außer Frage«, antwortete Trevisan, der gegen den
Eindruck anging, Dittels Arbeit bewerten zu wollen. Schließlich hoffte er, von
dem Mann noch Dinge zu erfahren, die er nicht aus den Akten entnehmen konnte.
»Mich interessieren vor allem Ihre Überlegungen und Mutmaßungen. Ich kenne die
Art und Weise, wie Polizeiakten angelegt werden. Am Ende fliegt alles heraus,
das nicht benötigt wird, und dadurch geht so mancher Ansatzpunkt verloren, der
erst einmal im Sande verlief. Aber eine gewisse Zeit später, aus einem anderen
Blickwinkel, könnte es durchaus lohnend sein, dieser Spur zu folgen, auch wenn
sie noch so vage klingt.«
    Dittel lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Trevisan ist Ihr
Name? Ich glaube, ich habe schon von Ihnen gehört. Waren Sie im
Ermittlungsdienst tätig?«
    »Beim FK1 in Wilhelmshaven, ich habe mehrere Jahre das
Kommissariat geleitet.«
    »Gut, das dachte ich mir schon, sonst hätten Sie mir die Frage
nicht gestellt«, antwortete der pensionierte Polizist nachdenklich. »Ich war
beinahe dreißig Jahre im Ermittlungsdienst und weiß, was Sie meinen. Meinem
Gefühl nach sind beide Mädchen tot. Sie sind dort im Wald ihrem Mörder
begegnet. Zufällig, glaube ich. Ich denke noch immer, dass es der Junge war,
dieser Apothekersohn. Und er hatte Hilfe. Nicht bei der Tat, aber anschließend,
beim Verschleiern der Spuren und beim Beseitigen der Leichen. Bei diesem
Mädchen, das oben im Norden aufgetaucht ist, kann es sich nicht um unser
Tatopfer handeln. Da liegt sicherlich eine Verwechslung vor.«
    »Das DNA-Muster ist identisch«, warf Trevisan ein.
»Wissenschaftlich gesehen gibt es keine Zweifel.«
    Kriminaloberrat a. D. Dittel rümpfte die Nase. »Das eine ist
die Wissenschaft, das andere ist mein Gefühl.«
    »Was glauben Sie, ist da draußen am Bannsee passiert?«, fragte
Trevisan.
    Dittel richtete sich auf. »Sie fuhren mit ihren Rädern auf dem
Waldweg bis zur Lichtung und dort ist es passiert. Sie liefen diesem
Apothekersohn in die Arme und der ist ausgerastet. Der klassische Fall.«
    »Wer könnte ihm geholfen haben, die Leichen und die

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