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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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kurz, dann ging es im Schritt weiter. Mewe ritt nach vorne, um sich die Sache anzusehen. Jetzt erkannte Awin, dass es nicht einer, sondern drei Punkte waren. Zwei waren etwas größer, einer kleiner. Die Sonne war inzwischen aufgegangen. Es war vollkommen windstill, und sofort stand über dem Sand jenes Flimmern, das aus der Ferne wie Wasser wirkte. Die drei Punkte schienen aus dieser verlockenden Wasserfläche herauszuragen.
    »Der Täuscher«, murmelte Mabak hinter ihm und meinte damit Dauwe, jenen Wind, der eigentlich eine Windstille war und die Reisenden in der Slahan gern mit der Vorspiegelung von Wasser inmitten der größten Hitze quälte. Aber hatten sie die Slahan nicht hinter sich gelassen? Awin runzelte die Stirn. Inzwischen war er sicher, dass es sich bei den Punkten um einen Menschen und zwei Pferde handelte. Mewe, der ein Stück vorausgeritten war, kam zur Schar zurück. Er besprach sich mit den Yamanen. Offenbar musste er etwas Ungewöhnliches oder sogar Gefährliches gesehen haben, denn Harmin gab ein Hornsignal. Ohne weitere Umschweife schwenkten die Fuchs-Krieger aus der langen Linie und formten eine Schlachtreihe.
    »Worauf wartet ihr, ihr Männer der Schwarzen Berge, Schlachtreihe, Schlachtreihe!«, rief Curru laut. Also sammelten sie sich um das Feldzeichen, das ihr Seher in die Höhe reckte. Die Yamane ließen beide Schlachtreihen langsam vorrücken. Awin fragte sich, welcher einzelne Feind die beiden zu solcher Vorsicht drängte.
    »Hast du es nicht gehört?«, raunte ihm Tauru zu. »Es ist die Zauberin.«
    »Die junge oder die alte?«, fragte Awin zurück.
    »Die junge«, lautete Taurus Antwort.
    Dann sah Awin es selbst. Das Mädchen saß dort ruhig auf
einem Stein und streichelte einen kräftigen Fuchs. Daneben suchte ein Falbe den verdorrten Boden nach Halmen ab. Die beiden Schlachtreihen hielten an. Stumm betrachteten die Krieger das blasse Mädchen, das seinerseits keinerlei Anstalten machte, sich zum Gruß zu erheben. Die Yamane warteten eine Weile ab, dann lenkte Aryak seinen Rappen hinüber zu seinem Halbbruder. Curru folgte ihm. Als Harmin das sah, löste er sich ebenfalls aus der Reihe. Die Männer besprachen sich kurz. Dann winkte Aryak Mewe und Awin heran. Curru strafte seinen Schüler mit einem missbilligenden Blick, als er sich den Anführern näherte.
    »Ich sage noch einmal«, erklärte der alte Seher gerade leise, »dass wir sie töten sollten. Gleich jetzt. Sie trägt keinerlei Panzer. Wenn wir alle gleichzeitig unsere Pfeile abschießen, möchte ich sehen, mit welchem Zauber sie sich davor schützen will.«
    »Ich möchte das nicht sehen«, entgegnete Mewe.
    »Auch ich sehe keinen Grund, dieses magere Mädchen mit einem Pfeilhagel zu überziehen«, meinte Auryd.
    »Aber sie hat Deges Pferd! Reicht dir das nicht?«, entgegnete Curru wütend.
    »Sie hat auch noch ein anderes, wenn mich meine Augen nicht täuschen«, erklärte Harmin ruhig, »also hat sie Deges Falben nicht gebraucht. Mir scheint, Seher, dass du dieses Mädchen töten willst, weil du nicht zugeben kannst, dass du es warst, der das Unglück auf meinen Vetter gelenkt hat.«
    »Nichts dergleichen habe ich getan! Ich will sie töten, weil sie uns alle ins Verderben stürzen wird. Ich kann es sehen!« Curru blickte von einem zum anderen, und das ganze Gewicht seines heiligen Amtes lag in diesem Satz und in seinem Blick.
    »Awin?«, fragte Aryak plötzlich.
    Dem jungen Seher wurde kalt, als er den eisigen Blick seines Lehrers spürte. Er wurde rot und wusste zunächst nicht, was
er sagen sollte. Dann sammelte er sich und erklärte: »Ich habe nichts Böses gesehen, weder bei dem Mädchen noch bei seiner Ahnmutter. Es stimmt, was Meister Curru sagt, sie verfügen über Zauberkräfte, wenigstens Senis. Ich weiß aber gerade deshalb nicht, ob es klug wäre, die Kariwa gegen uns aufzubringen.«
    »Du bist blind, weil dieses Weib dich behext hat, mein Junge«, rief Curru wütend. »Ich bleibe dabei, dort steht Deges Pferd - sie hat es gerufen, und nur um uns zu täuschen, hat sie den Sattel auf dieses fremde Tier gelegt.«
    »So fremd ist es nicht«, sagte Mewe plötzlich. »Ich erinnere mich an diesen Fuchs mit den drei weißen Fesseln. Er gehörte zu jener Herde, die wir … am Rande der Wüste getroffen haben.«
    Awin sah genauer hin. Sollte sich wirklich ein Tier aus Horkets Herde bis zum Rotwasser verirrt haben?
    »Was für eine Herde?«, fragte Harmin misstrauisch.
    »Wir können Bale fragen, er wird es

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