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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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ungehalten registriert Mac die auf dem Flurboden liegenden Briefe und Prospekte. Pflichtschuldig hat er alle Rechnungen beglichen, im Büro klar Schiff gemacht und dabei völlig vergessen, dass am Samstag auch Post zugestellt wird. Nun muss er doch noch ein paar Dinge erledigen, bevor er seinen Koffer packen und in die erste Maschine nach Heathrow steigen kann.
    Im Schlafzimmer, wo Karin und die Kinder zugange sind, geht es laut zu. Die Gereiztheit, die in ihrer Stimme mitschwingt, gefällt ihm gar nicht, und er überlegt, ob es vielleicht ein Fehler ist, Berufliches mit Privatem zu verbinden. Aber es gibt jetzt kein Zurück mehr, zumal er sich eingestehen muss, dass er den Ball ins Rollen gebracht hat. Karin und Mary haben den Rossis ordentlich auf den Zahn gefühlt, und die durchweg positiven Empfehlungen haben ihre Bedenken zerstreut. Und Lacie Chen war so erleichtert darüber, dass der Haustausch zustande gekommen ist, dass sie sein Honorar noch mal um fünftausend Dollar erhöht hat.
    Er hebt den beachtlichen Stapel Post auf, geht in die Küche, wirft ein paar Anschreiben in den Müll, fischt die Rechnungen heraus, die er noch vor ihrer Abreise begleichen muss, und mustert verwundert einen Umschlag, der von der Barclays Bank in London stammt und an Mario Rossi adressiert ist.
    Warum schickt eine Londoner Bank einem Italiener einen Brief nach New York? Ist die Globalisierung inzwischen schon so weit vorangeschritten?
    Und wieso lässt sich jemand überhaupt Post an seinen Urlaubsort nachsenden?
    Noch etwas anderes stimmt Mac nachdenklich: Nachdem er den Auftrag angenommen hat, hat Lacie Chen ihm eröffnet, dass er sich in London mit jemanden von Barclays treffen soll, der ihm dann weitere Anweisungen geben wird.
    «In der Barclays-Zentrale treffen Sie sich mit Ian Gelson, der Sie über das weitere Vorgehen informieren wird. Dann nehmen Sie die Zielperson unter die Lupe, fühlen ihr diskret auf den Zahn und erstatten anschließend Bericht. Sollte nicht mehr als ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Am Mittwoch wird sich Ian Gelson mit ihm treffen und die Sache übernehmen.» Mehr hat Chen Mac nicht verraten.
    Mac legt den Brief auf die Liste mit den Informationen, die Karin für die Rossis zusammengestellt hat. Barclays ist ein großes, global agierendes Finanzunternehmen mit unzähligen Privatkunden. Vermutlich hat Rossi vor seiner Abreise nach New York seine Kreditkarte verloren – wie Mac vor ein paar Jahren. Damals hat seine Bank dafür gesorgt, dass die Ersatzkarte schon an Macs Reiseziel auf ihn wartete. Anders kann er sich diesen Brief nicht erklären. Mit Sicherheit hat Chen die Möglichkeiten, die Kroll bietet, genutzt und die Rossis ebenfalls überprüft. Außerdem hat Mario bei dem Telefonat, das sie am vergangenen Abend geführt haben, einen netten Eindruck gemacht. So schiebt Mac sein Unbehagen auf die Strapazen, die eine spontane Reise mit sich bringt.
    Er sucht die Korrespondenz zusammen, die er erst später im Büro sichten kann, wo er die letzten Überweisungen tätigen und bei Cathy Millerhausen noch mal telefonisch nachhaken möchte, ob sie tatsächlich damit einverstanden ist, wie sie die Dinge geregelt haben.
    «Ich möchte die Ermittlung erst mal aussetzen», hat er ihr erklärt. «Meine Familie und ich werden drei Wochen lang außer Landes sein. Falls es Probleme gibt, können Sie mich per Mail erreichen. Sollte dringender Handlungsbedarf bestehen, sorge ich dafür, dass sich sofort jemand um Ihr Anliegen kümmert.» Mac glaubt nicht, dass Godfrey Millerhausen seine Frau betrügt, aber falls er sich getäuscht hat, kann er immer noch seinen Freund Billy Staples – er ist Polizist und arbeitet auf dem 84 . Revier – bitten, in seiner Freizeit für ihn einzuspringen.
    Während er über den Millerhausen-Fall nachdenkt, fällt ihm wieder ein, weshalb er den Kroll-Job übernommen hat. Ausschlaggebend war natürlich das Honorar, aber Langeweile, Rastlosigkeit und die Sehnsucht nach einer Herausforderung haben bei seiner Entscheidung ebenfalls eine Rolle gespielt. Er denkt an Dickens, an
Bleak House
und wie er sich die feuchtkalte Luft Yorkshires nicht nur ausgemalt, sondern geradezu gespürt hat. Er und Karin haben entschieden, vor dem Meeting mit Gelson ein zwei Tage allein außerhalb von London zu verbringen. Dass sie nicht nach Yorkshire, sondern ins weiter nördlich gelegene Cumbria fahren, tut seiner Vorfreude keinen Abbruch. Morgen um die gleiche Zeit überqueren wir schon den Atlantik,

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