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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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lebende Legende.«
    »Lebend? Da bin ich mir allerdings nicht so sicher. Hast du ihn heute schon gesehen? Aschfahl ist er. Ich glaube, er wird bald zu Marekets Weiden abberufen. Glaubst du wirklich, dass Curru bei ihm Rat sucht?«
    »Ich weiß es nicht. Aber auf jeden Fall wird er versuchen, Kluwe für seine Zwecke zu gewinnen. Es gibt niemanden, dessen Wort bei den Hakul mehr Gewicht hat.«
    »Seine Zwecke? Also weißt du, was Curru vorhat? Denn ich werde nicht schlau aus dem, was er tut.«
    »Ich denke, er wird Horket herausfordern wollen, auf die eine oder andere Weise. Jedoch bestimmt nicht mit offenem Kampf.«
    Welas Miene verfinsterte sich plötzlich. »Also, deshalb …«, sagte sie schließlich gedehnt.
    »Deshalb was?«
    »Ich verstehe jetzt, warum er mir von deinem Vater, seiner Sippe und deinem Recht auf Rache erzählt hat.«
    » Curru hat dir das erzählt?«, fragte Awin erstaunt.
    »Ja. Das meiste wusste ich natürlich schon vorher, aber Curru … dieser Seher ist falscher als eine Sandviper. Ich glaube, er will, dass du den Heredhan forderst, und er hat mich benutzt, um dich aufzuhetzen! Ich werde gleich zu ihm reiten und …«
    Awin unterbrach sie. »Nein, das wirst du nicht. Es ist besser, er weiß nicht, dass du ihn durchschaut hast.«

    Wela sah ihn zornig an: »Es liegt mir nicht, mich zu verstellen, Awin Sehersohn!«
    »Das verlangt ja auch niemand. Rede einfach nicht mehr mit ihm. Das wird kaum auffallen.«
    »Aber ich werde es meinem Onkel sagen, das kannst du mir nicht verbieten.«
    »Das habe ich auch nicht vor«, entgegnete Awin ruhig.
     
    »Das ist eine ernste Sache«, begann Tuge, als er einige Zeit später neben Awin ritt.
    Awin zuckte mit den Schultern. Für ihn war es nichts Neues, dass sein ehemaliger Meister andere für seine Zwecke einspannte.
    »Du nimmst es erstaunlich gelassen«, fuhr der Bogner fort, und als Awin immer noch nichts dazu sagte, fragte er: »Wird es nicht langsam Zeit, dass du mir sagst, was du über Currus Vorhaben weißt, Seher?«
    Awin seufzte, bevor er leise antwortete: »Ich weiß nicht, wie weit seine Pläne gediehen sind. Er gleicht einem Wolf, der um eine Hütte schleicht und eine Lücke sucht, durch die er eindringen und seine Beute reißen kann.«
    »Und was für eine Beute will der alte Wolf erlegen? Etwa dich?«
    Awin senkte die Stimme. »Ich glaube nicht, dass ich ihm so viel Mühe wert bin. Nein, er sucht einen Weg, den Heredhan zu stürzen - und Eri an seine Stelle zu setzen.«
    Der Bogner starrte ihn an, als würde er an seinem Verstand zweifeln, dann verfiel er in nachdenkliches Schweigen. Nach einer ganzen Weile fragte er: »Und deshalb soll er versuchen, dich gegen Horket aufzuhetzen? Das ergibt keinen Sinn. Ich will dir nicht zu nahe treten, mein Junge, aber Horket ist ein gewaltiger Krieger. Er hat stets noch jeden Herausforderer
besiegt. Du hättest nicht die geringste Aussicht auf Erfolg.«
    Awin nickte verstimmt. Tuge hatte also auch keine allzu hohe Meinung von seinen Fähigkeiten im Kampf.
    »Also, was verspricht sich Curru davon, wenn er das Lamm zur Schlachtbank führt?«, fragte Tuge nach.
    »Vielleicht hält er das Lamm für gefährlicher, als es andere tun«, entgegnete Awin verärgert, aber dann seufzte er ergeben. Jetzt, wo er darüber sprach, ahnte er allmählich, was sein alter Lehrer vorhatte. Leise fuhr er fort: »Vielleicht vertraut Curru aber auch darauf, dass das Lamm von einer mächtigen Hirtin bewacht wird.«
    »Der Kariwa? Ist sie so stark? Mabak berichtet Wunderdinge von ihr, aber er hat auch behauptet, du seist auf einer Seeschlange geritten.«
    »Sie ist stärker, als Mabak weiß, Tuge. Sie war es, die Slahan in die Flucht geschlagen hat. Wir Hakul waren dort, und bei den Hütern, wir haben gut gekämpft, aber sie war diejenige, die den Kampf ganz allein entschieden hat, auch wenn Curru und Eri das nie zugeben würden.«
    »Ich dachte es mir fast. Da waren doch einige Lücken in dem, was der Alte von den Ereignissen in Uos Mund berichtete. Es war viel glaubwürdiger, wie du es bei unserem Wiedersehen erzählt hast, auch wenn du dich bemüht hast, Curru nicht allzu sehr bloßzustellen. Aber du lässt dich nicht auf sein Spiel ein, oder?«
    »Ich habe es nicht vor, Tuge, aber sobald Curru das merkt, wird er sicher andere Pläne entwickeln. Er hat sich vorgenommen, Eri an Horkets Stelle zu setzen, und das ist Wahnsinn. Selbst wenn Horket fällt - warum sollten die Hakul ausgerechnet Eri, diesen Knaben, als Heredhan

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