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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Es ist leicht zu erkennen, daß dein unbekannter Vater ebenfalls zur Verbesserung deiner Anlagen beigetragen hat.«
    »Falls das für Euch von Bedeutung ist zu wissen, Herr«, hast du kühn gesagt, »so bin ich, abgesehen von allem anderen, auch noch Jungfrau.«
    An dieser Stelle will ich etwas gestehen. Selbst damals, Verónica, in diesem zarten Alter warst du nicht nur intelligent und über die Maßen gebildet, sondern auch so fraulich, körperlich so schön und reizvoll, daß du eine echte Versuchung für mich bedeutet hast. Ich hätte dich vielleicht gebeten, mehr als nur meine Gefährtin und meine Schreiberin zu werden. Doch dieser Gedanke ging mir nur flüchtig durch den Kopf, denn ich hielt mich immer noch an das Versprechen, das ich mir im Gedenken an Ixinatsi gegeben hatte. Tatsächlich hätte ich mich über körperliche Nähe und Vertrautheit gefreut. Doch ich wagte weder dich in Versuchung zu führen noch dich zu einer intimen Beziehung zu überreden, denn ich wäre dadurch Gefahr gelaufen, mich in dich zu verlieben. Und ich hatte geschworen, nie wieder eine Frau wirklich zu lieben.
    In Hinblick auf das, was sich später herausstellte, war es gut, daß ich es nicht tat. Trotzdem kam es unvermeidlich und unabwendbar dazu, daß ich dich sehr liebgewann.
    Doch damals sagte ich nur: »Zieh dich wieder an und komm mit. Wir werden die Purémpe-Frauen um einige der Gewänder erleichtern, die sie in den Kleiderschränken von Tonalá gefunden haben. Du verdienst die schönsten Kleider, kleine Verónica.« Leise lachend fügte ich hinzu: »Und du wirst mit Sicherheit auch etwas brauchen, das du darunter tragen kannst, wenn du auf einem Pferd neben mir reiten willst.«
    Nicht alle unserer folgenden Siege waren so leicht zu erringen wie die Eroberung von Tonalá. Von unserem Lager schickte ich Kundschafter und Boten nach allen Richtungen in die Umgebung aus. Als ihre Berichte eintrafen, beschloß ich, den nächsten Überfall auf die Spanier zu einem doppelten Angriff zu machen – zur gleichen Zeit an zwei weit voneinander entfernten Orten. Das würde sicherlich dazu beitragen, die Befürchtungen der Spanier zu vergrößern, wir seien zahlreich, zu allem entschlossen, schlagkräftig und in der Lage, überall anzugreifen. Es würde sie davon überzeugen, daß es sich nicht nur um den Aufstand einiger weniger unzufriedener Stammeskrieger handelte, sondern um eine wirkliche, landesweite Rebellion gegen alle weißen Eroberer. Mehrere Kundschafter meldeten, in einiger Entfernung südöstlich unseres Lagers befinde sich ein ausgedehntes Gebiet mit reichen Estancias und Landgütern, deren Besitzer ihre Häuser aus Gründen der Bequemlichkeit, der nachbarschaftlichen Beziehungen und des gegenseitigen Schutzes alle in der Mitte dieser Gegend errichtet hätten.
    Andere Späher berichteten, daß sich im Südwesten an einem Kreuzweg ein spanischer Handelsposten befinde, dessen Geschäfte mit reisenden Kaufleuten und ansässigen Landbesitzern blühten. Allerdings sei er stark befestigt und werde von einem großen Trupp spanischer Fußsoldaten geschützt.
    Ich beschloß, als nächstes an diesen beiden Plätzen gleichzeitig zuzuschlagen. Ritter Nochéztli sollte den Überfall auf die Güter der Landbesitzer anführen und ich den Angriff auf den Handelsposten. Jetzt würde ich einem Teil unserer Krieger, die bis jetzt nicht zum Zuge gekommen und daher neidisch waren, Gelegenheit bieten, Beute zu machen, Ruhm zu erringen und einen den Göttern gefälligen Tod zu finden. Deshalb teilte ich Nochéztli die Krieger der Cora und Huichol zu sowie alle Berittenen, darunter auch Verónica als Chronistin der Schlacht. Ich nahm außer den Kriegern der Rarámuri und Otomi die besten Arkebusen-Schützen mit mir. Alle, die bei der Einnahme von Tonalá dabeigewesen waren, mußten zurückbleiben. Das führte dazu, daß die Yaki in ihrer gewohnten widerspenstigen Art murrten. Ich ließ mich jedoch nicht davon beeindrucken. Nochéztli und ich berechneten sorgfältig die Zeit, die wir für den Marsch brauchen würden. Dann bestimmten wir den Tag für unsere getrennten, aber gleichzeitigen Angriffe und einigten uns auf einen späteren Tag, an dem wir uns siegreich wieder im Lager treffen würden. Danach setzten wir uns in unterschiedliche Richtungen in Bewegung.
    Wie ich bereits gesagt habe, ging bei meinem Krieg nicht immer alles glatt. Bei dem Überfall auf den Handelsposten schien ein Ergebnis, das man als Sieg hätte bezeichnen können, zunächst

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