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Der Sokrates-Club

Der Sokrates-Club

Titel: Der Sokrates-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Weidenfeld , Julian Nida-Ruemelin
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einem alten Hund, der niemanden mehr beschützen kann. Darf man den umbringen?
    Die Kinder schütteln den Kopf.
    Warum eigentlich nicht?
    » Weil’s gemein ist, deshalb!«, ruft ein Kind.
    Okay, aber gibt es einen Grund, den man benennen kann, abgesehen davon, dass man das Gefühl hat, dass es nicht richtig ist?
    » Wenn ich lieb zu einem Löwen bin, dann frisst er mich auch nicht!«, sagt ein Mädchen, das erst vor wenigen Minuten hereingekommen ist.
    Hm, da wäre ich mir aber nicht so sicher, vor allem nicht, wenn das ein Löwe ist, der schon lange nichts mehr gegessen hat.
    » Und wenn ich ihm was Schönes vorsinge und ihm Gummibärchen gebe?«
    Ich fürchte, dass sich ein Löwe davon nicht beeindrucken lässt.
    Plötzlich steht das Mädchen mit den runden Brillengläsern auf und sagt: » Das wäre deshalb gemein, weil der alte Hund dann ganz viel Angst bekommt, und das ist doch nicht gut!«
    » Ja«, sagt ein kleines Mädchen in der ersten Reihe, » und Schmerzen hätte er dann auch, und das ist auch nicht gut! (Mehr wissen) «
    » Ja«, sagt jetzt ein etwas älterer Junge aus der zweiten Reihe, » das würde einem doch total leidtun, wenn man sehen würde, wie der alte Hund leidet.«
    Wie ist es eigentlich bei euch? Esst ihr Fleisch?
    Die Kinder murmeln fast alle Ja.
    Und was für Fleisch?
    Gemeinsam werden nun die Tiere aufgezählt, die auf deutschen Tellern zu finden sind: Rind, Schwein, Lamm und Huhn.
    Aber wenn wir diese Tiere essen wollen, müssen wir sie vorher töten, oder? Darf man das?

    » Eigentlich darf man gar keine Tiere töten«, sagt das Mädchen mit den runden Brillengläsern leise und kratzt sich dabei am Kopf.
    » Aber wir brauchen doch Fleisch!«, wirft ein Junge in der zweiten Reihe ein. » Damit wir wachsen und so. Und wenn wir das brauchen, dann ist es doch erlaubt, oder?«
    Was haltet ihr denn von Folgendem: Tiere wie Hunde, Affen oder Katzen, aber auch Kühe und Schafe empfinden Schmerzen. Mücken oder Bakterien sehr wahrscheinlich nicht. Also darf man den Tieren, die Schmerzen empfinden können, keine Schmerzen zufügen, außer man hat einen guten Grund dafür.
    Ein paar Kinder nicken. Ein älterer Junge wendet ein: » Aber Wissenschaftler machen doch Versuche mit Tieren, auch mit Affen, und manchmal müssen diese Tiere leiden!«
    Manchmal sind Menschen krank, und dann versuchen Ärzte, das richtige Medikament zu finden. Das Problem ist nur, dass man das vorher an einem Tier ausprobieren muss. Aber das sollte man nur dann tun, wenn es wirklich notwendig ist! So steht das auch im Tierschutzgesetz. Dort steht, dass das Töten von Tieren nicht verboten ist, aber Schmerzen darf man nur zufügen, wenn es wirklich notwendig ist.
    Die älteren Kinder nicken zustimmend.
    In der Philosophie, genauer gesagt in der Tierethik, gibt es unterschiedliche Auffassungen. Einige meinen, dass Tiere keine Interessen und keine Wünsche haben wie Menschen, und dass man Tiere daher wie Sachen behandeln dürfe. Andere sind der Überzeugung, dass Tiere und Menschen grundsätzlich gleich zu behandeln sind, alles andere sei eine Diskriminierung. So, wie wir Menschen nicht unterschiedlich behandeln dürften, nur weil sie anders aussehen, zum Beispiel eine andere Hautfarbe haben, so dürften wir auch Tiere nicht anders behandeln, nur weil sie nicht zur selben Spezies gehören wie der Mensch.
    Der ältere Junge meldet sich wieder und wendet ein: » Aber wir können Tiere doch nicht wie Menschen behandeln, sie leben doch ganz anders als wir, und sie verstehen uns nicht.«
    Die meisten Menschen sind überzeugt, dass Tiere nicht wissen, dass sie sterben, dass für sie der schmerzlose Tod nichts Schlimmes ist und man sie deshalb töten darf, weil wir zum Beispiel das Fleisch brauchen. Was aber nicht heißt, dass man sie quälen darf. Wenn man gezwungen ist, Tiere zu töten, muss das schmerzlos geschehen. Aber es gibt auch diejenigen, die sagen, nein, man darf Tiere weder quälen noch töten noch anderweitig ausbeuten, also weder den Kühen die Milch wegnehmen noch den Büffeln die Haut oder den Hühnern die Eier. Sie nennt man Veganer: Sie essen kein Fleisch und keine Eier und trinken auch keine Milch. Vegetarier sind weniger streng, sie essen kein Fleisch und keinen Fisch, trinken aber Milch und tragen Lederschuhe.
    » Meine Tante, die ist Vegetarierin. Sie trinkt schon Milch und so, aber isst nie Fleisch!«, sagt ein kleiner Junge.
    Plötzlich meldet sich ein junges Mädchen von etwa vierzehn Jahren, sie hat

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