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Der Sommer, als ich schön wurde

Der Sommer, als ich schön wurde

Titel: Der Sommer, als ich schön wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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als gehörte einem die Nacht und auch das Meer. Wenn man abends am Strand spazieren geht, kann man auf einmal Dinge sagen, die man im wirklichen Leben nie sagen könnte. In der Dunkelheit fühlt man sich dem anderen so nah. Man kann alles sagen, alles, was man will.
    »Ich freue mich wirklich, dass du gekommen bist«, sagte ich.
    Cam nahm meine Hand und sagte: »Ich freue mich auch. Und auch darüber, dass du dich freust.«
    »Natürlich freue ich mich.«
    Ich ließ seine Hand los, um meine Hosenbeine hochzukrempeln. Cam sagte leise: »Mir kam es vorhin nicht so vor, als wärst du besonders froh.«
    »Bin ich aber.« Ich sah zu ihm auf und küsste ihn schnell. »Siehst du jetzt, wie froh ich bin?«
    Er lächelte mich an, und wir gingen weiter. »Gut. Und welcher von den Jungs war nun der erste, den du geküsst hast?«
    »Hab ich dir davon erzählt?«
    »O ja. Du hast gesagt, das erste Mal geküsst hättest du mit dreizehn, am Strand.«
    »Oh.« Ich blickte zu ihm auf, und im Mondlicht sah ich, dass er noch immer lächelte. »Rate mal.«
    Sofort sagte er: »Der Ältere. Conrad.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Nur so ein Gefühl. Wegen der Art, wie er dich ansieht.«
    »Er sieht mich doch fast nie an«, widersprach ich. »Außerdem täuschst du dich, Sextus. Es war Jeremiah.«

28   
    mit vierzehn
    »Wahrheit oder Pflicht?« Taylors Frage ging an Conrad.
    »Ich spiel nicht mit«, antwortete er.
    Taylor zog einen Schmollmund. »Jetzt sei nicht so schwul!«
    »Ich find’s nicht gut‚ wenn du ›schwul‹ als Schimpfwort gebrauchst«, sagte Jeremiah.
    Taylor klappte den Mund auf und schloss ihn wieder. Dann sagte sie: »Ich hab mir nichts dabei gedacht, Jeremy. Ich meinte nur, er soll nicht so lahm sein.«
    »Schwul ist nicht dasselbe wie lahm, Taylor, kapiert?« Jeremiah klang beißend ironisch, aber selbst negative Aufmerksamkeit war immer noch besser, als übersehen zu werden. Vermutlich war er bloß sauer, weil sie schon den ganzen Tag so auf Conrad fixiert war.
    Taylor seufzte tief und wandte sich wieder Conrad zu.
    »Du bist so was von lahm, Conrad. Jetzt mach schon, spiel mit. Wahrheit oder Pflicht .«
    Aber Conrad beachtete sie gar nicht, sondern stellte bloß den Fernseher lauter. Dann richtete er die Fernbedienung auf sie und tat so, als würde er Taylor stumm stellen. Ich musste laut lachen.
    »Na gut, er ist draußen. Steven – Wahrheit oder Pflicht?«
    Steven verdrehte die Augen. »Wahrheit.«
    Taylors Augen leuchteten auf. »Okay. Wie weit seid ihr gegangen, Claire Cho und du?« So lange lag ihr diese Frage schon auf der Zunge; sie hatte immer nur auf den richtigen Moment gewartet. Mit Claire Cho war Steven während fast seines gesamten Freshman-Jahres an der High School zusammen gewesen. Taylor schwor, Claire habe »Krautstampfer«, dabei fand ich ihre Fesseln total schlank.
    Steven wurde tatsächlich rot. »Darauf antworte ich nicht.«
    »Musst du aber. Wahrheit oder Pflicht. Du kannst nicht einfach hier sitzen und zuhören, wie andere Leute ihre Geheimnisse gestehen, selber aber nichts erzählen«, sagte ich. Natürlich interessierte mich auch schon lange, was zwischen Claire und ihm gelaufen war.
    »Bis jetzt hat doch überhaupt noch keiner irgendwelche Geheimnisse preisgegeben«, protestierte Steven.
    »Aber gleich, Steven«, sagte Taylor. »Also jetzt sei ein Mann und sag schon.«
    »Ja, genau, Steven, sei ein Mann«, fiel Jeremiah ein.
    »Sei ein Mann, sei ein Mann«, skandierten wir jetzt zu dritt, und sogar Conrad stellte den Fernseher stumm, um Stevens Antwort zu hören.
    »Na schön«, sagte Steven. »Wenn ihr aufhört zu grölen, sag ich’s euch.«
    Wir waren sofort still und lauschten. »Und?«, drängte ich ihn.
    »Petting«, sagte er schließlich.
    Ich ließ mich in die Couch zurücksinken. Petting! Wow! Interessant. Mein Bruder hatte Petting gemacht. Irre! Wahnsinn!
    Taylor kriegte ganz heiße Backen vor Aufregung. »Nicht schlecht, Stevie.«
    Er sah sie nur kopfschüttelnd an und sagte: »Jetzt bin ich dran.« Dann blickte er sich im Raum um, und ich verkroch mich immer tiefer in die Kissen. Ich hoffte inständig, dass er jetzt nicht mich aufrief und mich zwang, es laut auszusprechen – dass ich bis jetzt noch nicht einmal einen Jungen geküsst hatte. Es würde ihm ähnlich sehen.
    Aber zu meiner Überraschung sagte er: »Taylor – Wahrheit oder Pflicht?«
    Sofort sagte Taylor: »Du kannst mich gar nicht aussuchen, weil ich ja schon dich gefragt habe. Du

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