Der Sohn des Kreuzfahrers
Männern zurück!< brüllt Bohemund, der noch immer wütend ist, daß diese Trottel seine Schlachtreihe aufgebrochen haben. In ihrer Dummheit haben sie gute Männer in den Tod getrieben, und der Fürst hat keine Lust mehr, ihnen noch länger zuzuhören. >Formiert Euch neu, und bildet eine Linie!<
>Aber die Edlen sind entmutigt. Wozu denn noch?< verlangt Herzog Robert zu wissen. >Es gibt keine Linie mehr. Wir sind von allen Seiten umzingelt. Wir können nirgendwo mehr hin.<
Bohemund bleibt hart. Er ist über die Maßen erregt. >Ich sage, wir werden diese Linie halten, bis der Teufel selbst kommt und uns holt.<
>Wir werden alle sterben!< schreit der Graf, und die anderen stimmen ihm zu.
>Dann betet<, brüllt Bohemund, >und sterbt zumindest als fromme Ritter des Kreuzes!<
Sie funkeln ihn an und verfluchen seinen Namen, doch Bohemund beharrt auf seinem Entschluß. >Kehrt zu Euren Männern zurück. Steigt ab, und führt die Pferde nach hinten. Schiebt die Schilde an-einander und schützt Euch mit Euren Lanzen.< An Stephan gewandt schreit er: >Schickt Männer ins Lager, und sagt dem Fußvolk und den Frauen, sie sollen Wasser hierherbringen!<
Nun, das war's dann für uns«, sagte Ranulf und trank einen weiteren Schluck von seinem mit Drogen versetzten Wasser. »Die Sonne wandert über den Himmel, und die Schlacht dauert an. Die Frauen und Fußkämpfer eilen vor und zurück, vor und zurück und bringen Schüsseln und Eimer mit Wasser. Die Seldschuken wirbeln, wo immer sie wollen, und erfüllen die glühende Luft mit dem Rauschen ihrer Pfeile und dem verhaßten Allah ho akhbar!Allah ho akhbar!< - Gott ist groß! Gott ist groß!
Dann, über den Triumphschreien der Ungläubigen und dem Donnern ihrer Pferde, höre ich ein Heulen, daß sich aus den Marschen hinter uns erhebt. Wir alle drehen uns um und sehen die Menschen aus dem Lager in unsere Richtung fliehen. Den Seldschuken ist es gelungen, das Fußvolk zu überwältigen, welches das Lager beschützte, und nun plündern sie Zelte und Wagen und schlachten Frauen und Kinder ab, die versuchen, durchs Schilf zu entkommen.
Ich sehe, wie zwei Seldschuken eine junge Frau von hinten über den Haufen reiten: Einer spaltet ihr den Schädel, und der andere reitet über sie hinweg. Jubelnd heulen sie auf, während sie sie ermorden; dann wenden sie und reiten in die wirbelnde Masse, um erneut zu töten.
Bohemund kocht vor Zorn. Er wird zum Berserker! Sieh ihn dir an! Einen trotzigen Schrei auf den Lippen, springt er aufs Pferd und ruft seinen Männern zu, sich zurückfallen zu lassen und das Lager zu schützen. Die anderen Ritter füllen die Lücke und halten die Linie. Bevor sein Befehl sich bis in die Flanken verbreitet hat, ist der Fürst bereits auf dem Weg ins Lager. Welch Unglück! Die anderen sehen das Zentrum der Schlachtreihe zusammenbrechen und ziehen sich zurück.
Oh, diese Dummköpfe! Diese Trottel! Mit einem Mal setzt sich die gesamte Armee in Bewegung. Kriegshaufe auf Kriegshaufe zieht sich zurück. Zu Dutzenden und Hunderten fallen sie zurück. Da niemand den Befehl gegeben hat, den Rückzug zu decken, wird daraus rasch eine wilde Flucht. Als die Seldschuken dies sehen, glauben sie, die Zeit für den Angriff sei gekommen. Sie ziehen die Schwerter und greifen an und reiten uns von hinten nieder. Todesschreie erfüllen die Luft.
Die Schlacht ist verloren. Das Ende des Kreuzzugs steht bevor.«
Herr Ranulfschwieg. Schwitzend legte er sich wieder zurück; durch die Anstrengungen der Erzählung war sein Atem noch flacher geworden. Murdo kniete an seiner Seite, beugte sich vor und bot ihm einen weiteren Schluck an. Als er einen Augenblick später wieder den Schlauch von den Lippen des Vaters nahm, fragte er mit einer Stimme, die vor den Schrecken der Schlacht geradezu schmächtig erschien: »Was ist dann geschehen?«
ie Schlacht ist verloren«, sagte Ranulf nach einer Weile. Die Droge, die seine Schmerzen linderte, machte ihm die Zunge schwer. Wenn er sprach, schienen die Worte sich aus seiner tiefsten Seele emporquälen zu müssen; es hörte sich an, als halle seine Stimme aus einem Brunnen herauf. »Wir stehen noch auf unseren Beinen und schlagen das Zeichen des Kreuzes. Wir bereiten uns darauf vor zu sterben.
Doch Bohemund ist noch nicht geschlagen. Er kämpft sich durch die Flut der zurückweichenden Ritter und versucht, sie zur Umkehr, zum Kampf zu bewegen. Herzog Robert und Graf Stephan folgen seinem Beispiel: Sie sammeln, was von ihren Armeen übrig ist und
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