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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Kampfeslärm lauter.
    Vor ihm erstreckte sich ein langer, flacher Strand. Auf halber Strecke zwischen dem glitzernden Wasser und den Sanddünen erblickte er eine wirbelnde Masse von Menschen und Pferden; dort fand die Schlacht statt. Das Klirren der Schwerter hallte von den Dünen wider und erzeugte den Eindruck, als finde der Kampf in jedem Loch und jedem Winkel der Küste statt.
    Unsicher, was er als nächstes tun sollte, hockte sich Murdo in das lange Seegras, um zu beobachten und zu warten. Plötzlich bemerkte er eine Bewegung im Sand unterhalb der Düne: Eine Gruppe von Reitern floh aus dem Kampf und kam genau auf ihn zu. Dem Glitzern des Mondlichts auf ihren von Roßschweifen gezierten Helmen nach zu urteilen und aufgrund der ungewöhnlichen Schnelligkeit ihrer Pferde kam Murdo zu dem Schluß, daß es sich um Türken handeln mußte. Er legte sich bäuchlings in den Sand und hielt den Atem an.
    Die feindlichen Krieger galoppierten vorbei und verschwanden in den kleinen Tälern zwischen den Dünen - nur gut zweihundert Schritt von Murdos Versteck entfernt. Wieder verlegte sich Murdo aufs Beobachten und Warten, und als die Türken nicht wieder auftauchten, beschloß er nachzusehen, was sie trieben.
    Langsam schlich er über den Sand. Alle paar Schritte blieb er stehen und lauschte, bis er schließlich jene Stelle erreichte, wo die Feinde verschwunden waren. Dort hielt er an. Unten im Tal konnte er eine große dunkle Masse erkennen, die sich in den Schatten verborgen hatte. Kein Geräusch ging von ihr aus; nichts rührte sich.
    Die Seldschuken sind ein Wandervolk, hatte sein Vater gesagt. Sie leben in Zelten undführen ihre Schätze stets mit sich - selbst in die Schlacht.
    Mehr als ein Dutzend Pferde standen unmittelbar unter ihm, und Murdo glaubte zunächst, die Krieger seien rasch abgestiegen und hätten sie dort angebunden; doch als er genauer hinschaute, bemerkte er, daß die Männer noch immer in den Sätteln saßen. Die Türken hatten ihm den Rücken zugekehrt, und allesamt schienen sie die Schlacht zu beobachten, die noch immer auf dem Strand tobte.
    Murdo blickte zu der schwarzen Masse in der Mitte des Tals, wo auch die Ersatzpferde standen, und er wußte, daß er das Schatzzelt des Seldschukenführers gefunden hatte.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, daß niemand in unmittelbarer Nähe lauerte, ließ sich Murdo die Düne hinuntergleiten. Rasch eilte er zum Zelt - wobei er sorgfältig darauf achtete, das Mondlicht zu meiden -, und schließlich erreichte er den Schatten des seltsam geformten Gebildes. Das Zelt wirkte wie ein großer schwarzer Flügel, der über dem Sand schwebte; sein Eingang war gerade groß genug, um einem einzelnen Mann Zugang zu gewähren.
    Vorsichtig trat Murdo an die Öffnung und spähte hinein. Zwar konnte er in der Dunkelheit nur wenig erkennen, doch das gesamte Zelt schien mit Kisten und Truhen verschiedener Größe gefüllt zu sein. Murdo blieb kurz stehen und lauschte; dann ging er hinein und wäre beinahe über eine Truhe gestürzt, die unmittelbar hinter dem Eingang stand. Die Truhe war groß und mit einer eisernen Kette verschlossen, die leise rasselte, als Murdo dagegen stieß.
    Nachdem seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, vermochte er einige Gegenstände in dem Zelt zu erkennen: Stoffballen, mehrere Krüge, Schüsseln und Schatullen. Er begann, jede Truhe, Kiste und Schatulle abzutasten, und schließlich fand er eine, die nicht verschlossen war und griff hinein.
    Seine Finger schlossen sich um eine beachtliche Menge Münzen. Er nahm eine Handvoll davon heraus und hielt sie sich vors Gesicht. Es handelte sich um byzantinische Goldmünzen; die Truhe quoll förmlich davon über.
    Schließlich begann er angestrengt, nach der heiligen Lanze zu suchen. Die Seldschuken hatten ihre Beute in aller Eile in dieses Zelt gebracht; es herrschte ein einziges Durcheinander. Stolpernd und kriechend suchte sich Murdo einen Weg zwischen den Truhen und Kisten hindurch und betete, daß er die Lanze erkennen würde, wenn er sie fand. Sein Ziel war ein willkürlich zusammengeworfener Haufen an der Rückwand des Zeltes: die Beute, welche die Türken den Kreuzfahrern vor Jaffa entrissen hatten. Neue Hoffnung keimte in ihm auf, als er den Haufen erreichte und damit begann, Langschwerter und Plattenharnische herauszuziehen.
    Daß plötzlich Stimmen vor dem Zelt ertönten, überraschte Mur-do.
    Seine Gedanken überschlugen sich. Rasch duckte er sich nieder, blickte zum Eingang und sah

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