Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
vor dem Zelt zwei dunkle Gestalten zu Pferd. Murdo quetschte sich näher an die Rückwand heran und hoffte entgegen aller Wahrscheinlichkeit, daß sie nicht hereinkommen würden.
    Doch während er sich immer weiter vom Eingang zurückzog, stieg einer der Männer aus dem Sattel, trat ins Zelt, griff sich eine Kiste und eilte wieder hinaus.
    Murdo verließ der Mut. Die Türken hatten damit begonnen, den Schatz zu verladen, um ihn abzutransportieren. Verzweifelt suchte er nach einer Fluchtmöglichkeit, während er immer weiter zurückwich.
    Hintereinander betraten vier weitere Krieger das Zelt und trugen Kisten und Truhen hinaus zu den wartenden Packpferden. Während die Männer die Kisten auf den Traggestellen befestigten, herrschte im Zelt kurz Ruhe.
    Murdo erkannte, was dies bedeutete: Von den ungefähr zwanzig Männern, die den Schatz bewachten, waren nur sechs abgestellt worden, ihn zu verladen. Der Menge der Kisten und Truhen nach zu urteilen, würde es geraume Zeit dauern, bis sie damit fertig sein würden. Murdo faßte wieder Mut; ihm blieb noch immer genug Zeit zum Suchen.
    Die Krieger kehrten zurück und holten weitere Truhen. Murdo zählte mit, und als der sechste das Zelt wieder verlassen hatte, setzte er sich in Bewegung. Er tastete im Dunkeln seine Umgebung ab und griff nach verschiedenen Gegenständen - Becher und Schüsseln, gefüllte Geldbeutel, Seidenkleider, Banner, kleine, mit Edelsteinen besetzte Duftkästchen -; doch jeden einzelnen von ihnen stellte er sofort wieder ab. Gleichzeitig lauschte er die ganze Zeit über auf die Türken, die sich vor dem Zelt unterhielten, und versuchte, am Klang ihrer Stimmen zu erkennen, wann sie wieder ins Zelt zurückkehren würden.
    Als die Krieger zum drittenmal das Zelt betraten, hörte Murdo ihre Schritte rechtzeitig genug, um sich verstecken zu können; doch beim viertenmal hatte ihn nichts vorher gewarnt. Er war gerade dabei, sich auf den Knien zur Mitte des Zelts vorzutasten, als ein Türke im Eingang erschien.
    Murdo erstarrte und hoffte, daß der Mann ihn im Dunkeln nicht sehen würde. Der Krieger bückte sich, hob eine Kiste hoch und ging wieder hinaus. Rasch ließ sich Murdo hinter einer Truhe zu Boden gleiten, um sich zu verstecken, bevor der nächste Mann hereinkam. Während er sich fallen ließ, stieß er mit dem Ellbogen gegen einen langen dünnen Gegenstand, der auf der Truhe neben ihm lag. Das Ding rutschte herunter und schlug mit dumpfem Knall auf eine kleine Kiste. Murdos Hand schoß vor und packte den Stab, bevor er noch mehr Lärm verursachen konnte.
    Der dünne Gegenstand war in ein leuchtend weißes Tuch gewickelt und fühlte sich kalt und hart an. Sein Gewicht war so vertraut, daß Murdo wußte, daß er die heilige Lanze gefunden hatte, auch ohne daß er sie auspackte. Im selben Augenblick hörten die Türken vor dem Zelt auf zu sprechen. Murdos Herz setzte einen Schlag lang aus. Hatten sie ihn gehört?

Einer der Männer rief etwas, und Murdo drückte die Reliquie an die Brust und wich wieder langsam zurück. Unablässig beobachtete er den Eingang; dann sah er ein Flackern vor dem Zelt: Fackeln.
    Ihm blieb keine Zeit mehr. Die Lanze fest umklammert rollte er sich an die Zeltwand. Der dicke Stoff war an den Ecken mit in den Boden gerammten Stangen gesichert, doch dank des sandigen Untergrunds gelang es Murdo ohne Mühe, eine der Stangen zu lockern und unter der Plane hindurch ins Freie zu kriechen.
    Er fand sich zwischen dem Zelt und dem Fuß der Düne wieder. Ein rascher Blick zum Talausgang bestätigte ihm, was er bereits vermutet hatte: Ein Dutzend oder mehr Türken zu Pferd standen dort Wache; sechs weitere beluden die Packpferde vor dem Zelt, und einer von ihnen hielt eine Fackel in der Hand.
    Murdo atmete tief durch und drückte sich in die Schatten am Fuß der Düne. Es kostete ihn all seinen Mut, regungslos liegenzubleiben, während der Türke mit der Fackel das Zelt durchsuchte - nur die dicke Zeltbahn bewahrte ihn vor der Entdeckung.
    Nach einer raschen Inspektion verließ der Mann das Zelt wieder, warf die Fackel in den Sand und rief nach seinen Gefährten. Erneut machten sich die sechs daran, Schätze nach draußen zu tragen. Als der letzte Mann sich ins Zelt duckte, wandte sich Murdo zur Flucht.
    Sorgfältig darauf bedacht, immer im Schatten zu bleiben und das
    Zelt zwischen sich und den Türken zu haben, huschte Murdo am Fuß der Düne entlang. Er rannte leichtfüßig und leise, und als er schließlich das Ende des kleinen Tals

Weitere Kostenlose Bücher