Der Sohn des Wolfs
mit der See durch eine schmale Fahrrinne verbunden ist, und dort erfuhr ich, daß er quer über den großen Ozean gefahren war, um Robben auf der Ostseite des warmen Landes zu jagen, das sich vom Russischen Meer südwärts erstreckt. Ich, der ich Seemann geworden war, fuhr mit Männern seiner eigenen Rasse auf Robbenjagd und folgte ihm. Und in diesem neuen Land waren wenige Schiffe; aber wir hingen uns an die Robbenherden und jagten sie das ganze Frühjahr hindurch nordwärts. Und als die Robbenkühe, die schwer von Jungen waren, über die russische Grenze gingen, wurden unsere Männer ängstlich und knurrten. Denn es gab viel Nebel, und täglich verloren wir Leute in den Booten. Sie wollten nicht mehr arbeiten, und so wandte der Kapitän das Schiff dorthin, wo wir hergekommen waren. Aber ich wußte, daß der gelbhaarige Seefahrer unerschrocken war und die Robben bis zu den russischen Inseln jagen würde, wohin nur wenige Männer gingen. So nahm ich denn in der Finsternis der Nacht, als der Ausguckmann auf dem Vordeck schlief, ein Boot und fuhr allein nach dem warmen langen Land.
Und ich reiste südwärts, um die wilden kühnen Männer an der Yeddo-Bucht zu treffen. Und die Mädchen von Yoshiwara waren klein und blank wie Stahl und schön anzusehen, aber ich konnte nicht bleiben, denn ich wußte, daß Unga auf dem schaukelnden Deck bei den Paarungsplätzen im Norden trieb.
Die Männer an der Yeddo-Bucht waren von allen Enden der Erde zusammengekommen, und sie kannten weder Gott noch Heim. Sie fuhren unter japanischer Flagge. Mit ihnen ging ich nach den reichen Küsten der Kupferinseln, wo wir viele Felle einsalzten. Und in diesem schweigenden Meer sahen wir niemand, bis wir aufbrechen wollten. Da hob eines Tages ein starker Wind den Nebel, und gerade auf uns zu steuerte ein Schoner, und dicht hinter ihm drohten die finsteren Kanonenmündungen eines russischen Kriegsschiffes. Wir flohen quer im Winde, aber der Schoner kam immer näher und legte drei Fuß zurück, wenn wir nur zwei machten. Und auf der Brücke stand der Mann, der die Mähne des Seelöwen hatte, und er lachte, stark und übermütig, wie er war, und setzte Segel, daß die Reling unter Wasser lag. Und Unga war da – ich erkannte sie im ersten Augenblick –, als aber die Kanonen über das Meer zu reden begannen, schickte er sie nach unten. Wie gesagt, drei Fuß, wenn wir zwei machten, bis wir jedesmal, wenn das Schiff in die See tauchte, sein Ruder sich grün aus dem Wasser heben sahen – und ich legte das Ruder um und erschöpfte meine Seele in Flüchen, während ich dem russischen Schiff den Rücken kehrte. Denn wir wußten, daß er vor uns laufen wollte, so daß er entschlüpfte, während wir gefangen wurden. Sie schossen unsere Masten herunter, daß wir in den Wind drehten wie eine verwundete Möwe; er aber verschwand hinter der Kimmung – er und Unga.
Was konnten wir tun? Die frischen Felle sprachen deutlich genug. So nahmen sie uns denn mit in einen russischen Hafen und später in ein ödes einsames Land, wo sie uns Salz in den Minen graben ließen. Und einige starben – und andere starben nicht.«
Naass schlug die Decke von seiner Schulter zurück und entblößte das zernarbte und zerrissene Fleisch, das die unverkennbaren Spuren der Knute trug. Prince deckte ihm schnell die Decke wieder über, denn es war kein schöner Anblick.
»Es war eine traurige Zeit dort, und manchmal liefen Leute fort nach Süden; aber sie kamen stets wieder. Darum gingen wir nach Norden, wir, die wir von der Yeddo-Bucht gekommen waren. Wir standen nachts auf und nahmen der Wache die Gewehre weg. Und das Land war sehr groß und hatte Ebenen voller Moore und großer Wälder. Und die Kälte kam mit viel Schnee auf der Erde, und keiner kannte den Weg. Monate voll Mühsal reisten wir durch den endlosen Wald – ich erinnere mich jetzt nicht mehr daran, denn es gab wenig Nahrung, und oft legten wir uns nieder, um zu sterben. Zuletzt aber erreichten wir das kalte Meer, und da waren nur noch drei am Leben, um es zu sehen. Einer von uns war als Kapitän von Yeddo gefahren, und er wußte, wie die großen Länder beieinander lagen, und wußte, wo die Stelle war, von der aus man von einem Lande nach dem andern über das Eis gehen konnte. Und er führte uns – ich weiß nicht, es war so lange – , bis wir noch zwei waren. Als wir hinkamen, trafen wir fünf Männer des Volkes, das in diesem Lande lebt, und sie hatten Hunde und Felle, während wir sehr arm waren. Wir kämpften
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