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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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erreichte, kauerte er sich nieder, um zu warten. Er beobachtete, wie die Krieger sechs weitere Truhen hinaustrugen. Schließlich banden sie drei der Pferde wieder los und führten sie zu den anderen.
    Als sie sich erneut dem Zelt zuwandten, befand sich Murdo bereits wieder auf dem Weg. Er hatte die Gelegenheit genutzt, war ins Licht hinausgetreten und eilte auf die gegenüberliegende Seite des kleinen Tals zu. Er hatte jedoch kaum zehn Schritte getan, als einer der Türken hinter ihm einen Schrei ausstieß.
    Murdo machte mitten im Schritt kehrt und rannte in die Schatten zurück. Als er diesmal den Fuß der Düne erreichte, zögerte er keinen Augenblick, sondern kletterte den dunklen Hang hinauf. Weitere Rufe erschollen aus dem Zelt, und zwei Türken zu Pferd nahmen die Verfolgung auf. Murdo hatte gerade die Dünenkuppe erreicht, als der erste Reiter begann, den Hang hinaufzugaloppieren. Murdo sah das Funkeln von Stahl im Mondlicht, sprang über die Kuppe und rutschte auf der anderen Seite hinunter.
    Auf halbem Wege den Hang hinab änderte er seine Richtung und rannte zu einer Falte im Sand, wo sich zwei benachbarte Dünen trafen. Dort legte er sich in ein hohes Büschel Seegras, verbarg die Lanze unter seinem Körper und beobachtete, wie sein Verfolger über die Kuppe stürmte und nur wenige Schritt von ihm entfernt vorüberritt.
    Als der Mann den Fuß des Hangs erreichte, gab er seinem Pferd die Sporen und galoppierte in Richtung Talausgang. Murdo blickte ihm hinterher, und in diesem Augenblick verließ ihn die Furcht. Das ist nur ein weiteres Spiel, dachte er. Hase und Jäger: das Spiel, das er so oft mit seinen Brüdern auf Orkneyjar gespielt hatte.
    Murdo wartete, bis auch noch der zweite Verfolger an ihm vorbeigeeilt war; dann huschte er flink wie ein Hase zur Dünenkuppe hinauf und versteckte sich dort abermals in einem Büschel hohen Seegrases. Vorsichtig löste er einen langen Faden aus dem Saum seines Umhangs, bis er schließlich die gewünschte Länge besaß, dann riß er ihn ab. Anschließend wickelte er das eine Ende des Fadens um seinen Finger und das andere um einen der kräftigen Grashalme. Nachdem dies getan war, kroch er so leise wie möglich zum Talausgang und legte gleichzeitig den Faden aus. Nach ein paar Schritten hielt er kurz an, band den Faden an einen weiteren Halm und schlich wieder weiter.
    Als schließlich das Ende des Fadens erreicht war, legte sich Mur-do flach auf den Boden und wartete. Kurz darauf erschien einer der Wachen zu Fuß am Talausgang. Murdo wartete, bis der Mann an ihm vorübergegangen war, dann riß er an dem Faden.
    Das Gras raschelte. Der Türke wirbelte herum. Im Mondlicht sah Murdo das Gesicht des Mannes, als dieser den Mund öffnete und laut nach seinen Gefährten rief; dann eilte er zu der Stelle, wo das Gras geraschelt hatte.
    Murdo ließ ihn die halbe Strecke zurücklegen, dann zog er abermals an dem Faden. Erneut stieß der Türke einen Schrei aus. Mehrere andere beantworteten seinen Ruf und eilten herbei. Sicherheitshalber riß Murdo noch ein letztes Mal an dem Faden, und nachdem zwei Männer zu Fuß an ihm vorbeigelaufen waren, ließ er sich auf der anderen Seite der Düne hinunterrollen.
    Der Mann zu Pferd galoppierte bereits davon, als Murdo hinter ihm am Fuß der Düne anlangte. Der Reiter war kaum verschwunden, da kletterte Murdo bereits die nächste Düne empor und war entkommen. Er arbeitete sich nach Osten vor, weg von der Küste, und nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß er nicht mehr verfolgt wurde, machte er kehrt und folgte den Dünenkämmen nach Norden.
    Als er die letzte Düne erreichte, hielt er an. Von hier aus konnte er die gesamte Ebene vor der Stadt überblicken, wo die erste Schlacht stattgefunden hatte. Die noch immer unbestatteten Leichen der gefallenen Ritter und die geschlachteten Kadaver ihrer Pferde waren im hellen Mondlicht als kleine schwarze Flecken zu erkennen. Unglücklicherweise bot die Ebene keinerlei Deckungsmöglichkeiten.
    Jeder Verfolger wäre in der Lage, Murdo zu entdecken, lange bevor dieser sich zwischen den Toten hätte verstecken können.
    Die bis zum Meer reichende Südmauer der Stadt lag Murdo wesentlich näher als das Schlachtfeld. Auch sie strahlte hell im Mondlicht - abgesehen von einem schmalen Streifen, der im Schatten eines der Türme lag. Zwar gab es auch zwischen Dünen und Mauer keine Deckung, doch der Weg war nur kurz. Falls es Murdo gelingen sollte, die Mauer zu erreichen, könnte er sich dort

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