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Der Sohn des Kometen

Der Sohn des Kometen

Titel: Der Sohn des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Nyalas Stimme, ihre dunklen Augen, ihr Kleid, das Weiß ihrer Haut, die Art, wie sie sich bewegte, das alles ließ ihn Taka vergessen.
    Er zögerte dennoch einen Augenblick, als er den Becher Wein an die Lippen setzte. Doch er genoss die scheinbare Erfrischung, die ihn nur noch tiefer in Nyalas Bann zog.
    Was ihn ernüchterte, waren die Speisen. Da waren Früchte und Gewürze, die ihm die Tränen in die Augen trieben, und selbst mit dem Fleisch hatten sie Dinge getan, die weit entfernt von allem waren, was die Marn mit Wild machten.
    Aber die Düfte waren köstlich, und der Hunger überwand manche Schranke, und bald fing er an, den tainnianischen Geschmack zu mögen.
    Sie selbst aß kaum. Aber sie sah ihm lächelnd zu.
    »Ich habe gehört, dass die Männer und Frauen hier in der Burg dich Lady nennen. Was bedeutet es?«
    »Soviel wie edle Dame.«
    »Vor langer Zeit, als wir nach Tainnia kamen, hörte ich in einem Dorf die Menschen von einem König sprechen, den sie König Arwyn nannten.«
    »Ja. Er war der König von ganz Tainnia. Das Land besteht aus sieben Provinzen. Eine davon ist Elvinon. Doch als König Arwyn vor zwanzig Jahren starb, zerfiel das Reich. Einige seiner Provinzen fühlten sich als eigene Königreiche. Die Caer nutzten diese Zerwürfnisse. Gäbe es einen König über ganz Tainnia, so gäbe es eine Macht, die die südlichen Provinzen einen könnte. So aber stehen wir allein vor dem Angriff der Caer. Und die anderen lauern auf Beute, gleich ob von Caer oder Elvinon.«
    »Werden diese Caer denn Elvinon angreifen?«
    »Seit dem Beginn des Sommers sammeln sich ihre Schiffe. Es besteht kein Zweifel, dass sie kommen werden. Sie werden die starken Nebel des Frühherbstes nutzen, glaubt Vater. Er erwartet sie jeden Tag.«
    »Wer sind diese Caer?«
    »Tainnianer wie wir«, antwortete Nyala. »Wenigstens waren sie das noch vor wenigen Jahren, bis ihre Priester den Herzog stürzten und sich den Schattenmächten verschrieben. Mit ihrer Hilfe erobern sie Provinz um Provinz. Auch die Straße der Nebel hält sie nicht auf.«
    »Wie sind eure Streitkräfte?«
    »Stark, aber nicht genug. Nicht gegen ihre Schattenkräfte.
    Vater glaubt, dass Elvinon fallen wird.«
    »Und was werdet ihr tun?« fragte er erstaunt.
    »Kämpfen, was sonst?« Ihre gleichmütige Antwort versetzte ihn noch mehr in Erstaunen. »Tatet ihr nicht das gleiche, als unsere Krieger euch angriffen? Wohin sollten wir laufen? In den Süden? Wie lange wird es dauern, bis wir ihnen auch dort wieder gegenüberstehen?« Sie schüttelte den Kopf. »Vater sagt, es gebe keine Flucht vor den Schattenkräften. Sie wachsen und werden mit jedem Tag stärker. Der Feind, den man heute nicht bezwingen kann, wird morgen nur noch unbezwingbarer sein.«
    »Das ist sicher wahr, aber könntet ihr nicht irgendwo Verbündete finden?«
    »Wenn wir sie hier nicht finden, wo wir zu Hause sind, wie dann wohl in der Fremde, wo uns keiner kennt und keiner traut? Habt ihr hier irgendwo Freunde gefunden?«
    »Wir haben sie nicht gesucht«, antwortete er.
    »Aber das hat alles nichts damit zu tun, warum du hier bist und warum mich deine Anwesenheit mit solcher Hoffnung erfüllt.«
    »Hoffnung?« Er sah sie überrascht an. »Dass ein einzelner Mann .. .?«
    Nyala nickte ernst. Ihre Finger hatten sich verkrampft. »Ich. ich weiß, dass es unglaublich ist und dass Vater vielleicht recht hat, wenn er mich für verrückt hält. Und dass viele Dinge nicht zusammenpassen. und dennoch, so viele Dinge deuten darauf hin.« Sie blickte ihm in die Augen. »Wirst du mich anhören und darüber nachdenken?«
    »Du hast schon so vieles gesagt, über das ich nachdenken möchte. Ich muss in deinen Augen ein Barbar sein. Ich weiß kaum etwas von der Welt. Ich vermag ein Schwert zu führen oder eine Axt.«
    »Hör mich an. Und urteile selbst. Es gibt eine Legende in Tainnia, eine sehr alte Legende. Ich will sie dir erzählen, so gut ich kann.« Sie lehnte sich vor, ermutigt durch seine Miene gespannter Aufmerksamkeit.
    »Es war einst eine Zeit, da lag die Welt im Schatten des Bösen. Überall, wohin die furchtsamen Augen der Menschen blickten, sahen sie nur die Geschöpfe des Bösen, und sie gehorchten ihnen, denn auch ihre Herzen und Seelen waren von diesem Schatten erfasst, der die ganze Welt umspannte. Erst als der Lichtbote erschien, durchdrang er in Gestalt eines Kometen die Hülle des Bösen, und was sein Licht berührte, das ward gereinigt an Herz und Gestalt. Doch auf dieser großen Welt gab

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