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Der Sohn des Tuchhändlers

Der Sohn des Tuchhändlers

Titel: Der Sohn des Tuchhändlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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sich die Zinsen nicht leisten können.«
    »Geben, sagte ich; nicht leihen.«
    Ich hielt inne, einen Fuß schon auf der ersten Treppenstufe, die in den Laden des Goldschmieds hinunterführte. Licht sickerte über die Treppe herauf, und ich hörte die Stimme des Goldschmieds, ohne die Worte unterscheiden zu können. »Ein Geschenk?«
    »Ein Handel. Der König braucht das Geld; wir brauchen Sicherheit und wieder freie Entfaltung unserer Handelstätigkeiten. Die Restriktionen, die er auf Drängen des Rats gegen uns ausgesprochen hat, werden uns über kurz oder lang ersticken. Vor den Toren Krakaus liegt Kazimierz. Es gehört dem König. Wir würden ihm das Geld geben gegen die Erlaubnis, nach Kazimierzzu übersiedeln. Dort kann er uns die alten Rechte wiedergeben.«
    »Er wird sich nicht darauf einlassen. So, wie die Situation derzeit ist, kann er sich nicht von euch finanzieren lassen, ohne einen empörten Aufschrei in ganz Polen zu verursachen.«
    »Wir verhandeln bereits. Großes Geheimnis, Peter! Der Kanzler des Königs, ich und zwei Ratsherren. Selbst die Stadt sieht ein, dass es auf Dauer für alle Beteiligten besser ist, uns draußen zu haben. Wir sind so kurz davor, uns zu einigen. Doch wenn die Geschichte mit Samuel und Zofia aufkommt, ist alles vergeblich. Dann werden wir Krakau auch verlassen – aber mit dem Rauch im Rücken, in dem unsere Habe hier aufgeht.«
    »Samuel ist ja gerade zur rechten Zeit gekommen.«
    »Wenn ich dürfte, wie ich wollte, würde ich ihn eigenhändig prügeln. Ich will nicht sagen, dass ich hoffe, er ersäuft in Prag in einer Latrine, aber falls ich so eine Nachricht bekommen würde, würde ich mir bestimmt nicht die Haare ausraufen und an die Brust schlagen und Oj! Oj! jammern.«
    »Ich kann euch nicht helfen, Mojzesz!«
    »Bring Paolo morgen bei mir vorbei. Ich habe aus einem dieser Geschäfte, die niemand hätte abwickeln dürfen, eine halbe Truhe voll mit Konfekt, auf die man am Hof schon ein Auge geworfen hat. Wenn Paolo nicht rechtzeitig ein paar davon probiert, sind sie weg – abgesehen davon, dass sie sowieso nie da waren. Und Rebecca hat mir einen halben Ballen Tuch abgeschwatzt, aus dem sie Paolo neue Kleider machen will. Frag mich nicht, woher der Ballen stammte.«
    Ich versuchte ihm begreiflich zu machen, dass ich meine Meinung auch morgen nicht geändert haben würde, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen.
    »Und jetzt hol den Kleinen besser ab, mein Freund. Sonst gehen dem Goldschmied noch die Anekdoten über seine Pfandgegenstände aus.«

    In Janas Saal im ersten Geschoss war eine Tafel aufgebaut und gedeckt. Ihr Pult stand in einer Ecke, die Bretter, an denen ich mich heute vor der Vesper noch gestoßen hatte, waren gegen eine der Längswände geschoben. Ich roch den Duft aus der Küche darunter und das heiße Unschlitt der Kerzen. Aber der Raum war verlassen – und das Geschirr nicht angetastet. Jana hatte offenbar mit dem Essen auf mich gewartet. Ich merkte, dass ich ein schlechtes Gewissen bekam, und schickte Paolo in die Küche hinunter, um ein wenig in den Töpfen zu naschen. Er sauste los und verschwand in der Türöffnung, hinter der eine enge Dienstbotentreppe ins Erdgeschoss hinunterführte. Ich machte mich auf die Suche nach Jana.
    In unserem Schlafraum im zweiten Geschoss war die Decke über dem Bett zurückgeschlagen und alles für die Nachtruhe bereitet. Das Laken war zerknittert, als habe bereits jemand darin gelegen. Julia, Janas Magd, war zu klein und zierlich, um die schwere Decke in dem breiten Bett mit einem Ruck zurückschlagen zu können; ich hatte ihr schon zugesehen, wie sie mit einem vorsichtig aufgesetzten Knie halb ins Bett kletterte, um ihrer Aufgabe nachzukommen. Es gab keinen Grund zu denken, dass sie nicht einfach nur – wie schon das eine oder andere Mal zuvor – vergessen hatte, die zerknitterte Stelle glatt zu streichen. Dennoch ertappte ich mich dabei, wie ich die Hand darauf legte, um nachzufühlen, ob noch die Wärme des Körpers spürbar war, der vielleicht zuvor darauf gelegen war. Dann horchte ich in die abendliche Ruhe des Hauses hinein, ohne unter den Stimmen, die ich aus den drei Geschossen hörte, Janas Stimme vernehmen zu können. Ich betrachtete die zerknitterte Stelle und fand, dass meine Gedanken absolut lächerlich waren.
    Welche Gedanken?
    Ich kletterte zu den Vorratsräumen unter dem Dach empor und störte die Dienstboten beim Aufhängen der Wäsche. Sie nickten mir zu, und ich sagte etwas Belangloses. Die

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