Der Sohn des Sehers 01 - Nomade
standen
und berieten.« Awin sah seine Sgerbrüder zufrieden nicken. Offenbar war diese Strafe nach ihrem Geschmack. Er selbst hatte allerdings Zweifel. Woher wusste dieser Immit, dass er die Richtigen bestrafte? Es mochte doch auch mancher nur mitgelaufen sein, ohne die Hand gegen die Hakul zu erheben.
»Dieser Mann schien also darauf bedacht zu sein, uns Recht widerfahren zu lassen«, erzählte Curru weiter, »und mehr können wir von einem Fürsten der Akkesch nicht erwarten. Er hörte sich unser Anliegen an, und ich muss zugeben, dass er und all die vornehmen Männer, die dort in der Halle waren, ehrlich betroffen schienen, als wir ihnen erzählten, was im Grastal geschehen war. Auch ihnen sind die Gräber ihrer Ahnen heilig, und ihre Abscheu war groß, als wir ihnen erzählten, dass Etys’ Grab geschändet wurde.«
»Habt ihr ihnen etwa auch vom Heolin erzählt?«, rief Harbod dazwischen.
»Für wie einfältig hältst du uns, Harbod, Harmins Sohn?«, entgegnete Curru scharf. »Wir haben gesagt, was nötig war, denn auch wenn die Akkesch das Recht achten, so ist ihnen doch von Herzen gleich, ob ein Fremder einige Hakul tötet oder nicht. Mit einem frevelhaften Grabschänder jedoch will sich niemand gemein machen - und deshalb haben wir dem Immit von diesem Raub erzählt, doch nicht mehr, als er unbedingt wissen musste!«
»Aber du sagtest, dass ihr nichts erreicht habt - also ist der Feind nicht in Serkesch, also habt ihr umsonst verraten, wie leicht wir zu berauben waren. Sie werden sich schon denken können, dass dort etwas Wichtiges gestohlen wurde«, erwiderte Harbod giftig.
Der Yaman hob die Hand, bis das aufgeregte Raunen der Männer verstummte und sich der Fuchs-Krieger wieder setzte. »Wer sagt, dass der Feind nicht in der Stadt ist?«, fragte er.
Die Männer sahen einander überrascht an. Auch Awin war verblüfft. Hatte Curru nicht gesagt, sie hätten nichts erreicht?
»Lasst mich weiter berichten, ihr Männer, dann werdet ihr verstehen«, erklärte Curru, »denn nun beginnt der seltsame Teil dieser Geschichte, jener Teil, der mir das Gefühl gibt, ich hätte einen tückischen Sumpf betreten. Es war Ebu, der den Dolch entdeckte. Er steckte im Gürtel eines fetten Händlers, der dort in der Halle war.«
Ebu erhob sich und hielt einen Dolch in die Höhe. »Erkennt ihr ihn, ihr Männer?«, rief er.
»Elwahs Dolch! Elwahs Dolch«, riefen die Krieger durcheinander. Auch Awin erkannte ihn wieder. Silberfäden waren um den Griff geschlungen. Es war eine schöne und sehr auffällige Arbeit. Der Händler musste sehr dumm sein, wenn er einen solch prachtvollen Blutdolch in Gegenwart von Hakul offen am Gürtel trug.
»So ist es«, rief Curru, »Elwahs Dolch. Dieser Händler behauptete, ein Reisender habe ihm den Dolch überlassen, angeblich für eine warme Mahlzeit. Dies soll am Ufer des Dhanis, einige Stunden flussaufwärts geschehen sein. Der Immit hat ihm ebenso wenig geglaubt wie wir, und er hat ihm auch nicht geglaubt, dass jener Mann dann nach Scha-Adu geritten sei. Doch der Händler hatte den Dolch, das hieß, er war unserem Feind begegnet, und der Immit war ebenso begierig, die Wahrheit zu erfahren, wie wir. Er drohte dem Händler, ihm sein Lügenmaul mit kochendem Erdpech auszugießen, wenn er nicht endlich die Wahrheit offenbarte.« Die Hakul murmelten beifällig. Ihnen war jedes Mittel recht, wenn es nur half, den Feind zu stellen. Curru holte tief Luft. »Und da gestand diese feige Kröte und zeigte auf einen Mann, der gar nicht weit vom Immit in der Menge stand. Es war ein Mann aus dem Süden, unverkennbar, und seine Kleidung war nicht die eines Akkesch oder Kydhiers.«
»Also - war es der Feind?«, fragte Tuwin, als Curru verstummte.
Der Seher blickte bekümmert auf. »Ich weiß es nicht, Tuwin, ich weiß es nicht. Denn jener Mann leugnete alles, und als der Händler ihn beschuldigte, schien er mir ehrlich erschrocken.«
»Aber es war doch ein Mann aus dem Süden, ein Fremder in dieser Stadt, oder nicht?«, fragte Harbod.
»Ja, auch ich glaubte uns am Ziel, doch dann geschah Merkwürdiges«, erwiderte Curru. »Malk Numur, der Sohn des Raik, verbürgte sich für diesen Mann. Er behauptete, dieser Fremde sei schon einige Tage in der Stadt. Und der Junge, der doch mit dem Fremden reiten sollte, wie wir … an jenem Bach erfahren haben, war nicht bei ihm. Dafür ein Mädchen, seine Nichte angeblich, auch wenn sie ihm nicht ähnlich sah.«
Awin sah Curru an, dass er noch einmal alles
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