Der Sohn des Apothekers (German Edition)
hat
man lebend aufgefunden. Er lag irgendwo in einer alten Torfgrube. Man hat ihn
niedergeschlagen und dort begraben, aber er hat überlebt.«
Hanna schaute Trevisan fragend an. Trevisan räusperte sich.
»Ich denke, ich sollte zuerst mit Sobeck sprechen. Ich will wissen, was er von
dem Journalisten erfahren hat. Wir treffen uns in einer halben Stunde.«
Trevisan telefonierte beinahe eine Stunde mit Sobeck und sah in
erwartungsvolle Mienen, als er den Konferenzraum betrat. Dort saß auch Engel
mit am Tisch und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
»Wir lagen von Anfang an richtig«, sagte Trevisan. »Der
Journalist wurde an den Bannsee gelockt und dort niedergeschlagen. Der oder die
Täter hielten ihn wahrscheinlich für tot und legten ihn knapp sieben Kilometer
entfernt von Tennweide in eine ehemalige Torfgrube. Er hat überlebt, ist
derzeit aber noch nicht vernehmungsfähig.«
»Was meinen Sie damit, dass Sie richtig lagen, Trevisan?«,
fragte Engel.
»Der Journalist hatte eine Verabredung mit dem Sohn des
Apothekers«, erklärte Trevisan. »Die Täter haben versucht, das Treffen zu
verhindern. Damit ist klar, dass der oder die Täter aus Tennweide stammen und
das Sven Thiele möglicherweise etwas weiß, das den Täter verraten könnte.«
Engel überlegte. »Wenn Sie recht haben, dann lässt sich eine
Speichelüberprüfung rechtlich ganz einfach begründen.«
»Der DNA-Test läuft bereits, der Antrag wurde genehmigt«,
antwortete Trevisan. »Wir müssen den Journalisten beschützen. Zwei Mann, rund
um die Uhr. Wir können nicht ausschließen, dass die Täter noch einen Versuch unternehmen.«
»Und was ist mit dem Jungen?«, fragte Engel.
Trevisan überlegte. »In der Klinik ist es schwer, an ihn
heranzukommen, aber ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Wir sollten auf
ihn aufpassen.«
Engel erhob sich. »Ich werde das sofort in die Wege leiten.«
»Und was tun wir?«, fragte Hanna.
»Nehmt diesen Kevin Klein, den Polizistensohn, mal genau unter
die Lupe. Sein Vater war damals als Ortskundiger maßgeblich an den Ermittlungen
beteiligt. Er hätte ohne weiteres Beweismittel verschwinden lassen können. Und
kein Wort davon außerhalb dieser Abteilung, verstanden?! Ich habe mit Sobeck eine
Nachrichtensperre vereinbart. Wir wollen die Kerle nicht noch auf dumme
Gedanken bringen.«
»Das ist aber ein schwerer Verdacht, den Sie hier aussprechen«,
wandte Engel ein.
»Das lassen Sie mal meine Sorge sein«, antwortete Trevisan.
»Jeder im Ort ist verdächtig, da nehme ich Klein nicht aus.«
29
Freitag
Bevor Trevisan an diesem Morgen das Dienstgebäude verließ,
um nach Mardorf zu fahren, erkundigte er sich nach Kriminaloberrat Engel. Doch
dieser hatte bereits das Haus verlassen, um in Langenhagen mit der
Klinikleitung zu sprechen. Er wollte den Schutz des jungen Apothekersohnes
organisieren. Zwei Kollegen der Fahndungsabteilung hatten ihn begleitet.
Als Trevisan zurück in sein Büro ging, um seine Jacke und den
Wagenschlüssel zu holen, rief ihn der Kollege Schaarschmitt von der
Kriminaltechnik an. »Sie haben uns in den letzten Tagen ja ganz schön auf Trab
gehalten, meine ganze Abteilung arbeitet derzeit ausschließlich für das Referat
32.«
»Tut mir ehrlich leid für euch«, antwortete Trevisan, »aber wir
suchen einen Mörder.«
»Schon klar, Kollege. Die richterliche Anordnung liegt uns
jetzt vor, die Meldeämter haben uns ihre Listen zur Verfügung gestellt und die
relevanten Personen sind für den morgigen Tag vorgeladen. Insgesamt 646 Männer
aus Mardorf, Tennweide, Rehburg und Neustadt. Wir haben einen ganz schön großen
Aufwand betreiben müssen, um geeignete Räumlichkeiten zu finden. In Rehburg,
Mardorf und Neustadt war das kein größeres Problem, da gibt es kommunale
Gebäude, aber vor allem in Tennweide hatten wir Schwierigkeiten. Wir sind nun
im Gasthof Klosterkrug untergekommen. Zwei Ausweichtermine für
Nachzügler sind im Laufe der Woche vorgesehen. Abends natürlich, dass auch
wirklich jeder kann. Das gibt eine ganze Menge Überstunden für diese DNA-Reihenuntersuchung.
Und am Ende weiß man nie, ob überhaupt etwas Zählbares dabei herauskommt.«
»Ich weiß, aber wir müssen es trotzdem versuchen.«
»Werden Sie morgen ebenfalls vor Ort sein?«
»Ich weiß noch nicht«, antwortete Trevisan.
»Gut, Kollege, ich wollte Sie nur in Kenntnis setzen, dass die
Vorbereitungen abgeschlossen sind. Mit ersten Ergebnissen kann man dann
frühestens in zwei Wochen
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