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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wäre respektlos gewesen, ihnen vorher Fragen zu stellen. Kurze Zeit später saßen sie alle um das Feuer, die Männer vorne, die Jungkrieger dahinter. Curru hatte zum Zeichen der Beratung die Sgerlanze aufgerichtet. Der Yaman wartete, bis die Männer sich gesetzt hatten, dann bat er Curru, zu berichten, was innerhalb der Mauern vorgefallen war. Der alte Seher erhob sich. Awin sah ihm an, wie sehr er es trotz aller Anspannung genoss, die ungeteilte Aufmerksamkeit der Krieger zu haben.
    »Wahrhaftig, Brüder«, begann der alte Seher, »wir sind weit geritten, um den Verfluchten zu stellen, und wir wussten, dass
unsere Jagd vielleicht erst hier, innerhalb der Mauern einer alten Feindin, enden wird, denn dies hat mein Traum uns klar gezeigt. Doch wo gestern noch Klarheit war, ist heute alles verworren. Ja, es ist, als hätten wir nicht die gepflasterten Straßen einer Stadt, sondern einen trügerischen Sumpf betreten, dessen Boden unter unseren Füßen schwankt. Wir ritten also durch das Tor der Hirth, das grüne Tor, das ich in meinem Traum gesehen hatte.« Awin warf einen schnellen Seitenblick zu Mewe, doch der Jäger hörte dem Seher mit halb geschlossenen Augen aufmerksam zu. Curru fuhr fort: »Drei Dutzend Speerträger erwarteten uns auf der anderen Seite. Wir dachten zunächst, das sei ein unfreundlicher Empfang, doch begriffen wir schnell, dass diese Männer zu unserem Schutz dort waren. Es ist lange her, dass wir diese Stadt angegriffen haben, doch Mauern haben ein gutes Gedächtnis, und auch die Kydhier und Akkesch haben es nicht vergessen. In den Straßen und von den Dächern ihrer Häuser aus bewarfen sie uns mit Unrat und anderen Dingen, so dass der Schab, der Anführer der Speerträger, uns schließlich bat, abzusteigen, damit die Schilde seiner Männer uns besser schützen konnten.«
    »Die Akkesch haben keine Ehre!«, rief die helle Stimme Eris wütend dazwischen.
    Curru hielt kurz inne, aber keiner der anderen Männer reagierte auf diesen Ausbruch des Yamanssohns, und so fuhr er fort: »Die Stadt, die so still gewesen war, war nun in Aufruhr, und wären die Speerträger nicht gewesen, so hätten wir das Haus ihres Raik wohl nie erreicht. Doch sollten die Bewohner dieser Stadt ihren Frevel noch bereuen, wie ihr später hören werdet. Erst aber empfing uns der Herrscher der Stadt in einer Halle, so groß, dass alle Zelte unseres Klans darin Platz fänden, und so hoch, dass selbst jene Palmen, die ihr dort hinten seht, ihr Dach nicht berührt hätten. Am Ende dieser Halle steht
ein Thron, unter einer Öffnung in der Decke - und obwohl die Sonne den Höhepunkt ihrer Bahn längst überschritten hatte, fiel ihr Licht doch senkrecht auf den Mann, der dort saß.«
    Awin hörte mit offenem Mund zu. Wie gern hätte er diese Wunder auch gesehen. Curru setzte seine Erzählung fort: »Es war jedoch nicht Raik Utu, der uns empfing, denn dieser Herrscher ist vor wenigen Tagen gestorben.« Er wartete, bis sich die aufkommende Unruhe wieder gelegt hatte. »Erinnert ihr euch an die Rauchsäule? Es waren die Besitztümer und Sklaven des Raik, die dort verbrannt wurden, denn so ist es Brauch bei den Akkesch. Dies ist auch der Grund, warum die Felder nicht bearbeitet werden und kein Boot den Fluss befährt; es sind Tage der Trauer, und alle Arbeit und alle Geschäfte müssen ruhen, bis der Raik seinen Platz in Ud-Sror, der Totenstadt der Akkesch, eingenommen hat.« Wieder wartete Curru einen Augenblick, bis das Raunen seiner Zuhörer verstummte. »Nun haben wir schon vor einigen Tagen in der Roten Festung gehört, dass der Raik zwei Söhne hat und nicht sicher ist, welcher von beiden ihm nachfolgen wird. Dort, in dieser hohen Halle, war nur einer von ihnen, ein Mann namens Malk Numur, und ich muss sagen, dass ich ihm nicht traue, und gleich werdet ihr den Grund erfahren. Jedoch war es auch nicht dieser Malk, der auf dem gleißenden Thron saß, sondern die Rechte Hand des Kaidhans, ein Mann, der sich Immit Schaduk nennt. Ich halte es für möglich, dass er die Macht über diese Stadt an sich reißen wird und beide Söhne des Raik leer ausgehen.«
    »Nicht immer werden jene zu Herrschern, denen es zusteht«, rief Harbod. Curru warf ihm einen feindseligen Blick zu, dann setzte er seinen Bericht fort: »Dieser Immit ist nicht groß von Wuchs, und er ist alt, aber auch hart und entschlossen im Handeln. Er ließ einem Dutzend jener Aufrührer, die uns so feindselig empfingen, die Hand abhacken, noch während wir in der Halle

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