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Der Sokrates-Club

Der Sokrates-Club

Titel: Der Sokrates-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Weidenfeld , Julian Nida-Ruemelin
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das trägt genau diesen Titel: Die Einbeziehung des Anderen. Aber jetzt frage ich euch: Wie ist das, wenn ein Junge aus eurer Klasse Geburtstag feiert und nur ein paar seiner Schulkameraden einlädt und nicht die ganze Klasse? Da grenzt er ja auch viele aus. Ist das ungerecht? (Mehr wissen)
    Die Kinder heben sofort ihre Hände.
    » Beim Geburtstag ist das was anderes«, sagt ein dunkelhaariges Mädchen bestimmt. » Da ist es doch sein Geburtstag, und da darf er einladen, wen er will.«
    Aber wo ist der Unterschied? Was ist daran anders? Wie ist es zum Beispiel, wenn jemand einen Klub gründet und sagt: Da will ich jetzt nur Leute drinhaben, die gut Bergsteigen können, weil wir mit dem Klub Ausflüge in die Berge machen wollen! Ist das gerecht?
    » Also, wenn er Leute mit aufnimmt, die nicht so gut im Bergsteigen sind, aber trotzdem Lust dazu haben, dann schon«, sagt ein blonder Junge in einer blauen Trachtenjacke.
    Und was ist, wenn er sagt: Nein, das ist mein Club, und da will ich niemanden dabeihaben, den ich nicht mag.
    » Dann ist es ungerecht«, sagt der blonde Junge.
    » Nein, der kann doch machen, was er will. Ist doch wie beim Geburtstag!«, sagen einige.
    Was meint ihr: Ist es gerecht, wenn ein Sechsjähriger in die vierte Klasse geht?
    Die Kinder prusten los. Anscheinend finden sie gerade diese Vorstellung besonders unterhaltsam.
    Der Junge mit dem Ringelpullover reagiert empört: » Nein, das geht überhaupt nicht! Dafür ist der doch viel zu doof!«
    Die Kinder lachen erneut.
    » Ja, aber manchmal gibt es Kinder, die sind so schlau, und dann ist es doch gerecht«, sagt ein Mädchen.
    Okay, das ist ein besonderer Fall. Aber was ist, wenn eure Rektorin sagt: Ab sofort dürfen nur noch die braunhaarigen Kinder in die Schule, die anderen nicht!
    Die Kinder sind sich einig, dass das überhaupt nicht geht und eine ziemlich sinnlose Regelung wäre.
    Warum ist das ungerecht?
    » Das wäre doch ein total doofer Grund«, ruft das Mädchen mit den großen blauen Augen, » ob jemand braune oder blonde Haare hat, das sagt doch gar nichts darüber aus, wie man als Mensch ist!« (Mehr wissen)
    Da gebe ich dir recht, das wäre kein guter Grund. Kann man also sagen, dass die Ungerechtigkeit eine Ausgrenzung ohne einen guten Grund bedeutet?
    Die Kinder nicken.
    Was wären denn weitere Gründe, die nicht gut sind?
    Die Kinder melden sich und lassen ihrer Phantasie freien Lauf.
    » Wenn nur Kinder mit langen Nasen in die Schule gehen dürften!«
    » Oder nur die, die Hänschen klein rückwärts singen können!«
    Die Kinder lachen.
    Man nennt so etwas » Diskriminierung«. Habt ihr das Wort schon mal gehört?
    Ein dunkelhäutiger Junge meldet sich: » Also, meine Mama ist aus Brasilien, und unsere Vorfahren waren Sklaven aus Afrika, und die wurden früher total diskriminiert. Sie mussten immer Zuckerrohr herstellen. Das war die härteste Arbeit überhaupt.«
    Und ist das heute auch noch so?
    » Nein, eigentlich nicht. Nur die Schwarzen, die in den Favelas leben, denen geht es richtig schlecht. Die haben Häuser aus Pappe und nichts zu essen. Sie werden immer ausgegrenzt, weil niemand zu ihnen hin will. Deshalb müssen sie die Reichen ausrauben und so.«
    » Aber ich finde, wenn jemand andere ausraubt, dann muss der schon ausgegrenzt werden«, wirft ein rothaariges Mädchen ein.
    Wenn deine Lehrerin kommt und sagt, ich sperre dich jetzt zwei Wochen ein, bei Wasser und Brot, damit du besser schreiben lernst. Wäre das okay?
    Die Kinder lachen. » Nein«, schreien sie im Chor.
    Warum nicht?
    » Weil das nicht geht, deshalb!«, ruft ein kleiner Junge in der ersten Reihe.
    Wisst ihr eigentlich, was Sklaven sind?
    » Ja, das waren die, die immer ausgepeitscht wurden und diese schweren Steine schleppen mussten für die Pharaos mit ihren Pyramiden«, sagt ein Junge mit schulterlangen blonden Haaren.
    Sklaven gab es schon in der Antike. Und dann auch noch im 19. Jahrhundert in Amerika, das ist gar nicht so lange her. Sie wurden auf dem Markt verkauft und gehörten dann jemandem. Ist das gerecht?
    Die Kinder sind sich einig, dass das überhaupt nicht gerecht ist.
    Aber warum eigentlich? Jemand hat doch für sie bezahlt, also kann man doch sagen, dass sie einem gehören, oder?
    » Nein!«, sagt das Mädchen mit den großen blauen Augen. » Ein Mensch kann doch nicht gekauft werden wie ein Stück Brokkoli!« (Mehr wissen)
    Und warum nicht?
    » Weil er nur sich selber gehört!«, antwortet das Mädchen. » Also, man kann sich sogar von

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