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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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er zwei Schritte, hielt inne und blickte zurück.
    Der Priester war verschwunden, und der Stollen wurde nur noch von Murdos Fackel erhellt. Das strahlende Licht der Vision hatte sich in Nichts aufgelöst.
    Murdo eilte davon; so schnell er konnte, rannte er den Stollen hinunter zum Eingang, wo Ronan mit einer Fackel wartete.
    »Es tut mir leid«, erklärte Murdo rasch. »Ich habe mir einige der Gräber angeschaut.«
    »Geh voraus«, sagte Ronan. »Unsere Freunde wollen endlich ihre Ruhe finden.«
    Bei diesen Worten blickte Murdo an Ronan vorbei und entdeckte eine Reihe von Mönchen, welche die gesamte Treppe bis zur Krypta hinaufreichte. Alle trugen sie Bündel in Menschenform. Als Ronan Murdos verzweifelten Blick bemerkte, beugte er sich zu ihm hinüber. »Der Abt hat darauf bestanden«, flüsterte er. »Ich konnte nicht ablehnen. Zumindest werden wir auf diese Art vor Sonnenaufgang mit der Arbeit fertig sein.«
    Er richtete sich wieder auf und rief den Männern hinter ihm zu: »Wir sind soweit! Folgt uns!« Und an Murdo gewandt fügte er hinzu: »Geh. Ich werde am Schluß folgen.«
    Murdo folgte ihren eigenen Spuren im Staub und führte die Mönche in den Stollen, den sie für die >Toten< ausgewählt hatten. Es gefiel ihm nicht, daß sich so viele Fremde in seine Angelegenheiten gemischt hatten, doch mit ihrer Hilfe wurde der eingewickelte Schatz rasch auf mehrere Nischen verteilt. Nachdem sie die Mönche wieder hinaufgeschickt hatten, vergewisserten sich Murdo und Ronan, daß niemand den Schatz als solchen erkennen konnte. Ronan hat-
    te sich bereits abgewendet, als schließlich auch Murdo mit allem zufrieden war und sich von dem alten Priester fortführen ließ.
    »Komm«, drängte Ronan. »Die Sonne geht bald auf, und wir müssen das Kamel seinem Besitzer zurückbringen.«
    Sie stiegen aus den Katakomben hinaus ins graue Licht der rasch weichenden Nacht. Oben angelangt, holten sie das Kamel und verließen das Kloster wieder. Erst nachdem sie die Straße erreicht hatten, bemerkte Emlyn, wie sicher und kräftig Murdo voranschritt.
    »Sieh dich einmal an!« rief er aus. »Du rennst ja!«
    Murdo gestand, daß es in der Tat so aussah; er konnte zwar nicht erklären warum, aber seine Füße schmerzten nicht länger, und seine sonnenverbrannte Haut reagierte nicht mehr mit Schmerzen auf Berührungen. »Ich fühle mich wirklich merklich besser«, räumte er ein.
    »Oh, noch einmal jung sein«, seufzte Ronan, der neben Murdo mit dem widerspenstigen Kamel kämpfte.
    Als sie schließlich wieder die Straße zum Jaffa-Tor erreichten, wendete Ronan das Tier Richtung Westen und stieg zu einem kleinen Weiler in den Hügeln hinauf. Murdo glich seine Geschwindigkeit der des älteren Mönchs an.
    »Bist du wirklich ein Abt?« fragte er.
    »Ja«, bestätigte Ronan, »aber in unserer Bruderschaft sind solche Ränge nicht so wichtig, als daß wir allzuviel darum geben würden.«
    »Was hast du den Priestern erzählt?«
    »Welchen Priestern?«
    »Denen im Kloster. Sie wollten uns doch zuerst nicht gestatten, ihre Katakomben zu benutzen; doch dann hast du mit dem Abt gesprochen. Was hast du ihm gesagt, daß er seine Meinung so rasch geändert hat?«
    »Die Wahrheit, Murdo«, antwortete Ronan. »Ich habe ihm einfach nur die Wahrheit gesagt - das zeitigt, wie ich finde, im allgemeinen die besten Ergebnisse.«
    »Du hast ihm von dem Schatz erzählt?« schrie Murdo und blieb abrupt stehen.
    »Beruhige dich«, erwiderte der Priester. »Zeig ein wenig Vertrauen, mein Sohn. Wie hätte ich ihm etwas Derartiges sagen können, wo ich dir doch geschworen habe, dein Geheimnis für mich zu behalten? Nein. Ich habe ihm nur gesagt, in den Bündeln befänden sich die Überreste einer wohlhabenden Familie und daß ich darauf vertrauen würde, daß du als einziger Überlebender dieser Familie, dem Kloster eine angemessene Spende zukommen lassen würdest, wenn sie sie sicher aufbewahren würden, bis du sie in deine Heimat überführen könntest.« Ronan lächelte. »War das etwa falsch?«
    Murdo schüttelte den Kopfob der Dreistigkeit des Priesters. »Nein«, gestand er, »es war nicht falsch.«
    Vor dem ersten Haus des Weilers fanden sie einen Pfosten, an dem sie das Kamel festbanden. Sie waren gerade damit fertig, als ein Bauer in der Haustür erschien. Er schrie sie an, woraufhin Ronan sich umdrehte und mit dem Mann in dessen Sprache redete.
    Einen kräftigen Holzstab in den Händen trat der Mann auf den Hof hinaus. Ronan ergriff erneut das Wort und

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