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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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nicht hin, Mac.»
    «Uns bleibt keine Wahl.»
    «Ich habe eine Idee.»
    Sie rennt nach oben und kehrt mit Marys Laptop zurück. In der Zwischenzeit hat sich eine Frau gemeldet. «Polizia municipale, come posso aiutarla?»
    Karin klickt den Google-Übersetzer an, lässt sich von Mac diktieren und schreibt ins linke Textfeld:
Können Sie mir bitte sagen, ob sich heute Autounfälle ereignet haben?
Er kommt sich wie ein Vollidiot vor, als er vom rechten Textfeld die italienische Übersetzung abliest: «Per favore, mi può dire se ci fossero stati incidenti stradali oggi?»
    Die Frau schnattert einfach drauflos. Mac kommt es vor, als stecke sein Kopf in einem Schraubstock. So kündigen sich bei ihm die Kopfschmerzen immer an. Karin fixierend, hört er der Frau zu und diktiert leise: «Ich verstehe nichts.»
    «Non capisco.»
    «Non parla italiano?»
    Er denkt, dass sie ihn fragt, ob er Italienisch spricht, und sagt: «Ich spreche Englisch.»
    «Okay, inglese. Aspetti, per favore.»
    Er legt die Hand auf die Sprechmuschel. «Karin, ich glaube, ich soll warten.»
    Karin nickt. Da er weiß, wohin diese Situation sie gefühlsmäßig katapultiert, streicht er mit dem Finger sanft über ihre Wange, woraufhin sie tief durchatmet. Schweren Herzens ringt er sich ein Lächeln ab, um ihr zu versichern, dass ihnen nicht das bevorsteht, was sie befürchtet. Das ist vollkommen unmöglich. Eins ihrer Kinder wurde ermordet, ein weiteres hat sie im letzten Drittel der Schwangerschaft verloren. Mit der Zeit haben die Erinnerungen aufgehört, so unendlich weh zu tun, doch sie beide wissen, dass sie niemals darüber hinwegkommen wird.
    Ein Mann mit starkem Akzent meldet sich am Telefon. «Wie kann ich Ihnen helfen?»
    «Hallo», antwortet Mac erleichtert. «Ich heiße Mac MacLeary. Wir machen mit unserer Familie und Freunden in Capitana Urlaub, und ein Teil unserer Gruppe ist nicht nach Hause gekommen. Sie sind heute Morgen nach Su Nuraxi gefahren. Können Sie mir sagen, ob sich auf der Insel im Lauf des Tages irgendwelche Autounfälle ereignet haben?»
    «Sardinen ist sehr bergig. Hier passieren leider ständig Unfälle.»
    Mac versucht es anders: «Ich meine, ist Ihnen zu Ohren gekommen, ob vier Touristen in einen Unfall verwickelt waren? Wir wohnen in Capitana, und man hat uns gesagt, dass unsere Familie heute Morgen nach Su Nuraxi gefahren ist.»
    «Das hat man Ihnen gesagt?»
    «Wir sind erst heute Nachmittag eingetroffen. Unsere Kinder sind mit einer Freundin ein paar Tage eher gekommen, während wir noch beruflich in London zu tun hatten.»
    «Sie sind Engländer?»
    «Nein, Amerikaner. Sie haben sich ein Auto ausgeliehen, sind nach Su Nuraxi gefahren und noch nicht zurück. Wir machen uns große Sorgen, zumal wir sie nicht erreichen können.»
    «Bei wem haben sie sich den Wagen ausgeliehen? Ich verstehe nicht ganz. Sie haben sich ein Auto geliehen, und jemand hat Ihnen gesagt … Erklären Sie das bitte genauer.»
    «Giulia Porcu, sie ist eine Freundin von Mario Rossi, in dessen Haus wir während unseres Aufenthalts in Capitana wohnen. Mr. Rossi und seine Frau wohnen bei uns in New York … ein Wohnungstausch. Unsere Freundin hat sich Giulias Wagen geliehen, um damit nach Su Nuraxi zu fahren, weil Marios Auto … Hören Sie, können Sie nicht einfach nachsehen, ob es irgendwelche Unfälle gegeben hat?»
    «Si, si … warten Sie einen Augenblick.»
    «Er kümmert sich darum.» Er spürt Karins Blick, während sie warten.
    «Signore?»
    «Ja?»
    «Es freut mich, Ihnen mitteilen zu können, dass auf den Straßen zwischen Capitana und Su Nuraxi nichts passiert ist. Auf der Insel hat es heute zwei Unfälle gegeben, beide im Norden. Also, selbst wenn Ihre Freundin und Kinder verschwunden sind, einen Unfall hatten sie jedenfalls nicht. Sie können aufatmen, Mr. …»
    «MacLeary», wiederholt Mac.
    «Mr. MacLeary. Bitte, haben Sie Geduld. Ihre Familie taucht wieder auf, dessen bin ich mir sicher.»
    Wie oft in seinem langen Berufsleben hat Mac besorgten Familienmitgliedern das gleiche Versprechen gegeben? «Und was, wenn nicht?»
    Der Mann atmet langsam aus, was Mac zu interpretieren weiß: Dies ist der Auftakt zu einem Eingeständnis, das ein Polizist nur macht, wenn es sich nicht vermeiden lässt – dass tatsächlich die Möglichkeit besteht, dass es sich nicht um ein Missverständnis handelt oder um etwas, das sich von allein wieder einrenkt. Immer mit der Ruhe, raten sie einem, und erst mal abwarten. Dabei lautet die

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