Der Sohn des Bannsängers
seinen Kater, sondern auch die vergangenen Jahre immer weiter hinter sich zu lassen.
»Der Kopf tut mir noch weh, aber nicht vom Eisen«, verkündete er schließlich.
»Das vergeht.« Viz hüpfte wieder zu seinem kleinen Sitzplatz hoch. »Es wird wieder sein wie in den alten Zeiten.«
»Wie in den alten Zeiten«, wiederholte Snaugenhutt, noch immer leicht benommen.
Buncan tätschelte Snaugenhutts gepanzerte Schulter. »Es geht darum, eine Dame in Bedrängnis zu retten, Krieger.«
»Ich muß zugeben, das ist ein beeindruckender Anblick. Offenbar steckt da eine Menge Arbeit drin.« Gugelund zwinkerte Squill mürrisch zu. Der Otter grinste bloß.
»Wimpel«, erklärte Snaugenhutt unerwartet. »Ich will Wimpel.«
»Sie wollen einen Gimpel?« murmelte Gugelund, der ihn falsch verstanden hatte.
»Nein, Wimpel. Und Bänder. Eine Menge Bänder. Bunte Bänder. Und Farbe. Dieses Schwarz ist zwar furchteinflößend, aber ich will eine Kriegsbemalung. Gelbe und rote Flammen, au ja! Ich will aussehen, als käme ich geradewegs aus der Hölle. Scheiße, ich werde die Hölle sein!« Zitternd vor Erregung wandte er sich an Squill.
»Wir werden deine Schwester retten, Flußläufer. Bei den Falten in meiner Haut, das werden wir! Wir werden sie retten und diesen Baron in die Flucht schlagen. Ganz Camrioca fürchtet sich vor ihm, einschließlich seiner Freunde. Aber ich nicht. Ich nicht.«
Squill erwiderte sein Lächeln, murmelte aber halblaut vor sich hin: »Von wegen!«
Mit einem kurzen, knappen Knurrer schwenkte Snaugenhutt den Kopf scharf nach rechts und schmetterte einen schweren Stützbalken aus seiner Halterung, als wäre er ein Zahnstocher. Eine Ecke der Stalldecke krachte herunter.
»Bitte«, flehte Gugelund ihn an, »nehmen Sie Rücksicht auf Ihr Quartier! Wir werden dafür aufkommen müssen.«
Das Nashorn schüttelte den Kopf. »Miese Konstruktion. Ich will eine Kriegsbemalung! Und Wimpel und Bänder. Und Trompeten, wenn's sich machen läßt.«
Gugelund überschlug im Geiste seine Finanzen. »Trompeten kommen nicht in Frage, aber es könnte sein, daß wir ein paar von den anderen Sachen besorgen können.«
Buncan starrte das Nashorn verdutzt an. Gepanzert und hellwach wirkte es um Jahre verjüngt, dynamisch und unternehmungslustig. Seine Augen sprühten Feuer, sein Gang war energisch. Die Verwandlung war verblüffend. Offenbar galt das alte Sprichwort für alle Gattungen.
Kleider machen das Nashorn.
Er war so aufgeregt, daß er ein winziges Detail vollkommen vergessen hatte. Dieses Detail machte von sich aus auf sich aufmerksam, indem es herübergeschlendert kam und auf ihn herunterschaute.
»Hat Spaß gemacht, für euch zu arbeiten, junger Mensch.« Der Bärenschmied legte Buncan die schwere Tatze auf die Schulter. »Dat war die Mühe wert. Ich weiß, welchen Ruf dieser Krasvin genießt, und kann ihn selbst nich leiden.« Er drehte sich um und ging zum Tor, gefolgt von seinem Assistenten.
»Bis in einer Stunde«, rief der Bär ihnen über die Schulter zu.
»Eine Stunde.« Buncan wandte sich zu Squill herum. Gugelund und Viz unterhielten sich angeregt mit Snaugenhutt. Links von ihm lächelte der Otter strahlend und ließ die scharfen weißen Zähne aufblitzen.
Buncan legte dem Freund kameradschaftlich den Arm um die Schulter. »Sag mal, warum eigentlich werden wir in einer Stunde beim Schmied erwartet?«
»Na, um den Empfang des neuen Nachthemds von Eisenarsch zu bestätigen, Kumpel.«
»Ich dachte, ihr wolltet was stehlen.«
»Ich gebe zu, daß ich daran gedacht 'abe, aber als ich mir so vorgestellt 'ab, was wir eigentlich brauchen, wurde mir immer klarer, daß ich mir die nötige Ausrüstung nich einfach bei 'nem Waffenschmied in die Taschen stecken und dann aus dem Laden spazieren konnte. Selbst wenn das gegangen wäre, 'ätte ich einen verdammten Wagen klauen müssen, um das Zeug zu schleppen, und Echsen, um den Wagen zu ziehen. Das war einfach zu kompliziert gewesen.«
Buncan ruckte mit dem Kopf in Richtung des mittlerweile geschlossenen Tors. »Und wie hast du ihn zu der Lieferung überredet?«
Der Otter wirkte verlegen. »Erzähl das nich meinen Freunden und meiner Familie weiter, Kumpel, aber ich 'ab sozusagen... dafür bezahlt.«
Buncan runzelte die Stirn. »Dafür bezahlt? Squill, hast du uns etwa was verheimlicht?«
»Also, Kumpel, das würde ich doch nie tun! Is 'alt so, daß ich mir dachte, ich nehm ein paar Münzen für den Notfall mit, und der war ja nun wohl eingetreten.«
Buncans
Weitere Kostenlose Bücher