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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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heilige Reliquie in seinem Besitz befindet. Wo ist die Lüge?«
    Der Edelmann funkelte Bohemund an. »Die Lanze gehört Herrn Gottfried, und das wißt Ihr.«
    »Die heilige Lanze gehört der heiligen Mutter Kirche und ihrem Volk. Aber abgesehen davon: Leugnet Ihr etwa, daß man sie Euren Kameraden in der Schlacht entrissen hat?«
    »Das wißt Ihr doch ganz genau«, knurrte der Ritter. »Gottfrieds Männer sind in Sichtweite der Mauern überfallen worden, und man hat ihnen die Lanze gestohlen.«
    »Wollt Ihr damit etwa sagen, dieser unbewaffnete Jüngling habe eine ganze Abteilung von Gottfrieds Männern niedergemetzelt und ihnen die Reliquie entwendet?« erkundigte sich Bohemund in unschuldigem Tonfall.
    »Ihr verdreht mir die Worte im Mund«, fauchte der Ritter. »Ihr wißt genau, daß es die Türken waren.«
    »Das ist das erste wahre Wort, das Ihr gesprochen habt«, erwiderte der Fürst von Tarent. »Ja, es waren die Türken. Wir haben in dieser Nacht lange gegen sie gekämpft und sind gerade erst vom Schlachtfeld zurückgekehrt.« Er deutete auf Murdo und fuhr fort. »Wenn dieser Mann sein Leben riskiert hat, um die heilige Lanze zurückzuholen, die Eure Gefährten verloren haben, dann scheint es mir, als solltet Ihr nicht versuchen, ihm die Haut abzuziehen, sondern ihn mit Gold und Lob überhäufen.«
    Der Ritter murmelte wütend vor sich hin, unternahm jedoch keinerlei Anstalten, dem Fürsten offen zu widersprechen. Ihm und seinen Gefährten war ihr Zorn deutlich anzumerken; aber sie schwiegen. Der Fürst von Tarent wandte sich abermals an Murdo und sagte: »Es wäre mir eine Freude, mich mit dir und König Magnus zusammenzusetzen und diese Angelegenheit mit dem Anstand zu besprechen, den sie verdient. Wenn du uns gestattest, an Bord zu kommen, gebe ich dir mein Wort, daß dir nichts geschehen wird.«
    »Also gut«, stimmte Murdo zu, »nur erlaubt auch dem Priester, sich zu uns zu gesellen, und ich werde Euch alles erzählen, was Ihr wissen wollt.«
    Der Fürst stieg vom Pferd und ließ seine Männer an der Mole Aufstellung nehmen, um das Schiff zu bewachen. In der Zwischenzeit legte Gorm rasch die Laufplanke aus, um es den hohen Herrn zu ermöglichen, an Deck zu kommen. Kurz darauf stand Murdo mit dem Speer seinem unerwarteten Verteidiger und einem guten Dutzend weiterer Edelleute von Angesicht zu Angesicht gegenüber - einschließlich Orin Breitfuß und dem stets mißtrauischen Bayard. Zu guter Letzt lief Bruder Emlyn die Planke hinauf, trat schnaufend neben Murdo und zog ihn erst einmal beiseite.
    »Ich habe die ganze Nacht gewartet, und als du nicht zurückgekommen bist, dachte ich, ich sollte vielleicht einmal zum Tor gehen und nachsehen...«
    »Ist schon gut«, unterbrach ihn Murdo. »Wo ist der Schatz?«
    »Du hast die Lanze zurückgeholt. Gelobt sei Gott!« Er schluckte. Dann senkte er die Stimme zu einem Flüstern und sagte: »Für meinen Geschmack sind hier viel zu viele Edelleute. Was sollen wir mit ihnen machen?«
    »Vertrau mir«, antwortete Murdo. »Und jetzt sag mir - der Schatz meines Vaters: Wo ist er?«
    Der Priester beugte sich noch näher zu ihm hinüber. »Er ist hier, an Bord eben dieses Schiffes. Wo hätte er auch sonst sein sollen?« Er blickte sich um und fügte hinzu: »Vielleicht solltest du mir die Lanze geben. Ich könnte.«
    »Hör mir zu, Emlyn«, unterbrach ihn Murdo. »Sag nichts. Was auch immer geschehen mag, halte deine Zunge im Zaum.«
    »Sei vorsichtig, Murdo. Diese Männer werden vor nichts haltmachen, um ihren Willen durchzusetzen. Du darfst ihnen nicht nachgeben.«
    »Ich meine, was ich sage!« knurrte Murdo tadelnd. Er packte das Handgelenk des Priesters und drückte zu. »Was auch immer ich sagen oder tun werde: Halt den Mund, und misch dich nicht ein! Hast du das verstanden?«
    Verblüfft nickte Emlyn und trat einen Schritt zurück. Als Mur-do ihn wieder losließ, rieb er sich das Handgelenk.
    Murdo wandte sich von dem Mönch ab und trat zu Bohemund.
    »Ich danke Euch, daß Ihr mich gerettet habt«, sagte er und verneigte sich respektvoll. »Ich fürchte, wärt Ihr nicht gewesen, läge ich jetzt am Grund des Hafens.«
    »Und das wäre wirklich eine Schande gewesen«, erwiderte Bohe-mund. »Die heilige Lanze und ihren leidenschaftlichsten Verteidiger zu verlieren. Allein der Gedanke ist unerträglich. Laß uns lieber über andere Dinge reden.« Er streckte Magnus und Murdo die Hände entgegen. »Setzt euch zu mir, meine Freunde, und laßt uns bereden, was wir nun am

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