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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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muss dir am Herzen liegen, der Mann, der Tolgon tötete. Sonst würdest du doch eher seinen Kopf als ein Dutzend Pferde opfern. Wer ist es?«
    Aryak schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Es ist Eri, mein jüngster Sohn, und der letzte, der mir von dreien geblieben ist.«
    »So sind die anderen tot? Das wusste ich nicht«, sagte der Heredhan und schloss die Augen, als müsse er neu rechnen. Dann verkündete er das Ergebnis: »Fünf Dutzend Pferde, drei Dutzend Schafe und Ziegen, eure Unterwerfung und die Abgabe, dann mag dein Sohn seinen Kopf behalten, Hakul.«
    Yaman Aryak atmete schwer, Awin konnte ihm ansehen, dass er mit sich rang, doch plötzlich ergriff Curru das Wort: »Wir müssen das beraten, Yaman Horket.«
    Der Heredhan starrte ihn finster an. »Tut das, Alter, aber beratet nicht zu lange. In einer Stunde will ich eure Antwort. Da ihr mir den Heolin nicht beschaffen könnt, sage ich, dass ihr nun nur noch diese Wahl habt - unterwerft euch oder büßt gemeinsam für Tolgons Tod!« Und damit wendete er seinen Grauschimmel und galoppierte davon. Und auch Aryak und seine Begleiter kehrten zu ihrem Sger zurück.
     
    Nyet hatte die Ebene verlassen und endlich seiner Schwester Isparra Platz gemacht. Aber offenbar war Isparra wütend, dass sie so lange um diesen Platz hatte streiten müssen, denn sie erschien nicht viel schwächer als Nyet. Die Yamanoi des Sgers saßen beisammen, dicht aneinandergedrängt, um sich gegenseitig vor dem scharfen Wind zu schützen. Ein wenig abseits davon sprach der Yaman mit Merege. Awin hätte gern zugehört. Die Kariwa nickte ein paarmal und gab kurze Antworten, die den Yaman offenbar zufrieden stellten. Dann packte sie ihr Pferd am Zügel und zog es in Richtung der Felsen. Awin sah ihr nach,
aber sie drehte sich nicht um. Natürlich, dachte er, sie hat mit alldem nichts zu tun. Er fragte sich, ob der Heredhan das auch so sah und ob ihr Aufbruch ihm verborgen bleiben würde. Der Staub wehte dicht über die Ebene, aber war er dicht genug? Dann begann die Versammlung. Stumm hörten sich die Krieger an, was Curru von der Forderung Horkets zu berichten hatte. Awin war unaufmerksam, er ging die Unterredung noch einmal in Gedanken durch. Irgendwie war der Heredhan einfach zu gut unterrichtet. Er hatte nicht einmal überrascht gewirkt, als er erfahren hatte, dass es Eri war, der seinen Vetter getötet hatte.
    »Nun, ihr Männer, was sollen wir tun?«, fragte Aryak, als der alte Seher geendet hatte.
    »Die Forderung ist unannehmbar«, verkündete Tuwin.
    »Ich hoffe, euch ist klar, dass ich und meine Männer euch nicht zur Seite stehen, wenn es hart auf hart kommt«, erklärte Harbod ruhig.
    »Etwas anderes habe ich von dir auch nicht erwartet, Hakul«, entgegnete Curru verbittert.
    Harbod sprang auf: »Es war nicht meine Klinge, die dem Vetter des Heredhans das Leben raubte, alter Mann!«
    »Ruhig, ihr Krieger!«, rief Aryak bestimmt. »Harbod hat Recht. Es ist nicht sein Kampf, und ich werde es dem Heredhan mitteilen, falls es so weit kommen sollte. Doch bis dahin bitte ich dich, Harbod, Harmins Sohn, an unserer Seite zu bleiben. Der Heredhan wird vielleicht eher zu Zugeständnissen bereit sein, wenn er die Zahl seiner Gegner für größer hält, als sie ist.«
    »Sie ist auch so schon klein genug«, brummte Bale, »aber dennoch können wir ihm nicht geben, was er verlangt. Fünf Dutzend Pferde? Das sind fast alle, die wir besitzen. Und die Schafe und Ziegen? Wir würden den nächsten Winter kaum überleben.«
    »Bale hat Recht«, meinte Mewe. »Es ist für unseren Klan
besser, wir bezahlen unseren Fehler hier mit unserem Leben, als Frauen und Kinder dem Hungertod auszuliefern.«
    »Und die Unterwerfung?«, fragte Aryak.
    »Niemals«, entgegnete Curru, und niemand widersprach ihm.
    »Es gäbe noch eine andere Möglichkeit«, sagte der Yaman nachdenklich. »Ich biete ihm meinen Kopf an.«
    Die Männer schwiegen betroffen, und Awin war geschockt. Der Yaman, der Führer ihres Sgers, wollte sich opfern? Unwillkürlich wanderte sein Blick zu Eri. Der Knabe hörte zu, sein Gesicht war eine verschlossene Maske. Es war nicht zu erahnen, was er fühlte, als sein Vater anbot, für seinen Fehler zu sterben.
    »Das … das ist nicht dein Ernst, alter Freund«, meinte Curru schließlich.
    »Nun, ich sehe es so: Kämpfen wir, werden wir alle sterben, auch ich. Da ist es doch besser, nur ich gebe mein Leben«, erklärte Aryak gelassen. »Ich könnte ihn fordern. Nimmt er mein Leben, ist die Sühne

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