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Der Sohn des Tuchhändlers

Der Sohn des Tuchhändlers

Titel: Der Sohn des Tuchhändlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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dem sich die Leute auf den Plätzen unterhalten ließen, das sich anwenden ließ, anders als eine Tirade gegen die Juden, die, soviel war dem Mönch mittlerweile klar geworden, aufgrund der besonderen Umstände in Krakau nur einen Bruchteil der Bevölkerung aufstacheln würde.
    Und Friedrich von Rechberg und Fryderyk Miechowita erlebten, wie sich die geplante Ausgrenzung der Juden in eine ungeplante Hetze gegen die deutsche Oberschicht verwandelte – und plötzlich die Landshuter Delegation zu den ungewünschten Verhandlungspartnern mutierte, zu denen eigentlich die Juden hätten werden sollen.
    Zu diesem Zeitpunkt musste Friedrich von Rechberg sichgefühlt haben wie der Bettler, der dem Kürschnergehilfen das Leder gerben geholfen hatte und sich plötzlich am Ladegalgen des Hauses als gejagter Verbrecher wiederfand. Er bat Avellino zu einem nächtlichen Gespräch, um ihm ins Gedächtnis zu rufen, gegen wen er eigentlich hätte hetzen sollen.
    »Er hörte Herrn Friedrich gar nicht zu«, sagte der Säcklergehilfe, den ich im Kerker des Rathauses mehrmals besuchte, um ihm die Geschichte aus der Nase zu ziehen, während er auf seine Hinrichtung wartete. Der bullige Mann zuckte mit den Schultern. »Ich verstand ja nicht, was er alles sagte, aber es war nichts Gutes für Herrn Friedrich dabei. Da packte ich ihn, weil ich dachte, er solle ruhig mal ein bisschen Angst bekommen, damit er nicht mehr so respektlos mit Herrn Friedrich redet, und da zieht das Aas ein Messer raus und versucht mich zu stechen, und ich nehm es ihm weg, und er fuchtelt rum, und im nächsten Moment liegt er schon da auf der Erde und blubbert und versucht sich das Messer aus dem Gedärm zu ziehen, und Herr Friedrich ist ganz bleich und sagt: Zum Teufel, jetzt sind wir erledigt; der Kerl wird uns anzeigen, und wir hängen schneller, als wir Ich-möchte-zurück-nach-Landshut sagen können. Und dann sagt Herr Friedrich: Es sei denn, er verschwindet auf Nimmerwiedersehen.«
    Als der Bettler mitsamt der Beladung vom Ladegalgen des Kürschnerhauses in die Tiefe sauste und nach dem Aufprall feststellte, dass er noch lebte, hatte er wahrscheinlich gedacht, das Schlimmste sei nun vorüber. Dann hatte er gesehen, dass er bei seinem Absturz die Kürschnertochter erschlagen hatte. Hatte Friedrich sich so ähnlich gefühlt, als am nächsten Morgen klar geworden war, dass der verletzte Avellino, den er und sein Gehilfe in der Weichsel ertränkt hatten, Friedrichs Plänen noch im Tod widerstand und an der Bochenska-Brücke hängen blieb?
    Jedenfalls war mir klar, dass Friedrich tatsächlich aus Krakau hatte fliehen wollen, als ich ihn in seinem Quartier besuchte.Warum hatte er es nicht getan? Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Wohin hätte er gehen sollen? Zurück nach Landshut, wohin er sich gesehnt hatte von dem Augenblick an, an dem er in Krakau angekommen war? Ohne seine Aufgabe erfüllt zu haben, als Flüchtling vor der Justiz des Schwiegervaters seines Herzogs?
    »Nicht nur Friedrich muss sich vorgekommen sein wie dieser Bettler«, sagte Jana, als wir an dem Abend nach der endlich erfolgten Audienz bei König Kasimir (bei der ich einerseits die Erlaubnis erhalten hatte, die Tochter des verstorbenen polnischen Händlers und treuen Untertanen Karol Dlugosz zu ehelichen, andererseits den gutgemeinten Rat gehört hatte, ein tapferer Kerl wie Paolo, der sich furchtlos einem Kontingent königlicher Soldaten entgegenwarf, um seinen Freund zu befreien, sei viel zu schade für eine Karriere als Kaufmann) zusammen im Bett lagen und in die Stille lauschten, die Mojzesz Fiszels Haus erfüllte. »Mir ging es ebenso. Was immer ich unternahm, um der Entwicklung der Dinge Herr zu werden, alles wurde nur noch schlimmer. Ich sah mir dabei zu, wie ich dich ruinierte, wie wir uns in rasender Eile entfremdeten, wie deswegen deine Pläne, dich mit Daniel und Sabina auszusöhnen, zu scheitern drohten und wie auch noch Paolo verschwand.«
    »Nun, man soll eben nie im Kürschnerhaus fremdes Leder gerben.«
    Sie schwieg ein paar Augenblicke lang. »Was soll das denn bedeuten?«, fragte sie. »Das habe ich noch nie gehört.«
    »Ein ganz alter Spruch aus meiner Heimatstadt.«
    Sie knuffte mich. »So ein Unfug. Das hast du eben erst erfunden.«
    »Ich gestehe.«
    »Und was wolltest du damit sagen, Gevatter Bernward?«
    »Dass es Zeit wird, mir einen Kuss zu geben, Gevatterin Bernward. Als dein Ehemann habe ich ein Recht darauf.«
    »Und ich habe als Ehefrau ein Recht darauf,

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