Der Sohn des Kreuzfahrers
nach dem Angriff, doch der sture Fürst weigert sich. Er brüllt uns mit seiner lauten Stimme nieder und zwingt uns unter Androhung des Todes, ihm zu gehorchen. >Ich werde jeden Mann bei lebendigem Leibe pfählen lassen, der es wagt, sich mir zu widersetzen!< bellt er und stellt sich in den Steigbügeln auf.
Also bleibt uns nichts anderes übrig, als die Stellung zu halten und zuzuschauen, wie unsere Kameraden den Feind in die Hügel verfolgen.« Ranulf hielt kurz inne und schluckte. Als er wieder das Wort ergriff, klang seine Stimme angespannt. »Gott stehe uns bei, die Ritter reiten über den Hügel hinweg, und wir sind allein. Vier Herzschläge lang hören wir gar nichts. Plötzlich tauchen die Seld-schuken wieder auf. Die verräterischen Hunde haben uns umgangen. Oh, ihre Pferde sind leichter und schneller. Die Seldschuken fegen wie der Wind über die Hügel und verschwinden oder erscheinen, ganz wie sie wollen.
Es dauert nur einen Augenblick, und die Angreifer sind umzingelt. Der Feind dringt von allen Seiten auf sie ein, und die Luft erbebt von seinem Kriegsschrei Allah ho akhbar! Allah ho akhbar!<. Wir halten die Stellung und schauen zu, aber wir können nicht helfen. Ununterbrochen geht ein tödlicher, stählerner Regen aus Pfeilen auf unsere Kameraden nieder. Wir schauen zu, wie unsere Verwandten und Freunde aus den Sätteln fallen. Gott helfe uns, ihre Leichen bedecken schon den ganzen Hügel, und sie fallen immer noch!
Die Ritter versuchen, sich zu sammeln. Herzog Robert führt sie an, und sie stoßen immer und immer wieder in die wirbelnde Masse des Feindes hinein. Dann öffnet sich eine kleine Lücke in der seld-schukischen Linie. Die Ritter versuchen durchzubrechen. Ich sehe, wie der Herzog kämpfend darauf zuhält, doch nur, um zu sehen, wie sich die Reihe wieder schließt, kurz bevor er sie erreicht. Dennoch treibt er den Keil weiter in diese Richtung. Zwei seldschuki-sche Bogenschützen tauchen vor ihm auf; sie spannen die Bögen und schießen. Der erste Pfeil streift den Rand von Roberts Schild und fällt wirkungslos zu Boden; der zweite trifft ihn in die Brust, doch er reitet weiter.
Einer der Bogenschützen ist bereits wieder davongaloppiert, doch der Herzog erwischt den anderen im Rücken, als dieser sich ebenfalls zur Flucht wendet. Die Wucht des Schlages hebt den kleinen Seldschuken aus dem Sattel, und er stürzt mit einer Lanze im Rücken zu Boden. Der Herzog hat bereits das Schwert in der Hand, bevor der Mann die Erde berührt, und fünfzig Ritter drängen in die Bresche, die ihr tapferer Führer geschlagen hat.
Einen Herzschlag später strömen auch die anderen Kreuzfahrer hindurch, und der Feind kann ihre Flucht nicht verhindern. Die Ritter galoppieren zu der Schlachtreihe zurück, die Bohemund erfolgreich allein aufrechtgehalten hat. >Schließt euch uns hier an<, befiehlt der Fürst. >Bildet eine neue Linie! Um Himmels willen, bildet eine neue Linie!<
>Das sind wahre Teufel!< schreit der Herzog, als er sich den Pfeil aus dem Harnisch zieht. Noch immer kommen Ritter zurück und nehmen wieder ihre Plätze ein. Es sind weit weniger als zuvor. Ich schaue mich um, doch ich kann Herrn Brusi nirgends entdecken. Den anderen Gruppen ist es noch weit schlechter ergangen als Roberts. Tankred und Stephan waren auf dem Gipfel des Hügels gefangen und konnten sich nur mit Mühe einen Weg zurück bahnen. Auf dem Rückzug fallen überall um sie herum gute Männer und Pferde. Wenn ein Ritter erst einmal vom Pferd gefallen ist, stürzen die Seldschuken sich auf ihn und hauen ihn mit ihren dünnen Schwertern in Stücke - drei oder vier von ihnen hacken wie Schlächter, bis der Ritter tot ist.
Der Graf von Flandern und ein Großteil seiner Ritter sind umzingelt worden, und sie entkommen erst, als den Bogenschützen die Pfeile ausgehen und sie deshalb den Angriff abbrechen müssen. Bevor die Truppen des Sultans sie erneut einschließen können, sammeln die Flamen ihre Verwundeten ein und fliehen zurück zur Schlachtreihe, hinterlassen jedoch eine Spur aus Leichen. Es ist ein Gemetzel, bei Gott, und wir können nichts weiter tun, als dazustehen und zuzuschauen.
Der Fürst und die Edlen sind wütend; sie sind verzweifelt. >Wo, um Christi Liebe willen, ist Raimund?< bellt Herzog Robert. Man muß ihn bis ins Lager des Sultans gehört haben.
Vielleicht ist er auch angegriffen worden<, sagt Stephan und reibt sich Schweiß und Blut aus den Augen. Vielleicht kann er uns nicht erreichen.<
>Kehrt zu Euren
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