Der Sohn des Bannsängers
uns.«
»Vielleicht auch nicht«, meinte Squill aufgekratzt. »Vielleicht 'aben wir nach Nordwesten ja jetzt freie Schwimmbahn. Verdammt noch mal, wir sind noch nich mal durchs Moor durch, und schon sind wir nich nur mit einer, sondern gleich mit zwei Räuberbanden fertig geworden.«
»Vielleicht hast du recht.« Der Händler saß jetzt ein wenig aufrechter auf dem Bock. »Auch wenn es meiner Natur zuwiderläuft, sollte ich vielleicht ein bißchen zuversichtlicher sein.«
»Wir bewirken Wunder für dein Sozialleben, Kumpel.« Squill legte dem Faultier die Pfote auf die Schulter. »Kümmer dich nur ums Fahren, dann kümmern wir uns um die Bösewichter, die uns unterwegs begegnen.«
Gugelund nickte bedächtig. »Ich hoffe bloß, eure Fähigkeiten entwickeln sich ebenso rasch wie dein Dünkel, Flußläufer.«
VIII
Eine Weile schien es so, als sollte Squill mit seiner Zuversicht recht behalten. Die restliche Reise durch die Wirrwarr-Moore verlief ohne Zwischenfall, beeinträchtigt lediglich durch ein beschädigtes Rad, das der Händler rasch und geschickt reparierte. Während sie weiterfuhren, spielte Buncan häufig auf der Duar, und die Otter begleiteten ihn mit ihrem Gesang, um die drückende Mooratmosphäre zu lindern. Die Hunde ließen sich nicht mehr blicken, und auch sonst stellte sich ihnen nichts Widrigeres in den Weg als einmal ein feindseliger Giftpilz.
Schließlich gelangten sie aus der tristen Umgebung des Moors auf eine weite, spärlich bewachsene Ebene, wie sie Buncan und die Otter noch nicht gesehen hatten. Aufgewachsen am Rande der üppigen Glockenwälder, brachen sie angesichts der kümmerlichen Bäumchen und der dichten, trockenblättrigen Büsche und Gräser, welche das Land bedeckten, sogleich in Entzücken aus.
»Oi, is das die Wüste?« fragte Neena verwundert, während der Wagen den kaum sichtbaren Weg entlangrumpelte. »Von der Wüste 'ab ich schon ge'ört, 'ab ich.« Hinter ihnen verdeckte eine niedrige Bank aus dauerhaftem eitrigem Nebel die westlichen Ausläufer des Moors. Strahlender Sonnenschein hatte die letzten psychischen Nachwirkungen der manischde- pressiven Pilze verscheucht. Es war eine Freude, endlich auf den mentalen Schutzpanzer verzichten zu können.
Pirouetten drehende Winde wirbelten hin und wieder bläulichen Staub zu Windhosen empor. Auf der Suche nach kleinerer, der Schwerkraft unterworfener Beute am Boden beschrieben breitflüglige Flugechsen Raubvogelkreise in der Luft. Schlanke, flinke vielfüßige Wesen flüchteten vor dem Wagen und verschwanden in verdeckten Löchern und im Gebüsch.
»Nein, das ist nicht die Wüste«, erklärte Gugelund geduldig.
»Hier gibt es viel zuviel Wasser, das sieht man auch am üppigen Pflanzenwuchs. Ich würde ödes Hochland dazu sagen.«
Er nickte in die Richtung hoher, mit Zwergeichen bestandener Tafelberge. An den Stellen, wo herabfließendes Wasser die Bergflanken ausgewaschen hatte, trat vielfarbener Sandstein zutage, der in der Sonne wie die Schichten eines Baumkuchens funkelte. »Das ist hübsch.«
Buncan war einer Meinung mit ihm und hätte gern ein, zwei Tage lang die Gegend erkundet, doch dazu hatten sie keine Zeit. Außerdem teilten die Otter seine Lust am Umherstromern nicht. Die Tatsache, daß es keine fließenden Gewässer in der Nähe gab, machte sie nervös.
Die Landschaft veränderte sich im Verlauf der nächsten paar Tage nur wenig. Wenn es auch keine' Wüste war, so war es ihnen doch mehr als warm. Zum Glück fanden sie genügend Wasser in den kleinen Bächen, die von den Tafelbergen herunterströmten, und in schattigen Tümpeln, die tief genug waren, daß die Otter hin und wieder ein erfrischendes Bad nehmen konnten.
»Lebt hier eigentlich niemand?« fragte Buncan am vierten Tag seit Durchquerung des Moors ihren Führer. Der Wagen knarrte kontrapunktisch zu seiner Frage.
»Es heißt, es gäbe hier Siedlungen«, antwortete Gugelund, »aber über dieses Land ist nur wenig bekannt. Die zivilisierten Leute halten sich an die Glockenwälder oder reisen entweder nach Süden den Tailaroam hinunter bis ans Glittergeistmeer oder flußaufwärts nach Polastrindu.«
»Ich wüßte nicht, warum jemand freiwillig hier leben sollte.« Neena schniefte mißbilligend, während sie die unwirtliche Gegend musterte, »zu trocken, zu abgelegen, wa?«
»Manche Leute ziehen die Einsamkeit vor«, meinte der Händler. »Ich hatte schon mit solchen Leuten zu tun.«
»Die Geschmäcker sind eben verschieden.«
»Der Weg, dem wir
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