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Der Sohn des Tuchhändlers

Der Sohn des Tuchhändlers

Titel: Der Sohn des Tuchhändlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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wenigstens einHochzeitsgeschenk zu erhalten. Zum Beispiel einen Ring. Wo hast du das Ding, das du mit so großem Aufwand geheim anfertigen hast lassen?«
    »Verdammt«, sagte ich und schlug mir an die Stirn. »Meister Schlom. Der Pfandverleiher. Ich wusste doch, dass ich in dem ganzen Trubel irgendwas vergessen habe.«

Ein neuer Anfang
    6. Tag im Erntemonat, 1486 a.d.

    Die Gläubigen strömten aus der Kirche . Das Mittagslicht lag heiß und grell auf dem Platz, nach der Kühle während des Gottesdiensts und dem beruhigenden Duft des Weihrauchs waren Sonne und der typische Stadtgeruch nach Fäkalien, Tierdung, heißem Staub und dem Rauch schlecht ziehender Kamine wie Schläge ins Gesicht. Wer in einem Haus wohnte, sehnte sich danach, es schnell zu erreichen, um in der Kühle eines rückwärtig gelegenen Raumes den Mittag zu verdösen; wer keines hatte, suchte in Gedanken schon nach dem besten Schattenplatz bei der Stadtmauer oder nach einer breiten Baumkrone vor dem Mauerring, unter der es sich schlafen ließ. Als vorn die Masse zu stocken begann, wurden diejenigen weiter hinten ärgerlich und begannen zu schimpfen. Dann teilte sich die Menge der aus der Kirche strömenden Gläubigen, und man konnte eine einsam auf dem Platz stehende Gestalt sehen. Die Sonne stand hoch im Zenit und brannte senkrecht auf den Mann herab, so dass er keinen Schatten warf, doch er war so dunkel gekleidet, dass er sein eigener Schatten zu sein schien.
    Der Mann hob das Gesicht und die Arme, und sein langer, zerfledderter Mantel flatterte kurz auf und legte sich dann wieder um seine hagere Gestalt wie Rabenflügel.
    »Ihr Menschen in dieser gesegneten stadt !«, brüllte der Mann, und obwohl keiner die Sprache verstand, in der er redete, war doch allen klar, was er ihnen ungefähr zu sagen versuchte. »Gott sieht auf euch herab, und Gott weint !«

Nachwort

    Ein Teil der Geschichte , deren Ende Sie gerade gelesen haben – wenn Sie zu den Menschen gehören, die Bücher von vorn nach hinten lesen und nicht mit dem Nachwort anfangen; wenn das Gegenteil der Fall ist, werde ich mich anstrengen, Ihnen mit den nachfolgenden Zeilen nicht allzu viel zu verraten – ein Teil dieser Geschichte also ist das Buch, das der tuchhändler hätte werden können, wenn ich dort nicht etwas ganz anderes hätte erzählen wollen.
    der tuchhändler erschien im Jahr 1997, war mein erster veröffentlichter historischer Roman und zugleich die erste Peter-Bernward-Geschichte; er spielt in Landshut zur Zeit der Landshuter Fürstenhochzeit, knapp elf Jahre vor den Ereignissen, die sich hier im sohn des tuchhändlers entfalten. Während ich dafür recherchierte, stieß ich auf den Umstand, dass die Mitgift für die Braut, die polnische Königstochter Hedwig, zwar versprochen und vertraglich vereinbart, aber nie gezahlt wurde. Herzog Georg, der Bräutigam, unternahm mehrere vergebliche Anläufe, das Geld, das immerhin die Hälfte der Ausgaben für die Hochzeit (die nach heutigem Geld etwa dreizehn Millionen euro kostete) hätte ersetzen sollen, einzufordern. Erst 1536 gelang es Herzog Ottheinrich, dem Großneffen Herzog Georgs, einen Teil davon einzutreiben.
    Eigentlich ein gefundenes Fressen für einen Krimiautor: eine ausstehende Forderung von sechseinhalb Millionen euro , ein gebrochenes Versprechen, ein wegen der politischen und verwandtschaftlichenVerhältnisse delikater Fall, der eigentlich nur insgeheim geklärt werden kann. In vielen Kriminalgeschichten (und erst recht in der Wirklichkeit) ist aus bedeutend billigeren Motiven gemordet worden. Im tuchhändler wollte ich aber eine Verbindung zwischen den beiden bedeutendsten historischen Ereignissen meiner Heimatstadt Landshut schaffen, der Fürstenhochzeit von 1475 und dem Bürgeraufstand von 1410, und darin ging jeder Ansatz, der Mitgiftaffäre noch Raum zu verschaffen, unter. Außerdem war die Angelegenheit selbst viel zu reizvoll, um sie als Nebengeschichte zu einem Plot, der damit gar nichts zu tun hatte, zu verschwenden.
    Die Mitgiftaffäre verschwand also in meinem Archiv, aber nie ganz aus meiner Erinnerung.
    Als ich Anfang 2004 gebeten wurde, einen Drehbuchentwurf für die Verfilmung des tuchhändlers zu konzipieren und mich dabei wieder mit den dramatischen Möglichkeiten der Geschehnisse um die Landshuter Fürstenhochzeit befasste, kam die Mitgiftaffäre aufs Neue ans Tageslicht. Zu diesem Zeitpunkt standen bereits Zeit, Ort und historisch verbürgtes Ereignis für meinen neuen Peter-Bernward-Roman

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