Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Wolfs

Der Sohn des Wolfs

Titel: Der Sohn des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
Vom Netzwerk:
im Schnee, bis sie starben, und der Kapitän starb, und die Hunde und die Felle gehörten mir. Da ging ich über das Eis, das aufgebrochen war, und einmal geriet ich ins Treiben, bis eine westliche Brise mich an die Küste brachte. Und dann die Golovin-Bucht, Pastilik und der Priester. Dann südwärts, südwärts, nach den warmen Ländern, wo ich zuerst gewandert war.
    Aber die See brächte nichts mehr ein, und wer auf Robbenjagd ging, hatte wenig Verdienst und großes Risiko. Die Flotte zerstreute sich, und Kapitäne und Mannschaften wußten nichts von dem, den ich suchte. Da ging ich fort vom Ozean, dem immer ruhelosen, und kam in die Länder, wo Bäume, Häuser und Berge stets auf einer Stelle bleiben und sich nie bewegen. Ich reiste weit und lernte viele Dinge, sogar, wie man schreibt, und aus Büchern liest. Und es war gut, daß ich das tat, denn mir fiel ein, daß Unga ja diese Dinge kennen mußte, und daß eines Tages, wenn die Zeit gekommen war – wir – ihr versteht, wenn die Zeit gekommen war…
    So trieb ich denn umher, wie die kleinen Fische, die ein Segel im Winde setzen, aber nicht steuern können. Aber meine Augen und meine Ohren waren stets offen, und ich kam mit Männern zusammen, die viel reisten, denn ich wußte, daß sie den, den ich suchte, nur einmal gesehen zu haben brauchten, um sich seiner zu erinnern. Schließlich kam ein Mann geradewegs aus den Bergen, und er hatte Steine bei sich, die das reine Gold in erbsengroßen Stücken enthielten; er hatte von ihnen gehört, er hatte sie getroffen, er kannte sie. Sie wären reich, sagte er, und lebten an einem Ort, wo sie das Gold aus dem Boden zögen.
    Es war ein wildes Land und sehr weit fort; aber nach einer langen Wanderung erreichte ich das Lager, das zwischen den Bergen verborgen lag, wo die Leute Tag und Nacht fern vom Licht der Sonne arbeiteten. Noch war die Zeit nicht gekommen. Ich lauschte, was die Leute sagten. Er sei fortgereist – sie seien fortgereist – nach England wurde gesagt, um Leute mit viel Geld zu überreden, sich zu vereinigen und Gesellschaften zu gründen. Ich sah das Haus, in dem sie gewohnt hatten; es war eher ein Palast, wie man sie in den alten Ländern sieht. Bei Nacht kroch ich durch ein Fenster, um zu sehen, wie er zu ihr war. Ich ging von Zimmer zu Zimmer und dachte, so müßten wohl Könige und Königinnen wohnen, es war alles sehr gut. Und alle sagten, daß er sie wie eine Königin behandle, und viele wollten wissen, von welchem Volk sie wäre, denn es floß anderes Blut in ihren Adern, und sie war nicht wie die Frauen von Akatan sonst, und niemand erkannte sie für das, was sie war. Und sie war eine Königin, ich aber war ein Häuptling und der Sohn eines Häuptlings, und ich hatte einen unermeßlichen Preis in Fellen und Booten und Perlen für sie bezahlt.
    Aber warum so viel Worte? Ich war Seemann und kannte die Wege der Schiffe auf dem Meere. Ich folgte ihnen nach England und kam nach andern Ländern. Zuweilen hörte ich Leute von ihnen reden, und zuweilen las ich von ihnen; aber dennoch konnte ich sie nie erreichen, denn sie hatten viel Geld und reisten schnell, und ich war ein armer Mann. Da aber kam Unglück über sie, und ihr Reichtum schwand eines Tages wie ein Rauchstreifen. Die Zeitungen waren damals voll davon; dann aber redete man nicht mehr davon, und ich wußte, daß sie dorthin zurückgekehrt waren, wo sie mehr Gold aus dem Boden holen konnten.
    Als sie jetzt arm geworden, waren sie von der Welt verschwunden; und so wanderte ich nun von Lager zu Lager, ganz nach Norden bis ins Kootenay-Land, wo ich ihre erkaltete Fährte fand. Sie waren dort gewesen und wieder fortgegangen, einige sagten den einen Weg, andere den andern, und wieder andere sagten, sie seien nach dem Yukon-Lande gegangen. Und ich ging diesen Weg, und ich ging jenen; immer reiste ich von Ort zu Ort, bis mir schien, daß ich müde werden mußte von der Welt, die so groß war. Aber in Kootenay machte ich eine lange mühselige Reise mit einem Eingeborenen aus dem Nordwestlande, der sich zum Sterben niederlegte, als die Hungersnot über uns kam. Er war auf einem unbekannten Wege über die Berge im Yukon-Lande gewesen, und als er merkte, daß seine Stunde gekommen war, gab er mir eine Karte und das Geheimnis eines Ortes, wo, wie er bei seinen Göttern schwor, viel Gold sein sollte.
    Kurz darauf begann alle Welt nach Norden zu ziehen. Ich war ein armer Mann; ich verkaufte mich als Hundetreiber. Das übrige wißt ihr. Ich traf ihn und sie

Weitere Kostenlose Bücher