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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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sie auf ihre eigene Kraft und versagen. Ich will nicht, daß dir das gleiche widerfährt.«
    Murdo zögerte.
    »Sieh dich doch nur einmal um«, sagte der Mönch und deutete auf das von Leichen übersäte Feld. »Gottfrieds beste Krieger vermochten die Lanze nicht zu verteidigen. Warum glaubst du, daß ausgerechnet deine Klinge einen Unterschied machen würde?« Er streckte die Hand nach der Waffe aus. »Diese Schlacht wird nicht durch Geschick mit dem Schwert entschieden werden, sondern durch die Kraft des Glaubens und Gottes Willen.«
    Murdo schnallte das Schwert ab und reichte es Emlyn. »Du hast recht«, stimmte er zu. »Außerdem würde es mich nur behindern.«
    »Gott segne dich, Murdo, und er möge seine Engel senden, dich zu schützen und sicher wieder zurückzubringen.«
    Murdo dankte dem Mönch, umarmte ihn und sagte: »Wenn du erst einmal in der Stadt bist, geh zum Hafen. Finde Jon Reißzahns Schiff, und warte dort auf mich. Ich werde zu dir kommen, so schnell ich kann.«
    Dann trank Murdo etwas Wasser und füllte den Schlauch mit Hilfe anderer nach, die er sich zwischen den Toten zusammensuchte. In der Zwischenzeit durchsuchte Emlyn die Satteltasche des Verwundeten, bis er schließlich einen Streifen Dörrfleisch und etwas hartes Brot gefunden hatte. Dann band er noch den Umhang eines in der Nähe liegenden toten Ritters vom Sattel los und kehrte wieder zu Murdo zurück. »Ich glaube, das wirst du heute nacht gebrauchen können«, sagte der Priester und reichte ihm den Umhang. »Und nimm auch dieses Brot und das Fleisch mit.«
    Murdo warf sich den Wasserschlauch über die Schulter und zog den Umhang an. »Ich komme sobald wie möglich wieder zurück«, wiederholte er und nahm Brot und Fleisch aus den Händen des Mönchs entgegen. Als er in den Himmel blickte, sah er, daß im Osten bereits die Sterne funkelten. »Es verspricht eine klare Nacht zu werden, und der Mond scheint hell. Ich werde den Weg gut sehen können. Aber du solltest dich auch beeilen, bevor die Tore für die Nacht geschlossen werden.«
    Er setzte sich in Bewegung und folgte der Richtung, die Bohemund und seine Männer eingeschlagen hatten. »Hab keine Furcht!« rief ihm Emlyn hinterher. »Gott selbst geht an deiner Seite.«
    »Paß auf, daß du das Kamel nicht verlierst!« rief Murdo zurück und hob zum Abschied die Hand.
    Dann richtete er den Blick gen Süden, wo grasbewachsene Dünen am Ufer entlangführten. Von dort aus hatten die Seldschuken die Kreuzfahrer angegriffen, und dorthin waren sie auch wieder verschwunden. Irgendwo in diesen Dünen, dachte Murdo, würde er die heilige Lanze finden.

    ls Murdo den Rand der Sanddünen erreichte, machte sich zum erstenmal die Müdigkeit in seinen Knochen bemerkbar. Er hielt gerade lange genug an, um Atem zu holen und einen Schluck Wasser zu trinken, bevor er auf die erste Düne hinaufstieg, um einen besseren Blick auf die Umgebung zu haben. Trockenes, zähes Seegras überwucherte die Kuppe der Düne, und Murdo mußte sich einen Weg durch die hohen Halme bahnen, um die andere Seite sehen zu können.
    Da der Mond vor kurzem über den Hügeln aufgegangen war, konnte Murdo weit in die Bucht hinaussehen. Unmittelbar vor ihm, nicht mehr als drei Meilen entfernt, erhoben sich die Mauern von Jaffa. Zu seiner Rechten befanden sich weitere Dünen, zwischen denen sich kleine Täler Richtung Meer öffneten. Zu seiner Linken, in etwas größerer Entfernung, sah er die Küstenlinie hinter der Stadt als silbernen Streifen am Horizont.
    Noch während er sich umschaute, vernahm er die unverkennbaren Geräusche einer Schlacht weit im Süden. So, dachte er. Bohe-mund hat die Seldschuken also gefunden. Bevor er länger darüber nachdenken konnte, hatten sich seine Füße bereits in Richtung des Kampfes in Bewegung gesetzt.
    In gemächlichem Trott durchquerte er die Dünen und lauschte auf jedes Geräusch. Zwar wäre es leichter gewesen, unmittelbar am Ufer entlangzugehen, doch er glaubte, dort könne man ihn allzuleicht entdecken; also beschloß Murdo sich so nahe wie möglich an den Dünen zu halten, wo er sich im Notfall verstecken konnte und nicht zu leicht zu fangen wäre. Nach einer Weile erreichte er eine Stelle, wo die Küste scharf nach rechts abbog. Da er nicht hinter die Biegung blicken konnte, stieg er die nächste Düne hinauf, um zu sehen, was ihn auf der anderen Seite erwartete.
    Schon bevor er den Kamm erreichte, wußte er, was er finden würde: Mit jedem Schritt, den er höher stieg, wurde der

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