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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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sich noch gut an den sommerlichen Todesfall des freien Journalisten Huikka Tuukkanen. Die Redakteure ahnten, daß ein Zusammenhang zwischen der Blitztherapie und Tuukkanens Tod bestehen konnte. Ein kluger Journalist meidet Themen, die den Tod zur Folge haben könnten. Auch Boulevardredakteuren ist ihr Leben teuer, und wenn der Atem nach billigem Schnaps riecht, dann ist er ihnen um so teurer.
    Im Restaurant des Hotels »Palace« nahmen Staatssekretär Merentakainen und der stellvertretende Polizeichef Humander wie gewöhnlich ihr Mittagessen ein. Sie bestellten eine Vorspeise, einen Hauptgang und Kaffee. Dabei unterhielten sie sich über allgemeine Dinge, über die politische Lage des Landes; über Jugendkriminalität, Inflation, Geldwäscherei, den letzten Sommerurlaub und Huren. Dann kam Staatssekretär Merentakainen auf das Gemütskurhaus Ronkaila zu sprechen.
    »Hast du davon schon einmal gehört? Das ist in Suntio, in diesem verfluchten Nest Pentele.«
    Der stellvertretende Polizeichef antwortete, davon etwas gehört zu haben. Soweit er sich erinnere, bestanden da irgendwelche dunklen Verbindungen zur Hauptstadt, es existierten in der Innenstadt Geschäftsräume oder so ähnlich.
    »Ist das nicht bloß irgend so eine Bande von Fanatikern?« bagatellisierte er das Ganze mit der Nase im Cognacglas. »Irgendwelche Pfingstprediger oder so. Ein junger Kerl ist neulich in ihren Laden eingebrochen, und später in der selben Nacht hat man dort ein verrücktes nacktes Weib mit einem Pflasterstein in der Hand gefunden. Aber sonst war da nichts Außergewöhnliches. Aufsatzrocken oder irgendwelche Spindeln hat der Bursche da mitgehen lassen. Allerdings muß man zugeben, daß den armen Teufel bei dem Coup offenbar sein Verstand im Stich gelassen hat. Diese finnischen Gauner sind manchmal schon drollig. Vorletztes Jahr ist ein Typ in die Botschaft von Senegal eingebrochen und hat dort drei Kilo Ziegenkäse und 1200 senegalesische Grundgesetze mitgenommen. Er hat sie wohl für Wertpapiere gehalten, weil sie mit so vielen Verzierungen gedruckt waren. Jetzt kann der Räuber zumindest im Senegal gesetzestreu leben, falls er kapiert, was er gestohlen hat.«
    Staatssekretär Merentakainen befürchtete, daß an der Heilanstalt Ronkaila etwas faul war. Er begann, von seiner Frau zu sprechen.
    »Du kennst ja Elsa.«
    »Mit deiner Elsa hast du eine gute Frau, vielleicht ein bißchen hysterisch, aber so sind die Frauen in dem Alter nun mal.«
    »Hör mir mal zu. Elsa liegt mir in Ohren, sie will jetzt im Sommer unbedingt noch in ein Natursanatorium, Wurzelzeug essen und Rhabarbergrütze schlabbern. Nun habe ich von dieser Anstalt Ronkaila gehört von einem Bekannten, der mit geraten hat, meine Alte dorthin zu schicken. Dort wissen sie, wie man mit hysterischen Weibern umspringen muß. Also habe ich Elsa nach Suntio gebracht, ich dachte, da habe ich zwei Wochen lang in der Stadt meine Ruhe. Aber von wegen! Zwei Tage später kommt Elsa heim, ist total vernünftig und fängt sofort an, alles in die Hand zu nehmen, was sie immer vernachlässigt hat. Ich war baff und bekam es direkt mit der Angst zu tun. Was war denn nun los? Ist die Alte zu Verstand gekommen?«
    »Habe ich doch gesagt. An Elsa ist nichts auszusetzen.«
    »Von Elsa spreche ich doch gar nicht, sondern von dieser verdammten Anstalt. Ich habe das Gefühl, als ob da irgendwas faul ist. Dort werden Menschen mit Blitzschlägen geheilt.«
    »Hä?«
    »Ein gewisser Sohn des Donnergottes teilt Blitze aus, zum Teufel! Da wird irgendein verdammter alter Glaube verkündet und Ukko Obergott gehuldigt. Kannst du das verstehen?«
    Der stellvertretende Polizeidirektor wurde aufmerksamer. Er hatte so was schon mal gehört. War an dieser seltsamen Anstalt vielleicht doch irgend etwas Beunruhigendes, etwas, das dem Staat gefährlich werden könnte?
    »Erzähl mir ein bißchen mehr«, ermunterte er seinen Freund.
    Staatssekretär Merentakainen erzählte alles, was er wußte, und das war nicht wenig. Seine Frau hatte ihm alles berichtet, was sie in Ronkaila erlebt hatte, sie hatte sogar versucht, ihren Mann zum neualten Glauben zu bekehren. Daraus wurde zwar nichts, aber der Staatssekretär hatte ihr soviel an Information über Ronkaila entlockt, wie er konnte.
    »Das scheint eine ernste Sache zu sein. Wir sollten den Minister anrufen«, entschied der stellvertretende Polizeichef. Damit glaubte er, einen guten Grund gefunden zu haben, die Mittagspause noch ein bißchen in die Länge zu ziehen.

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