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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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allein auf dem Schulhof. Er verzog das Gesicht, machte kehrt und begann zu rennen. Jedoch nicht aufs Schulgebäude zu, nicht seinem Lehrer hinterher, sondern zu den nahestehenden Bäumen. Dem Trost des Waldes entgegen, der ihn nicht kritisierte. Auf den Balsam des Glockenwaldes zu, der ihn fraglos willkommen hieß.
    Er rannte ziellos weiter, an klirrenden Glockenbäumen vorbei. Er war ein guter Läufer, und schon bald hatte er die Schule und die Außenbezirke von Lynchbany weit hinter sich gelassen. Dieselbe leichte Brise, die in den Glockenblättern rührte, kühlte ihn auch beim Laufen. Bunte Glasschmetterlinge flitzten durchs Gezweig, und in einem halb aufgefressenen Busch sah er im Vorbeirennen die metallischen Schuppen von Spiralsäulern aufblitzen.
    Die Erschöpfung ließ ihn langsamer werden. Mitgefühl hin oder her, Buncan wußte, daß Waschwurn seine Eltern von dem Vorfall und seinem darauffolgenden Schwänzen unterrichten würde. Es wäre nicht das erste Mal und bedeutete, daß er eine weitere Strafpredigt seines Vaters würde über sich ergehen lassen müssen. Lieber hätte er Prügel eingesteckt, doch dafür war Jon-Tom zu aufgeklärt. Wenn der alte Herr bloß gewußt hätte, wie schmerzhaft seine Worte seinem Sprößling in den Ohren klangen.
    Unmittelbar vor ihm lag der Fluß. Er könnte der weiten Biegung bis zur anderen Seite von Lynchbany folgen und sich dort herumtreiben, in Gesellschaft von Freunden, welche die Schule und selbst jeden Gedanken an eine Lehre längst aufgegeben hatten. Borgemont, der Mungo, würde bald aufwachen, und Sissily, menschlicher Abstammung wie er, nur viel hübscher, mochte sich ebenfalls blicken lassen.
    Doch er überlegte es sich anders und wandte sich nach Süden, immer am Wald entlang, unterwegs zu dem einen Ort, an dem jedermann nach Antworten suchte. Was er vorhatte, würde ihm nicht leichtfallen, wäre vielleicht sogar erniedrigend, aber er konnte noch nicht wieder nach Hause gehen, und er konnte auch nicht zur Schule zurück. Einen anderen Ort gab es nicht.
    Finstere Wolken hingen über der mächtigen alten Eiche. Sie schreckten ihn nicht, denn er wußte, sie würden sich nicht lange halten. Der übrige Himmel war vollkommen klar. Das bedeutete, daß Clodsahamp zu Hause und bei der Arbeit war. Von Zeit zu Zeit sah man alle möglichen Arten von Erscheinungen über seinem Baum schweben; sich kreuzende Regenbögen, strahlenden Sonnenschein, tropische Regengüsse, hin und wieder ein Bruchstück eines verirrten Kometen.
    Weniger erfreuliche Anblicke begrüßten nächtliche Besucher; Schwärme dunkler geflügelter Gestalten mit glühenden orangen Augen oder empfindlichen Fühlern.
    Buncan fürchtete sich nicht vor Wolken, wie bedrohlich sie auch aussehen mochten. Er trat aus dem Wald auf die frisch gemähte Lichtung hinaus, die den Baum umgab. Im nächsten Augenblick drang ein tiefes Grollen an seine Ohren, und er schaute sich argwöhnisch um.
    Aus dem Zentrum der brodelnden Wolken senkte sich ein scharf umrissener, wirbelnder Tunnel herab, dessen Ende wie ein nekromantischer Bohrer in den Boden drang.
    Buncans erster Gedanke war, loszurennen und Clodsahamp zu warnen. Aber wenn der Hexer nun nicht zu Hause war? Wenn ein alter Feind seine Abwesenheit nutzte, um den geliebten Baum des Schildkröterichs zu zerstören?
    Die Duar lastete schwer auf seinem Rücken. Zu seiner Musik hatte er volles Vertrauen, aber seine Stimme, seine Texte... Wenn er alles nur noch schlimmer machte? Wenn er die Erscheinung, anstatt sie zu bannen, erst auf sich aufmerksam machte?
    Während er noch zögerte, berührte der Tunnel den Boden, bohrte sich wie ein Korkenzieher in den gepflegten Garten, und Zweige, Blätter und Dreck flogen nach allen Seiten. Trotz seiner weitverzweigten Wurzeln wurde ein Kugelbusch aus dem Boden gerissen und verschwand in einem heulenden Trichter.
    Dann berührte die umherwirbelnde Spitze den Baum. Sie verdunkelte sich vorübergehend, wurde dichter und glitt mühelos in ein halb geöffnetes Fenster im oberen Stock. Buncan hörte, wie sie irgendwo tief im Innern des unersetzlichen Baumstamms grollte und toste.
    Es wurde allmählich Zeit, daß er einen Entschluß faßte. Er könnte nach Hause laufen und seinem Vater davon berichten. Jon-Tom würde bestimmt wissen, was zu tun war. Oder...
    Er könnte selbst die Initiative ergreifen. Hatte er nicht auf eine solche Gelegenheit gewartet?
    Er machte im Gehen die Duar bereit und schritt entschlossen über die Wiese, die

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