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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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überlagert. Dieses Mal galt er ihrem Onkel Tuge: »Ich habe mich zuerst nur gewundert, dass er mir seit dem Mittag vorschwärmt, was für tapfere und aufrechte Burschen Limdin und Dare doch seien, aber jetzt, stell dir vor, hat er mich gefragt, ob ich mir einen von den beiden als meinen zukünftigen Mann vorstellen könnte!«
    »Und, kannst du?«, fragte Awin geistesabwesend.
    Wela warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Du solltest meine Gutmütigkeit nicht zu sehr beanspruchen, Awin Sehersohn, oder hast du so viele Freunde in diesem Lager, dass es dir auf einen mehr oder weniger nicht ankommen muss?«
    Awin schüttelte den Kopf. »Ich habe gesehen, dass du mit einigen Männern aus Wereks Klan gesprochen hast«, sagte er.
    Wela lächelte. »Ich habe mit vielen Männern aus vielen Sippen geredet, Awin. Ich fand, sie hatten ein Recht zu hören, was dem Letzten widerfahren ist, der versucht hat, dir den Heolin wegzunehmen.«
    »Das hast du ihnen erzählt?«

    »Mabak hat mir geholfen«, erklärte sie mit einem verschmitzten Lächeln.
    »Vielleicht war es doch gut, ihn mitzunehmen«, meinte Awin.
    »Harmin hat übrigens auch seinen Teil beigetragen. Mir scheint, er mag dich«, sagte Wela nachdenklich.
    »Er hat ein großes Herz - und viele Enkelkinder«, erwiderte Awin grinsend.
    Wela lachte, und Awin stimmte ein. Es war kein besonders guter Scherz gewesen, aber das Lachen wirkte befreiend. Und so saßen sie beieinander am Feuer und lachten lauthals, und sie vergaßen für eine Weile die vielen Augen, die sie aus dem Dunkeln heraus misstrauisch beobachteten.
     
    Die Hakul, die gehofft hatten, dass Kluwe am Abend noch einmal erscheinen würde, um zu enthüllen, welche Zeichen er gesehen hatte, wurden enttäuscht. Das Zelt des Sehers blieb verschlossen. Am nächsten Morgen schienen die Wolken noch tiefer zu hängen als am Vortag.
    »Es will wohl gar nicht mehr hell werden«, brummte Tuge missgelaunt beim Frühstück. Der Bogner fragte Awin noch einmal, ob es ihm ernst damit sei, ins Ahnental zu reiten. Awin nickte. »Ich meine nur«, sagte Tuge leise, »falls du es dir anders überlegen solltest, gib mir Bescheid. Ich würde dich begleiten, Awin.«
    »Das ist ein großzügiges Angebot, Tuge«, erwiderte Awin, und er versuchte nicht, seine Freude darüber zu verbergen, aber dann wies er mit einem Nicken seines Kopfes auf die Krieger, die ihn beobachteten, und fuhr fort: »Ich glaube, selbst wenn ich vorhätte, diesen Sger zu verlassen, weit würde ich nicht kommen.«
    »Allein wohl kaum«, antwortete der Bogner schlicht. Danach sprachen sie nicht mehr über diese Angelegenheit.

    Als Awin seinen Braunen sattelte, kam Harmin zu ihm. »Ist dir auch aufgefallen, dass heute einige Pferde weniger im Lager sind als gestern - vier, um genau zu sein?«
    Awin stutzte. Das war ihm entgangen. »Was hat nun das wieder zu bedeuten?«, fragte er.
    »Ich nehme an, dass sie Boten voraussenden, um uns - und vor allem dich - anzukündigen«, meinte der alte Schmied halblaut, eine Bemerkung, die Awin noch einmal an seiner Entscheidung zweifeln ließ. Er hatte insgeheim gehofft, den Heredhan überraschen zu können. Das war nun nicht mehr möglich. Horket würde Zeit haben, sich auf die Ankunft des Lichtsteins vorzubereiten.
    Sie brachen spät auf, weil der alte Kluwe lange brauchte, bis er aus seinem Zelt hervorkam. Wieder hofften die Hakul auf ein Wort von ihm, aber er schwieg.
    »Weißt du, dass Curru heute Nacht bei ihm war?«, fragte ihn Wela, als sich der Sger endlich in Bewegung setzte.
    »Curru?«
    »Ja. Ich konnte nicht schlafen, weil … weil diese Ziege mir einfach den Schlaf raubt.«
    »Merege? Sie schnarcht doch nicht etwa?«, fragte Awin grinsend.
    »Ganz im Gegenteil, sie schläft ruhig wie ein Stein. Man könnte glauben, sie atme gar nicht, und das macht mich verrückt.«
    »Ich verstehe«, behauptete Awin.
    »Jedenfalls habe ich Curru gesehen, wie er zu später, sehr später Stunde ins Zelt des Alten schlich. Ich glaube, er wurde erwartet, denn das Zelt wird ja bewacht, aber niemand hielt ihn auf. Er benimmt sich seltsam, seit wir Kluwe begegnet sind, oder?«
    »Früher habe ich Curru in Gedanken immer den Alten
genannt«, entgegnete Awin, »aber ich glaube, der ehrwürdige Kluwe hat wenigstens doppelt so viele Winter erlebt. Er war sein Lehrer, wie du vielleicht weißt, und ich nehme an, Curru sucht seinen Rat.«
    »Natürlich wusste ich, von wem Curru gelernt hat. Er hat es oft genug erwähnt.«
    »Ja, Kluwe ist eine

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