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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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nehmen ihren Platz an Bohemunds Seite ein.
    Wir können kaum noch stehen. Unsere Schwerter liegen wie Blei in unseren Händen.
    Der Sultan sieht den Sieg vor Augen.
    Sie kommen auf uns zu. Zu Tausenden kommen sie. Zum erstenmal an diesem Tag sehen wir uns einem richtigen Angreifer gegenüber. Wir packen unsere Lanzen, stellen uns dem Angriff und machen guten Gebrauch von den Waffen in unseren Händen. Wir kämpfen um unser Leben!
    Der Lärm ist ohrenbetäubend. Ich höre nichts außer einem Brüllen wie Donner. Gesichter schwimmen vor mir in einem Nebel aus Schweiß und Blut. Ich packe noch einmal meine Lanze, doch der Schaft ist zu schlüpfrig, und die Waffe entgleitet meinem Griff. Ich taste nach meinem Schwert. Gott helfe mir! Ich kann es nicht finden! Mein Schwert!
    Hier! Ich habe es! Ich will es aus der Scheide ziehen, und spüre plötzlich einen stechenden Schmerz im Arm. Als ich nachschaue, sehe ich Blut aus einer Wunde über meinem Handgelenk sprudeln. Das Schwert des Ungläubigen ist schnell. Es schlägt erneut zu, bevor ich mich verteidigen kann. Ich sehe die gekrümmte Klinge aufblitzen und spüre erneut den Schmerz. Es dringt bis auf die Knochen.
    Meine Finger wollen sich nicht um das Heft schließen. Ich schütze mich mit meinem Schild und warte auf den tödlichen Hieb.
    Aber mein Angreifer ist verschwunden! Gott im Himmel, sie ziehen sich zurück. Ich schaue an unserer Schlachtreihe hinunter und sehe die Ungläubigen überall fliehen. Warum? Was hat das zu bedeuten?
    Dort! Auf den Hügeln! Seht ihr sie? Sie kommen! Sie kommen! Raimund und die anderen Fürsten haben uns endlich gefunden. Gott sei gelobt! Wir sind gerettet!
    Ich sehe Kreuzfahrer den Hügel dort hinunterstürmen. Wer ist das? Ist das Herzog Gottfried? Er ist es! Seine Kolonne ist als erste über den Kamm. An der Spitze seiner Armee reitend führt er seine Ritter gegen die überraschten Seldschuken.
    Die anderen Fürsten folgen dichtauf. Graf Raimund überschreitet den Kamm zu Gottfrieds Linker, und Bischof Adhemar - der Bischof führt persönlich eine Truppe von fünfhundert Rittern - erscheint im Tal durch eine kleine Lücke zwischen zwei Hügeln. Plötzlich sehe ich sie uns von allen Seite zu Hilfe eilen.
    Die überraschten Seldschuken wenden sich wie ein Mann zur Flucht, als sie der neuen Armee gewahr werden. Im einen Augenblick hängen sie noch an unserer Kehle und im nächsten befindet sich der gesamte Heerbann des Sultans in wilder Flucht. Ehre sei Gott in der Höhe! Sie rennen sich vor lauter Eile gegenseitig über den Haufen!
    Bohemund ergreift die Gelegenheit. Er hebt sein Schwert und stößt seinen Kriegsschrei aus. Dann stürmt er dem sich zurückziehenden Feind hinterher. Ich greife erneut nach meinem Schwert, schiebe meinen Schild über den rechten Arm und packe die Klinge mit der Linken. Das ist zwar ein seltsames Gefühl, bei Gott, aber es wird es tun.
    Irgendwie setzen wir uns wieder in Bewegung und sammeln uns. Wir waten in den Mahlstrom und schlagen nach den feindlichen Reitern, die an uns vorübergaloppieren. Wir hauen sie aus den Sätteln und spießen sie auf unsere Lanzen. Blut fließt an unseren erhobenen Schwertern herunter, und die Hefte werden schlüpfrig in unseren Händen. Doch wir machen mit unserer Arbeit weiter, stechen und hauen, bis wir die Waffen nicht mehr länger halten können.
    Als es niemanden mehr zu töten gibt, blicken wir auf. Der Feind ist vom Feld verschwunden. Gottfried, der den Angriff angeführt hat, übergibt seine Truppen an Balduin. >Verfolge sie, und nimm blutige Rache<, befiehlt er. >Was auch immer geschehen mag, laß sie sich nicht neu formieren.< Und Balduin, den nach Blut gelüstet,
    jagt den Feind durchs Tal.«
    Ranulf hielt kurz inne, um zu schlucken. Die Tränen standen ihm in den Augen, als er sich an das Gefühl der Erleichterung ob der unerwarteten Rettung erinnerte. Murdo blickte auf den Armstumpf seines Vaters und fühlte selbst ein wenig von dem dumpfen Entsetzen dieses Tages.
    »Wir sehen nichts mehr. Der Rückzug führt die Schlacht aus unserem Blickfeld, und wir lassen uns auf den Boden fallen, um Atem zu schöpfen. Ob verwundet oder heil, wir alle krallen uns in die Erde und danken Gott dafür, überlebt zu haben.
    Später berichtet man uns, daß die Jagd bis hinter die Hügel im Osten führte, wo Sultan Kilidsch Arslan sein Lager aufgeschlagen hatte. So schnell war die Verfolgung, daß dem Sultan noch nicht einmal Zeit blieb, die Pferde zu wechseln, als die Kreuzfahrer

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