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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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zumindest im Schatten des Turms verbergen, bis der Mond untergegangen war.
    Murdo warf einen letzten Blick zurück, dann machte er sich auf den Weg den langen flachen Hang hinunter und eilte über die offene Ebene Richtung Mauer. Er rannte mit gesenktem Kopf und kämpfte gegen das Verlangen an zurückzublicken. Es ist besser, wenn ich nicht weiß, daß sie mir auf den Fersen sind, dachte er; er hätte sowieso nichts dagegen unternehmen können.
    Die Mauer war weiter entfernt, als es den Anschein gehabt hatte. Murdo erreichte den Turm mit brennenden Lungen. Erschöpft taumelte er in den Schatten, ließ sich mit dem Rücken gegen die Mauer fallen, sank in der schützenden Dunkelheit zu Boden und blickte zu den Dünen zurück, die er soeben verlassen hatte. Er sah jedoch niemanden, und während er am Fuß der Mauer hockte und seine Kräfte wieder sammelte, glaubte er allmählich, seine Verfolger abgeschüttelt zu haben.
    Er blickte auf das lange, dünne, mit Tüchern umwickelte Stück Eisen in seiner Hand und beschloß, einen Blick auf den Preis zu werfen, für den er sein Leben riskiert hatte. Er setzte sich mit gekreuzten Beinen auf, legte die Lanze auf die Knie und löste die goldene Kordel, welche die Seide zusammenhielt. Dann schlug er ein Stück des Stoffes zurück.
    Soweit er im Dunkeln erkennen konnte, handelte es sich bei der heiligen Lanze um ein einfaches Stück Eisen, von Rost befleckt und ein wenig krumm. Trotz ihres hohen Alters wirkte die einfache Waffe noch immer einsatzbereit. Sicher, sie hatte ihren hölzernen Schaft und die Bindungen verloren - alles, was übriggeblieben war, waren der eigentliche Speer mitsamt Spitze -, dennoch schien es nicht unmöglich, sie zu reparieren. Es handelte sich einfach nur um einen alten eisernen Wurfspeer, und noch dazu um einen ausgesprochen gewöhnlichen.
    Vorsichtig legte Murdo das Seidentuch wieder zurück und sicherte es mit der goldenen Kordel. Anschließend lehnte er sich wieder gegen die Mauer. Er war müde und hungrig, und er wünschte sich, weit, weit weg von diesem trostlosen Wüstenland zu sein. Gott, dachte er, ich will nach Hause.
    Er schloß die Augen, um sich kurz auszuruhen, doch als er wieder erwachte, stellte er fest, daß die Nacht schon weit fortgeschritten war. Rasch schaute er sich um. Alles war ruhig. Der Mond war untergegangen, und dem Aussehen des Himmels im Osten nach zu urteilen, war der Morgen nicht mehr fern.
    Langsam erhob sich Murdo und wanderte steif an der Mauer entlang, wobei er die Lanze als Wanderstab benutzte. Seine übermüdeten Muskeln schmerzten ebenso wie sein Rücken, und er hatte Hunger und Durst. Er fragte sich, wie es wohl Emlyn in der Zwischenzeit ergangen war und ob der Mönch, wie vereinbart, im Hafen auf ihn wartete.
    Murdo ließ den Turm hinter sich und machte sich an der Westmauer entlang auf den Weg zum Haupttor. Die Ebene, wo gestern die Schlacht stattgefunden hatte, lag noch immer in Dunkelheit, doch Murdo glaubte, Gestalten erkennen zu können, die sich über das Schlachtfeld bewegten. Die Leichenfledderer gehen ja früh an die Arbeit, dachte er.
    Während er sich an der Mauer entlangschleppte, wich die Nacht allmählich dem Morgen. Am Tor angekommen huschte er rasch um den Turm herum - doch nur um die riesigen Torflügel geschlossen zu finden. Sie waren schwarz vom Feuer des Vortages, und die Torleute hatten sie noch nicht geöffnet.
    Murdo drehte sich um, blickte erneut auf das Schlachtfeld hinaus und sah, daß er sich geirrt hatte: Die Gestalten, die er in der Dunkelheit für Leichenfledderer gehalten hatte, waren in Wahrheit
    Ritter mitsamt ihren Pferden, die sich langsam zwischen den Toten hindurchbewegten. Sie schienen nach irgend etwas zu suchen.
    Sie suchen die heilige Lanze, erinnerte sich Murdo.
    Rasch wich er zu einem der großen Torpfosten zurück, preßte sich gegen die mächtigen Steinblöcke und hoffte, daß man ihn noch nicht bemerkt hatte. Wäre er erst einmal in der Stadt, würde ihn niemand mehr einfangen können. Wenn er nur vermeiden konnte, bis zur Öffnung der Tore entdeckt zu werden.
    Murdo hockte sich in eine Ecke neben dem Torpfosten, machte sich so klein wie möglich und wartete. Die Lanze legte er neben sich, und nicht einen Augenblick lang wandte er den Blick von den Rittern auf der Ebene. Während er sie beobachtete, hörte er auf einmal das Klirren von Zaumzeug; das Geräusch schien von der Mauer her zu kommen. Verstohlen beugte er sich vor und blickte die Stadtmauer hinunter. Drei

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