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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Spuren zu
beseitigen?«, fragte Lisa.
    »Er hat einen Vater, fragen Sie doch den.«
    »In den Akten steht, dass der Vater ein Alibi hat«, wandte
Trevisan ein. »Er kam erst zurück in den Ort, als die Suche bereits …«
    »Fragen Sie mich nicht, wie er das geschafft hat«, fiel ihm
Dittel ins Wort. »Blut ist dicker als Wasser. Uns ist es nicht gelungen, sein
Alibi zu erschüttern. Er hielt einen Vortrag in Hamburg, aber das wissen Sie ja
bereits.«
    »Was macht Sie so sicher, dass es der Junge war?«, fragte
Trevisan.
    »Wir hatten Zeugen, die ihn etwa zur angenommenen Tatzeit am
Waldrand unweit von diesem Gehöft gesehen haben«, erklärte Dittel. »Ich habe
einen Beschluss erwirkt und sein Zimmer durchsucht. Er hatte die Kette eines
der Mädchen dort versteckt und rastete aus, als wir sie fanden und ihm
wegnahmen. Zu viert mussten wir ihn bändigen, der hatte Bärenkräfte. Ein
riesiger und jähzorniger Kerl mit dem Verstand eines kleinen Kindes, was
glauben Sie, was der alles anrichten kann. Es war unverantwortlich, ihn einfach
so herumlaufen zu lassen.«
    Trevisan lächelte. »Der Psychiater, der den Jungen damals
untersuchte, ist da ganz anderer Auffassung.«
    Dittel wischte Trevisans Einwand mit einer Handbewegung fort.
»Er schleicht dort im Wald herum und trifft auf die Mädchen und sie geraten in
Streit, dann passiert es und ehe sich die Mädchen versehen, sind sie tot.
Irgendwie informiert er seinen Vater, der die Leichen beseitigt, doch die Kette
übersieht er. Anschließend schnappt sich der Vater den Rucksack eines der Opfer
und wirft ihn weit entfernt von Tennweide auf einem Rastplatz an der Autobahn
in ein Gebüsch, damit er gefunden wird und alle glauben, der Täter stammt nicht
aus dem Ort. Danach kehrt er in den Ort zurück und tischt uns die Geschichte
von diesem Seminar auf. Sagen Sie selbst, Herr … Herr …, das klingt doch
plausibel. Ich konnte ihm nur nicht nachweisen, dass er das Seminar bereits vor
siebzehn Uhr verlassen hat. Sie glauben gar nicht, wie sehr mich das
beschäftigt.«
    »Trevisan«, antwortete Trevisan. »Trevisan ist mein Name und ich
bin ehrlich gesagt nicht Ihrer Meinung. Außerdem gibt es da eine DNA-Spur am
Rucksack …«
    »… die nichts mit dem Fall zu tun haben muss«, schnitt ihm
Dittel abermals das Wort ab. »Wer weiß, wie lange der Rucksack dort schon lag
und wie viele neugierige Passanten da schon dran waren. Nein, ich bin
felsenfest davon überzeugt, der Junge war es und der Vater hat die Drecksarbeit
übernommen, damit sein Sohn nicht in eine geschlossene Anstalt muss. Und es hat
ja auch geklappt. Die Justiz ließ ihn wieder laufen, nachdem ich einen
Unterbringungsbefehl gegen ihn erwirkte.«
    »Sie haben recht, die DNA-Spur muss nicht zwangsläufig vom
Täter stammen«, stimmte Trevisan zu. »Aber die Lage der Spur zwischen den
Trageriemen spricht nicht unbedingt für eine flüchtige Berührung. Außerdem lag
der Rucksack in der Nähe des Walsroder Kreuzes. Erklären Sie mir, wie hätte der
debile Junge den dort ablegen können? Er war nicht mobil und sein Vater war an
diesem Tag in Hamburg.«
    »Ich weiß nicht, wer ihm geholfen hat, aber für mich steht
fest, dass es der Junge war. Der Richter hatte Bedenken und ließ ihn wieder
laufen, weil ein Gutachter zur Auffassung kam, dass der Apothekersohn zu
koordiniertem Handeln nicht in der Lage ist. Und ich hatte nur das Kettchen in
der Hand. Das war dem Richter zu wenig.«
    Trevisan schüttelte den Kopf. Dieser Mann hatte sich in seine
Geschichte verrannt und es war sinnlos, mit ihm weiter darüber zu sprechen. Er
erhob sich und lächelte freundlich.
    Lisa räusperte sich. »Sie halten wohl nicht viel von moderner
Forensik und wissenschaftlichen Methoden.«
    »Wir ließen damals umgehend ein DNA-Profil der Mädchen
erstellen«, entgegnete Dittel bissig. »Ich war selbst dabei, als wir die
persönlichen Gegenstände der Mädchen bei den Eltern abholten. Ich sperre mich
also überhaupt nicht gegen moderne Ermittlungsmethoden, ich behaupte nur, dass
Wattestäbchen und Reagenzgläser keine echte Ermittlungsarbeit ersetzen
können.«
    »Es wurden mittlerweile sehr viele Altfälle durch wissenschaftliche
Methoden geklärt«, widersprach Lisa.
    »Ach, Mädchen«, antwortete Dittel hochmütig. »Ich war über
vierzig Jahre im Ermittlungsdienst tätig. Ich habe Dinge erlebt, die Sie mir
kaum glauben werden. Ich vertraue nur einem.«
    »Und das wäre?«, fragte Trevisan.
    Dittel fasst sich an seine Nasenspitze.

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