Der Sohn des Bannsängers
allmählich mit seiner Litanei zu Ende kam.
»... und ich«, schloß das grobschlächtige Wesen, »bin der Hund von Baskerville.«
Buncan runzelte die Stirn. »Kommt mir so vor, als hätte ich schon mal von dir gehört.«
Der Hund wirkte erfreut. »Dann reicht also unser Ruf bis übers Moor hinaus. Das ist erfreulich, wenn auch nicht unerwartet. Die besonderen Nebel und Winde der Wirrwarr- Moore tragen vieles nach draußen.« Er hob das Schwert. »Jetzt, wo ihr wißt, wer sich an euch laben wird, können wir beginnen. Es ist an der Zeit, auf die Worte das Gemetzel folgen zu lassen. Aber das ist kein Grund zum Verzagen. Wir sind nicht brutal. Wir werden es möglichst schnell machen. Wenn ihr zu dem Schluß gelangt seid, daß Widerstand nicht nur zwecklos, sondern auch schmerzhaft ist, senkt einfach die Arme und legt die Köpfe nebeneinander auf den Boden. Ich werde euch persönlich die Ehre erweisen. Meine Kollegen neigen zur Schlampigkeit.«
Buncan hob die Hand. »Wartet! Ein letztes Lied, bevor wir sterben. Möchtet ihr euch als großzügig erweisen, gewährt uns diese letzte Freude.«
Der Hund runzelte die Stirn. »Musik macht sich hier nicht gut. Die Luft drückt sie nieder. Aber wenn ihr das dem Kampf vorzieht, macht nur zu.«
»Oi, danke«, sagte Squill. »Also, ich würde lieber mit einem Lied auf den Lippen sterben.« Er legte Bogen und Pfeil beiseite.
»Beeilt euch«, grummelte der Hund. »Mir knurrt schon der Magen.«
Buncan begann zu spielen. Mit dem Text, den er ihnen vorgegeben hatte, fielen die Otter ein, transponierten und transformierten, bis ein Rap entstand, der anders war als alles, was sie bislang probiert hatten.
»Wieviel, wieviel, wieviel?
Wieviel kostet das 'ündchen, das da, Kein Vergleich mit der da Im Fenster, Mann, im Fenster Wie die Leute vorm Krieg, kein Vergleich mit der da im Fenster. Schau 'in und sieh; wieviel kostet die?«
Die Hunde wirkten gelangweilt und verwirrt zugleich, während Buncan Akkord auf Akkord türmte, dem seltsamen Text Schwung verlieh und ihn mit einem unwiderstehlichen Vorwärtsdrang ausstattete, der die Komponisten des ursprünglichen Liedchens ohne Zweifel erstaunt haben würde.
Nichts geschah.
Kein riesiger anderweltlicher fleischfressender Warmblüter materialisierte sich, der die Hunde gefügig gemacht hätte, keine fangzahnbewehrten Untiere hoben sich aus dem Schlamm empor, um sie einzeln anzugreifen. Ebensowenig führten die Worte zum Erscheinen eines angriffslustigen Zaubergeräts wie des Riesenhammers.
»Legt euer Herz hinein!« zischte Buncan seinen Gefährten zu. Neena antwortete mit einer aus Verzweiflung und Hilflosigkeit geborenen unanständigen Geste.
Das war's, dachte er erschöpft. Nicht nur, daß wir unser Ziel nicht erreichen werden, wir scheitern schon am Anfang. Kaum daß man ein paar gewöhnliche Banditen in die Flucht geschlagen hat, glaubt man schon, man könnte es mit der ganzen Welt aufnehmen. Ihr Ableben würde ebenso jäh wie erniedrigend sein.
Zwischen dem Wagen und dem Anführer der Hunde bildete sich ein rötlicher Nebel.
Die Zugechsen bewegten sich unruhig, sie fauchten und spuckten wild um sich, zwangen den überraschten Gugelund, die Zügel zu gebrauchen, damit sie nicht durchgingen. Der Hund sprang zurück, hielt sich das Schwert abwehrend vor die Brust. Die Mitglieder seiner Bande ließen ein nervöses Gemurmel hören.
»Singt weiter, ganz egal was, aber singt weiter!« drängte Buncan seine Freunde. Die Otter brauchten keine Ermutigung, sie variierten die mittlerweile geradezu wahnwitzige Melodie ein ums andere Mal. Auf ihre Weise waren sie ebenso hypnotisiert wie die Hunde.
Was aber war es, das sie mit ihrem Gesang herauf- beschworen?
Der Nebel wallte ziellos umher, als suchte er nach einem Kristallisationskern, an den er sich heften könnte. Schließlich begann er zu schillern. Schemen tauchten auf, die sich allmählich zu ebenso festen wie gewichtigen Gestalten verdichteten.
An ihren Leibern funkelte keine Rüstung, sie trugen keine Waffen. Tatsächlich waren sie kaum bekleidet, und das wenige, was sie trugen, diente eher dazu, zu unterstreichen als zu verbergen. Buncan zählte ein gutes Dutzend der unheimlichen Gestalten, für jedes Mitglied der gefräßigen Runde eine. Wenngleich nicht ausnahmslos Jagdhunde, waren sie doch allesamt attraktive Vertreterinnen der hündische Rasse. Selbst für Buncans ungeübten Blick wirkte ihr Aufzug aus Samt und Seide provozierend.
Außerdem waren sämtliche Hündinnen
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