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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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antrieb. Senis wusste vielleicht auch, was sie tun sollten, aber die Kariwa war am Schlangenmeer, unerreichbar weit entfernt für Awin. Aber auch für Merege? Die Kariwa konnten in einem Wimpernschlag so weit reisen wie Reiter in vielen Stunden nicht. Aber dann fiel Awin wieder ein, dass das nicht umsonst zu haben war. Er dachte mit Schrecken an den Akkesch zurück, dessen Lebenskraft Merege für eine kurze Strecke, den Sprung in den Glutrücken, gebraucht hatte. Der Akkesch war ein Feind gewesen, und hier gab es nur Hakul. Nein, dieser Weg stand ihnen also auch nicht offen. Kannte Merege vielleicht einen anderen? Er hätte sie das schon viel früher fragen sollen, andererseits - wenn sie einen Weg wüsste, dann hätte sie ihn doch sicher schon angeboten, schließlich wollte auch sie den Rat ihrer Ahnmutter einholen. Awin seufzte. Was vor ihm lag, war wie das Karys, voller Tücken und gefährlicher Abgründe. Er wollte sich aber nicht verschlingen lassen.
     
    Nach einer Weile stießen sie auf einen richtigen Pfad, der sich kurz darauf in zwei Wege gabelte. Wie Awin erfuhr, führte der
eine zu einer weiteren Furt durch den Dhurys, der andere ins Ahnental. Noch einmal fragte er sich, ob es nicht doch besser wäre, der Begegnung mit Heredhan Horket auszuweichen. Aber dafür war es jetzt zu spät. Es waren ständig einige Krieger in seiner Nähe, die nur darauf zu achten schienen, dass er den Sger nicht verließ. Aber es war ohnehin nur ein flüchtiger Gedanke, denn inzwischen hielt er die Begegnung mit Horket für unvermeidlich, ja, beinahe für wünschenswert. Schließlich hatte er einen Plan.
    Sie folgten dem Pfad hinein in die Blauen Hügel, die sich nun doch ein wenig weiter in die Höhe reckten. Am frühen Nachmittag entdeckten sie den ersten Garam. Der Steinkegel thronte auf einer Anhöhe und schien sie zu erwarten. Die Steine in den untersten Reihen waren so groß, dass wenigstens drei Männer erforderlich gewesen sein mussten, um sie dort hinaufzuwuchten. Nach oben hin wurden die Steine viel kleiner, und es war in ihrer Schichtung auch keine Ordnung mehr zu erkennen. Die Hakul stiegen ab. Jeder, der noch nie hier gewesen war, suchte die Umgebung nach einem Stein ab. Awin fand einen, der nicht viel größer war als sein kleiner Finger, und fügte ihn vorsichtig dem Steinkegel hinzu. Die größeren Steine waren von gelben Flechten bewachsen, ein Zeichen, dass sie schon sehr lange dort liegen mussten. Gemeinsam beteten sie zu den Ahnen, für die dieser Garam errichtet worden war. Awin konnte vom Hügel aus weitere Steinkegel sehen. Die meisten waren viel kleiner als der, an dem sie standen. Ganz in der Nähe hatte ein großer Dornbusch mitten in einem Garam Wurzeln geschlagen. Die Hakul hatten ihn wachsen lassen. Nun gab er den Steinen besseren Halt. Awin sah auch einige Ulmen, von denen es im Ahnental so viele geben sollte.
    »Sind das eure Tempel, Awin?«, fragte Merege, die dem Gebet von weitem zugesehen hatte.

    »Wo immer ein Hakul einen Stein auf einen anderen legt, kann er zu den Ahnen sprechen«, antwortete Awin, »aber dieser Ort ist uns besonders heilig. Schon in der alten Zeit, bevor wir das Pferd zähmten, fanden hier große Versammlungen statt. Und es wird erzählt, dass früher ein Hakul, der sein Ende nahen fühlte, hierher reiste, um zu sterben. Es soll von hier aus nicht mehr weit zu Marekets unsterblichen Weiden sein.«
    »Es sind seltsame Gebilde. Kein Mörtel hält sie zusammen, und ich sehe dort drüben einige, die eingestürzt sind«, sagte Merege ernst.
    »Sie sind vergänglich, Merege, aber sie können erneuert werden. Jeder Hakul, der willens ist, kann an ihrer Vollendung arbeiten, und kein Priester oder Fürst muss Sklaven befehligen, diese Tempel zu errichten.«
    »Ist es auch Fremden erlaubt, diesem Brauch zu folgen?«
    »Ich weiß nicht, ob es schon einer versucht hat. Aber ich werde Blohetan fragen, denn er kennt unsere Gesetze besser als jeder andere, scheint mir«, antwortete Awin. Er freute sich über diese Geste Mereges.
    Blohetan war allerdings mehr als unsicher, ob es erlaubt war oder nicht: »Bedenke, dass es Unglück bringt, wenn ein Hakul einen Garam zum Einsturz bringt. Und sie ist eine Fremde. Was, wenn sie etwas falsch macht?«
    »Sie muss einen Stein auf einen anderen legen. Ich traue ihr zu, das zu vollbringen«, antwortete Awin ernsthaft.
    Der Älteste sah sich hilfesuchend um, aber niemand schien Lust zu verspüren, ihm die Last der Entscheidung abzunehmen. »Aber sie

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