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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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neugierig, während sich der König der Nordmänner erhob und vor seinen Edelmann trat. Die beiden sprachen einen Augenblick lang miteinander, während die anderen Herren unruhig von einem Fuß auf den anderen traten und erwartungsvoll miteinander tuschelten.
    »Hierbei handelt es sich um eine außerordentlich schwierige Angelegenheit«, verkündete Magnus, nachdem er die Beratungen mit Herrn Orin beendet hatte. »Es scheint, mein Sohn, als sei Prinz Sigurd für die Wegnahme deiner Ländereien verantwortlich. Selbstverständlich wußte Herr Orin nichts von der Not deiner Familie. Ihn trifft keine Schuld.«
    »Gott weiß, daß dies die Wahrheit ist«, schwor Orin. »Hätte ich gewußt, daß der Bu deinem Vater gehört, hätte ich ihn niemals genommen. Aber ich habe dem Bischof geglaubt, als dieser mir versichert hat, dieses Land sei mit der Absetzung von Jarl Erlend frei geworden.«
    Magnus nickte. Er war mit der Unschuldsbeteuerung seines Vasallen zufrieden. »Aus diesem Grunde«, erklärte der König, »glaube ich nicht, daß der Gerechtigkeit genüge getan werden kann, in-dem ich einen guten Mann für ein Verbrechen bestrafe, von dem er nichts gewußt, und das er auch nicht wissentlich begangen hat.« Murdo öffnete den Mund, um zu protestieren; doch der König hob die Hand und gebot ihm Schweigen. »Dennoch ist es nicht recht, daß dir und den deinen solches Unrecht widerfahren ist. Ich wäre in der Tat ein armseliger König, wenn ich dir keinen Ausgleich für den Schaden anbieten würde, den mein Sohn aus Unerfahrenheit verursacht hat.«
    Bohemund nickte anerkennend, und die anderen Edelleute bekundeten ihr Einverständnis mit dem Urteil ihres Königs durch lautes Grunzen. »Daher«, fuhr Magnus fort, »werde ich dich, deine Familie und eure Vasallen entschädigen, indem ich euch andere Ländereien gebe, auf denen ihr euch niederlassen könnt.« Er hielt kurz inne, und als er Murdos verbitterten Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er hinzu: »Wie groß auch immer euer Land auf Orkneyjar gewesen sein mag, ich werde dir das Zehnfache geben.«
    »Es gibt auf ganz Orkneyjar kein Gut, das so groß wäre«, bemerkte Murdo mißtrauisch.
    »Das mag ja sein«, erwiderte der König. »Also werde ich dir Land in Caithness geben - einen Teil von jenem Königreich, das mir König Malcolm, der Herrscher der Skoten, überantwortet hat. Ich gebe es dir aus freien Stücken und bitte dich, es anzunehmen.« Er bot Murdo die Hand an - so beschlossen die Nordmänner einen Handel.
    Als er erkannte, daß er eine Gunst empfangen hatte, weit größer als alles, worauf er zu hoffen gewagt hatte, stand Murdo langsam auf. »Mein Vater, Herr Ranulf, ist in Jerusalem gefallen«, sagte er. »Doch wenn er jetzt hier vor Euch stehen würde, dann weiß ich, daß er Euer großzügiges Angebot annehmen und Herrn Orin und Prinz Sigurd alles Leid vergeben würde, das sie über unsere Familie gebracht haben. Daher werde auch ich akzeptieren - um meinen Vater zu ehren.« Er ergriff die angebotene Hand und besiegelte den Handel. »Und Ihr müßt auch wissen, daß mein Vater darauf bestanden hätte, die heilige Lanze in starken, vertrauenswürdigen Händen zu sehen - zum Wohle aller.«
    Mit diesen Worten reichte Murdo den Speer Fürst Bohemund, der ihn freudig entgegennahm und zur Reling schritt, wo er die >Re-liquie< zur Freude der Menge in die Höhe hielt, welche noch immer auf der Mole ausharrte, um den Ausgang des Streits zu erfahren. »Die heilige Lanze ist gerettet!« rief Bohemund. »Ehre und Dank sei Gott für ihre rasche Rückkehr.«
    Murdo hörte ein lautes Seufzen hinter sich, und er drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie Emlyn zusammenbrach. Daß sein Freund, auf den er so sehr vertraut hatte, die Lanze ausgerechnet diesem Mann übergeben hatte, war zuviel für den Priester gewesen, und er war in Ohnmacht gefallen.

    ohemund verschwendete nicht einen Augenblick, sondern rief sofort den kaiserlichen Gesandten zu sich, um ihm seine Beute zu übergeben. Wie Gottfried, so wußte auch Bohemund, daß ihr Überleben entscheidend vom kaiserlichen Wohlwollen abhing. Anders als Gottfried jedoch fürchtete sich der Fürst von Tarent nicht im mindesten, das Opfer zu leisten, welches ihnen eben diese Unterstützung sichern würde. Nach seinem kurzen und aufsehenerregenden Erscheinen vor dem Rat in Jerusalem hatte Dalassenos wenig Zweifel hinterlassen, daß die weitere Bereitwilligkeit des Kaisers, mit den Kreuzfahrern zusammenzuarbeiten,

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