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Der Sohn des Tuchhändlers

Der Sohn des Tuchhändlers

Titel: Der Sohn des Tuchhändlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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tun den Teufel, um ihn zu finanzieren. Bleiben nur noch die Patrizier und Kaufleute, aber ein guter Kaufmann rechnet bei einer Kreditgewährung aus, welche Chance er hat, sein Geld wiederzubekommen, und im Falle von König Kasimir lässt er es dann bleiben.«
    »Ja so was«, brummte Stoß, und man konnte ihm ansehen, dass er schon erlebt hatte, wie jemand auf diese Art gegen einen Kredit an ihn gerechnet hatte.
    »Laurenz Weigel ist der Wortführer derer, die sich dem Kreditersuchen verweigern, und an ihm und seinen Freunden nehmen sich alle anderen ein Beispiel. Wenn nun aber König Kasimir Laurenz Weigel einen riesigen Gefallen tut …«
    »… sagen wir, den Schutz über uns aufzuheben, gegen den die christlichen Kaufleute seit langem wettern …«
    »… dann könnte es sein, dass Weigel sich veranlasst sieht, seine Meinung zu ändern.«
    »Sie meinen, das ist alles eine Frage des Geldes?«
    »Jede Sache kommt irgendwann mal an den Punkt, an dem sie nur noch eine Frage des Geldes ist.«
    Ich fühlte, wie Mojzesz mir eine schwere Hand auf die Schulter legte. »Sehen Sie, Meister Stwosz, ich wusste doch, dass ich nicht umsonst stolz auf meinen Freund Peter Bernward bin.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Samuel ist der älteste Sohn von Joseph ben Lemel. Jossele ist einer unserer seniores . Ich dachte schon, sein Herz bleibt stehen, als er erfahren hat, was passiert ist; aber wenn das Ganze erst rauskommt, dann ist seine Familie hier in Krakau für alle Zeiten ruiniert, und dann bleibt es ihm wirklich stehen.«
    »Allerspätestens, wenn beim zu erwartenden Pogrom der Mob an seine Haustür klopft.«
    » Aller spätestens«, sagte Mojzesz, der meine sarkastischen Worte nicht übel nahm.
    Ich sagte: »Du gehst davon aus, dass dein Freund ben Lemel gerade das Geld unter seiner Matratze zählt und sich fragt, ob es reichen wird, Laurenz Weigel genügend Schweigegeld und Zofia Weigel eine Mitgift zu bezahlen, die so groß ist, dass ein künftiger Bräutigam in der Hochzeitsnacht nicht so genau hinsieht, ob Blut auf dem Laken ist. Und wie weit er seinen Sohn«, ich nickte Samuel ben Lemel zu, der nicht den Eindruck machte, dass es ihn berührte, wenn Fremde sich über sein Schicksal unterhielten, »von hier wegschicken muss, damit Weigel überzeugt ist, dass die Geschichte nicht hinterher noch bekannt wird.«
    »Jossele ist bereit zu zahlen. Ich weiß nicht, ob er das alles in Betracht zieht, was du eben gesagt hast, aber er will zahlen. Womit sich die Frage nach dem Preis stellt.«
    »Ja so was«, sagte Veit Stoß in die entstehende Stille hinein. »Ich habe nicht alles verstanden, fürchte ich. Kann mir jemand erklären, wie das nun gemeint ist mit König Kasimir?«
    »Ich habe keine Zeit, den Unterhändler zu spielen, Mojzesz«, erklärte ich. »Außerdem wird Weigel nicht darauf eingehen. Der Mann hat Ehre und vor allem Familiensinn.«
    »Warum bist du dann mit hierher gekommen?«
    »Du hast doch gesagt, es sei eine Sache auf Leben und Tod!«
    »Und das ist es auch. Peter, von dieser Sache wissen nur die beteiligten Familien, Meister Stwosz, du und ich. Noch nicht einmal die Frau des Meisters weiß, worüber wir uns hier unterhalten. Du weißt so gut wie ich, dass bei so einer Sache jeder, der etwas darüber weiß, einer zu viel ist.«
    »Und da meine Freundschaften in der Stadt einen sehr exklusiven engen Zirkel beschreiben, besteht keine Gefahr, dass ich zu viel herumerzähle«, sagte ich. »Das kommt mir merkwürdig bekannt vor.«
    »Du hast mein vollstes Vertrauen.«
    »Herzlichen Dank, aber hierzu bräuchte ich eher das Vertrauen von Laurenz Weigel als deines. Und da du schon aufgrund deiner Herkunft und deiner Stellung in der platea judeorum als voreingenommen gelten dürftest, wird es auch nichts helfen, wenn du mir eine Empfehlung für Weigel ausstellst.«
    »Genau das ist der Grund, Peter.«
    »Welcher Grund?«
    »Warum du der perfekte Mann für diese Aufgabe bist. Du dürftest der Einzige hier sein, der keine eigenen Interessen verfolgt und sich nirgendwo Feinde gemacht hat. Wenn Weigel etwas von dir weiß, dann, dass du in all den Jahren hier immer deinen Weg gegangen bist und immer deine Versprechen gehalten hast.«
    »Alles, was ich weiß, ist, dass ich diese Aufgabe nicht übernehmen will. Du weißt doch, was ich mit Jana vorhabe, und dass zwei meiner Kinder hierher kommen, um den Beginn von Paolos Ausbildung in deinem Haus mit uns zu feiern. Ich kann mir nicht noch die Arbeit als Unterhändler für

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