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Der Sohn des Tuchhändlers

Der Sohn des Tuchhändlers

Titel: Der Sohn des Tuchhändlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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anderen sagen sollte.«
    Sie musterte mich. Sie wusste, dass ich gelogen hatte. Ich hatte mich nicht an Ulm erinnert. Die Lage zwischen uns hatte stattdessen die Erinnerung an Florenz wachgerufen, wo wir es auch zugelassen hatten, dass ein Schweigen zwischen uns so groß geworden war, dass wir es beinahe nicht mehr hätten überbrücken können – und das uns beide ums Haar das Leben gekostet hätte.
    »War es so in Ulm?«, sagte Jana.
    Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste, dass sie wusste, was ich zuerst hatte sagen wollen. Sie ging mit keinem Wort darauf ein. Irgendwann in den letzten Wochen musste ich, vertieft in meine eigenen kleinen Sorgen, den Zeitpunkt verpasst haben, an dem wir aufgehört hatten, aneinander vorbeizureden, und stattdessen überhaupt nichts mehr sagten.
    Jana trat an das Schreibpult und schob Papiere hin und her. »Hast du es jetzt nicht mehr eilig?«
    Ich fasste in mein Wams und zog den Brief heraus. »Ich warte wochenlang auf eine Botschaft meines nichtsnutzigen Sohnes Daniel, und was steht drin? Zwei verdammte Seiten über den Baufortschritt des Martinsdoms und dass sie dem Herzog oben auf der Burg jetzt wirklich bald in die Suppe sehen können, gewürzt mit Beschreibungen der Türmchen und Fialen und dem Stuckwerk und der Organisation der Bauhütte und der Halsweite jedes einzelnen seiner Gesellen und was weiß ich noch alles – und zwei Sätze über das, was ich eigentlich hören wollte: ob er für Paolos Feier nach Krakau kommen wird. Und dassSabina sich dazu durchgerungen hat, auch zu kommen, musste ich von ihr erfahren, obwohl sie ihm aufgetragen hatte, es mir zu schreiben, weil Briefe aus Landshut schneller nach Krakau kommen als von anderswo!«
    »Immerhin hat er zugesagt.«
    »Und vergessen anzugeben, wann er kommen will.«
    »Irgendwer von deinen Spionen in Landshut wird es dir schon rechtzeitig mitteilen«, lachte sie. »Erzähl mir nicht, dass du nicht Gott und die Welt angeschrieben hast, damit sie Daniel zur Not überreden, hierher zu kommen. Hanns Altdorfer zum Beispiel wird ihm jeden zweiten Tag damit lästig gefallen sein, da wette ich. Der arme Junge kann wahrscheinlich keinen Schritt tun, ohne dass seine Überwacher sich gegenseitig auf die Füße treten.«
    »Es ist mir wichtig, Jana«, sagte ich.
    Sie seufzte. »Ich wollte mich nicht lustig machen.«
    »Schon gut.« Ich starrte unschlüssig auf ihren mir halb zugewandten Rücken, dann raffte ich mich auf und trat auf sie zu.
    »Ich gehe nochmal los …«, begann ich. Sie drehte sich gleichzeitig um und sagte: »Peter, ich möchte dich …« Wir verstummten beide.
    »Was wolltest du sagen?«, fragte ich.
    »Wo willst du denn jetzt nochmal hin? Jeden Moment läuten die Glocken das Ende der Vespermesse.«
    »Mir ist noch was eingefallen.«
    »Wegen der Ankunft von Daniel und Sabina? Du musst doch nicht jeden zweiten Tag die Stadttore abklappern. Sie werden wohl so schlau sein, einen Boten zu uns zu schicken, sobald sie da sind, damit wir sie aus dem Zoll auslösen.«
    »Ich überlasse die Dinge nicht gern dem Zufall«, sagte ich und spürte förmlich, wie falsch es schepperte.
    »Was hat das denn mit dem Zufall zu tun?«
    Was stört es dich denn, wenn ich noch was außer Haus zutun habe?, hörte ich mich gereizt sagen. Stattdessen fragte ich: »Was wolltest du vorhin sagen? Was möchtest du mich …?«
    Sie blinzelte. Plötzlich sah sie zu Boden. Zwischen ihren Brauen erschien eine steile Falte. Ich streckte die Hand aus und tat so, als würde ich die Falte mit dem Daumen wegreiben. »Was geht dir denn schon die ganze Zeit im Kopf herum?«, fragte ich und legte die Hand an ihre Wange.
    Sie sah auf, doch da sprang die Tür auf, und Janas Magd platzte herein. Sie blieb gleich hinter der Tür stehen und kniff verlegen die Lippen zusammen. Ihre Blicke huschten von Jana zu mir.
    »Was gibt es, Julia?«, fragte Jana.
    Ich ließ die Hand sinken.
    »Ein Kaufherr ist unten im Kontor und möchte mit Ihnen sprechen. Er heißt Mie … Miek …«
    »Ist gut. Ich habe ihn erwartet. Sag Bescheid, dass ich hinunterkomme.« Jana trat einen Schritt zurück und strich sich über das Haar und danach das Kleid glatt. Ich sah ihr bei diesen tausendfach verrichteten Gesten zu und fühlte aus dem Nichts, wie ich diesmal dabei unsicher wurde.
    »Siehst du, es passt ganz gut, dass ich noch was zu tun habe«, erklärte ich obenhin.
    »Peter, sei nicht albern. Es dauert nur ein paar Momente.«
    »Mein Geschäft auch. Ich sehe dich beim

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