Der Sohn des Bannsängers
Gesellschaft von so schwerfälligen Geschöpfen wie Menschen suchten.
Squill glättete sorgsam die Federn an seiner Kappe, während seine Schwester ihr Kopfband richtete.
»Euch beide sieht man auch nie in der Schule«, bemerkte Buncan. »Wie wollt ihr da jemals etwas lernen?«
»Was«, meinte Squill, »du meinst, wir liefen bloß im Wald rum und machten Quatsch, so wie du jetzt gerade? Mensch, das krieg ich auch noch 'in, ohne nächtelang über irgend welchen Lehrbüchern zu 'ocken.«
Neena rückte näher an ihn heran. »Was war denn, Bunky?«
Er zuckte die Achseln. »Bin wieder mal mit Fasvunk aneinandergeraten. Mußte mir von Meister Waschwurn eine Standpauke anhören.«
Sie rümpfte die schwarze Nase, »Mist, das nervt.«
»Lang gedauert hat's nicht. Dann bin ich Clodsahamp besuchen gegangen.«
»Im Ernst?« Squill reckte den Kopf. »Du allein? Das is schon was, 'aste irgend welche Sprüche gelernt?«
Buncan schüttelte den Kopf. »Nichts. Hab bloß 'nen Rat bekommen. Den ich nicht hören wollte.« Er zielte mit dem Fuß nach einem Schelfpilz, trat das Faulgewächs von der Wurzel los.
»Erzähl keine Sachen, Kumpel. Ich, ich 'ab keinen Rat nich nötig.« Scharfe Zähne blitzten auf. »Ich weiß schon alles.«
Seine Schwester zog einen Flunsch. »Du weißt gar nichts, Bruder. Ich find e'er, du weißt weniger als nichts.«
»Ach, wirklich? Und was is mit meiner Kenntnis der Physik oder der Technik? Oder daß ich deinen Quadratschädel in ein rundes Schlangenloch einpassen kann?« Er bewegte sich auf sie zu.
Buncan streckte die Hände aus. »Könnt ihr nicht mal 'ne Pause einlegen? Mir geht's dreckig, und ihr albert bloß rum.« Squill betrachtete seinen Freund mit gerunzelter Stirn. »Also, du bist wirklich down, 'ab ich recht?« Er legte seinen kurzen Arm so weit um den Rücken des Menschen, wie er konnte, und achtete darauf, nicht gegen die Duar zu stoßen.
»Ich hab einfach solche Langeweile«, erklärte Buncan. »Ich möchte große Dinge tun, die Urkräfte des Lebens herausfordern. Ich will Bannsänger werden.«
»O je«, murmelte Neena, »das schon wieder.«
»Nimm's nicht persönlich, Kumpel«, sagte Squill, »aber du singst nich mal gut genug, um einen tauben Dugong einzuwickeln, geschweige denn eine Urkraft.«
»Ja, gut, man kann halt nicht auf einem einsaitigen Bogen spielen«, gab Buncan zurück.
Squill hob beide Pfoten, »'e, das weiß ich, Kumpel.«
Buncan blickte mürrisch zu Boden. »Ich mache mir ständig selbst was vor, rede mir ein, ich könnte besser werden. Aber im Grunde weiß ich, daß ich niemals gut genug singen werde, um zaubern zu können.«
»Wenigstens spielst du ein Instrument«, meinte Neena. »Ich wünschte, ich könnt auch eins spielen.«
»Ich auch«, bekannte ihr Bruder.
Buncan glitt von der Wurzel herunter und wandte sich zu ihnen um. »Wie soll ich etwas herbeibannen, wenn ich nicht singen kann? Wie soll ich die Welt retten und schöne Maiden aus Gefahren befreien, wenn ich die Zauberei nicht beherrsche?«
»Ah!« bellte Neena. »Jetzt kommt die Wahrheit ans Licht, tut sie. Du bist genau wie alle anderen Männer.«
Er funkelte sie an. »Warum mußt du immer alles auf eine so gemeine und ordinäre Ebene herunterziehen, Neena?«
Sie klimperte verführerisch mit den Wimpern. »Weil ich ein gemeines und ordinäres Mädchen bin, Buns.«
Er wandte sich von ihnen ab. »Verdammt noch mal, ich will etwas... etwas Edles und Erhebendes tun!«
Squill klopfte auf das Gewächs, auf dem er saß. »Wir könnten auf diesen Baum klettern.«
Buncan, mit seiner Geduld am Ende, fuhr zu seinem Freund herum. »Kannst du nicht mal eine Minute ernst sein?«
Der Otter dachte angestrengt nach. »Also, das is aber 'ne schwere Bitte, Kumpel.« Er schaute seine Schwester an. »Aber weil du unser bester Freund bist, werden wir uns mal anstrengen.«
»Ich danke euch«, sagte Buncan übertrieben förmlich. »Wißt ihr, ich kann gut genug singen, um zu zaubern. Ich singe bloß nicht gut genug, um die Magie auch zu beherrschen.«
»Klingt nicht gerade nach 'ner vielversprechenden Waffe, mit der du den Urkräften trotzen könntest.« Diesmal lächelte Squill nicht. »Und um aus 'ner Klemme rauszukommen, würd ich mich auch nich auf deine Schwertarbeit verlassen. Ich 'ab dich schon mit dem Schwert kämpfen sehn.«
»Du kannst es auch nicht mit deinem Vater aufnehmen.«
»Das stimmt, Mudge schwingt immer noch 'ne flinke Klinge«, pflichtete Neena ihm bei. »Auch wenn die Schnurrhaare
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