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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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blickte von dem Brief auf die Menge, als wolle er sagen: Auch ich habe hier diese Kraft, diesen Geist und diesen Mut gesehen. Dann räusperte er sich und fahr fort: »>Wir haben gehört, daß einige von euch wünschen, nach Jerusalem zu ziehen. So wisset dann, daß jeder, der nur aus Frömmigkeit und nicht zur Erlangung von Ehre oder Geld zur Befreiung der Kirche Gottes nach Jerusalem aufbricht, Ablaß für all seine Sünden erhalten soll...<« Abermals hielt der Bischof kurz inne, um das unglaubliche Angebot noch einmal zu wiederholen. »>Ablaß für all seine Sünden ... wenn er seine Bußfertigkeit bewiesen hat.
    O ihr tapfersten aller Ritter, Nachfahren unbesiegbarer Vorväter, erinnert euch an den mutigen Glauben eurer Vorfahren, und entehrt sie nicht. Wir fordern euch auf, Soldaten Christi zu werden und dem Kreuz zu folgen, durch das ihr eure Erlösung erlangen werdet. Denn das ist Unser Ziel, und aus diesem Grund haben Wir dieses Jahr des Herrn zum Jahr der Gottgefälligkeit und Gerechtigkeit erklärt, dessen Höhepunkt die Pilgerfahrt nach Jerusalem sein wird, um die heilige Stadt von den ungläubigen Unterdrückern zu befreien.
    Brüder in Christo, wenn ihr euch von Gott zu dieser Aufgabe berufen fühlt, dann wisset, daß dieser heiligste Kreuzzug unter Gottes Schutz an Mariä Himmelfahrt beginnen wird. Möge der allmächtige Gott euch in eurer Liebe und Furcht zu ihm stärken, euch von allen Sünden und Irrtümern befreien und euch auf dieser Pilgerfahrt zu wahrer Frömmigkeit und Nächstenliebe führen.<«
    Hier legte der Bischof die Epistel beiseite, blickte wohlwollend auf seine Gemeinde hinab und sagte: »Brüder und Schwestern, der Tag ist gekommen, da ihr euch in dieser heiligen Angelegenheit erklären müßt. Wer auch immer ein Soldat Christi werden will, mag nun vortreten, hier vor diese fromme Versammlung, und er soll das Kreuz nehmen!«
    Nach diesen Worten hatte Murdo Mühe, sich gegen die Men-schenflut zu stemmen, die zur Kanzel drängte. Überall um ihn herum riefen Männer und Frauen nach dem Kreuz, streckten die Hände aus und beteten zu Gott, er möge ihre von Herzen kommenden Schwüre erhören. Der umsichtige Erzbischof war auf den Ansturm vorbereitet, den seine Aufforderung verursacht hatte. Nicht weniger als ein Dutzend Mönche erschienen auf der Empore, jeder mit einem weißen Stoffbündel auf den Armen.
    Murdo sah die Bündel, und unwillkürlich begann sein Herz schneller zu schlagen. Die Kreuze! Natürlich hatte er schon von den weißen Stoffkreuzen gehört, und der Gedanke, daß seine Brüder eines davon erhalten würden, während er wieder gehen mußte, war nahezu unerträglich. Voll quälender Eifersucht beobachtete er, wie die Mönche die Kreuze unter der begeisterten Menge verteilten. Der Lärm unzähliger Stimmen hallte von den Dachbalken wider wie das Läuten der Kirchenglocken.
    Als die Kreuze schließlich verteilt waren, befahl Bischof Adalbert den Pilgern niederzuknien. Dann nahm er ihnen den heiligen Eid ab, die Pilgerfahrt nicht abzubrechen, solange sich die heilige Stadt noch in den Händen der Ungläubigen befand. Nachdem die Pilger ordnungsgemäß eingeschworen waren, griff der Bischof nach seinem Hirtenstab und segnete sie. »Gott segne und behüte euch. Er möge sein Licht über euch scheinen lassen und euch alle Zeit gnädig sein. Möge der Sieg schnell sein, die Zahl der Prüfungen gering, und möge Gott euch eine rasche Rückkehr gewähren. Amen.«
    »Amen!« riefen die neu angeworbenen Soldaten Christi.
    Murdo blickte neidisch auf seine Brüder, die jedoch glücklicherweise den giftigen Blick ihres Bruders nicht bemerkten, denn sie musterten gerade die weißen Stoffkreuze und diskutierten mit ihrem Vetter, ob es besser aussehe, sie auf dem Rücken oder der Brust zu befestigen. Nachdem der endlose Gottesdienst schließlich doch ein Ende gefunden hatte, führte Ranulf seine Familie aus der Kirche. Geschlagen schlurfte Murdo als letzter hinterher und stieß mit Paul zusammen, als die Familie unmittelbar hinter der Tür bei einem braungewan-deten Mönch stehenblieb. Der Kirchenmann sagte etwas zu Ranulf, der darauf höflich antwortete, sich zu seiner Familie umdrehte und verkündete: »Wir sind alle eingeladen worden, das Fest an der Tafel des Bischofs zu feiern.«
    Murdo hörte dies, und Hoffnung keimte in ihm auf. Die Tafel des Bischofs war auf allen Inseln bekannt und stand an Üppigkeit nur der Tafel des Jarls nach. Murdo gestattete sich ein Lächeln ob dieser

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