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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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noch Trockenfutter, von dem noch eine ganze Menge in den Näpfen ist. Sie sind also gut versorgt.»
    «Hast du nachgesehen, ob sie genug Wasser haben?»
    «Nein.» Wo ich gerade wieder sitze und mir ein zweites Glas Wein einschenke, verspüre ich nicht die geringste Lust, mich zu erheben. Mac steht auf, und ich studiere noch mal den Info-Zettel. Ich höre, wie in der Küche der Wasserhahn aufgedreht wird, viele kleine Pfötchen über den Steinboden tapsen, wie Mac lacht.
    Kurz darauf setzt er sich wieder neben mich. «Fünf nach halb sieben», verkündet er mit belegter Stimme.
Und sie sind immer noch nicht da.
    «Wir könnten die Freundin der Rossis anrufen.» Ich lege den Zettel auf den Tisch, tippe mit dem Finger auf den Namen und lese laut vor: «Meine Freundin Giulia Porcu, die in Capitana wohnt, wird Ihnen gern alle Fragen beantworten und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie spricht Englisch.»
    «Könnte doch sein, dass Mary sie wegen des Schlosses angerufen und diese Giulia ihr geraten hat, zum Carrefour zu fahren.»
    «Meinst du, sie hat Mary an einen Schlüsseldienst verwiesen, den sie kennt?»
    «Keine Ahnung. Lass uns anrufen und fragen.»
    Dem Zettel zufolge können wir für Ortsgespräche das Festnetz nutzen. Der Apparat steht im Wohnzimmer neben der Couch auf einem Beistelltisch. Mac liest die Nummer vor, ich wähle. Das leise, fremdartige Klingeln macht mich ganz kirre. Nach einer gefühlten Ewigkeit meldet sich eine Frauenstimme. «Pronto!»
    «Hallo», beginne ich.
    «Sind Sie Mary?»
    «Nein, Giulia … hier spricht Karin, Marys Freundin.»
    «Ah, Karin. Wie gefällt es Ihnen in England?» Sie klingt heiser, als würde sie rauchen oder hätte es erst vor kurzem aufgegeben.
    «Wir sind hier, in Capitana.»
    «Heute schon?»
    «Mary wollte uns abholen, aber sie war nicht am Flughafen. Und da haben wir uns gefragt, ob Sie eventuell wissen, wo sie stecken könnte. Wir machen uns Sorgen, denn der Wagen steht hier und …»
    «Oje. Karin, hören Sie, Mary dachte, Sie würden morgen kommen. Nicht heute. Sie hat sich mein Auto geliehen, denn Marios ist ein bisschen schwierig.»
    «Das haben wir auch schon bemerkt.»
    Giulias unbeschwertes Lachen deutet darauf hin, dass sie das Leben genießt. «O ja, bitte entschuldigen Sie. Es läuft, aber es muss zur Reparatur wegen der … der …»
    «Kupplung.»
    «Sie greift manchmal nicht, oder?»
    «Genau.»
    Warum, überlege ich, hat Mario uns dann das Auto zur Verfügung gestellt? Ein Kupplungstausch kostet eine Stange Geld, und solche Kosten bürdet man doch nicht Fremden auf. Warum haben die Rossis uns darüber nicht in Kenntnis gesetzt? Wir hätten genauso gut einen Mietwagen nehmen können.
    «Haben Sie eine Ahnung, wohin sie gefahren sind?»
    «Ja. Nach Su Nuraxi, in Barumini. Das ist eine ziemliche Strecke, und weil Mary Marios Wagen nicht traut, hat sie sich meinen geliehen. Da ich zwei Autos besitze, habe ich ihr das eine gern überlassen.»
    Ich nehme den Hörer vom Ohr und flüsterte Mac zu: «Sie machen einen Tagesausflug und haben sich einen Wagen von Giulia geborgt.» Leise lächelnd klopft er mir auf die Schulter. Ich bin so erleichtert, dass ich weiche Knie kriege.
    «Giulia, erinnern Sie sich, wann sie losgefahren sind?»
    «Aber sicher. Ich habe ihnen mein Auto gebracht, und Mary hat mich dann nach Hause gefahren. Das war so gegen elf Uhr. Sie werden erst spät zurückkommen, da bin ich mir sicher. Also, entspannen Sie sich und genießen Sie mit Ihrem Mann einen romantischen Abend.» Sie lacht gut gelaunt.
    «Danke, Giulia. Vielen Dank.»
    «Ihre Kinder sind ganz reizend.»
    «Ich kann es gar nicht erwarten, sie wiederzusehen.»
    «Sie werden bald da sein.»
    Nach dem Telefonat fallen Mac und ich uns in die Arme. «Ich wünschte, wir hätten sie eher angerufen», meint er.
    «Ich auch.»
    Wieder versuche ich, Mary, Dathi und Fremont auf ihren Handys zu erreichen – nur um zu erfahren, dass es in Su Nuraxi, wo immer das auch sein mag, offenbar kein Funknetz gibt.
    «Entspann dich», rät mir Mac.
    Erschöpft von dem Flug und dem stressigen Nachmittag, gehen wir nach oben und legen uns hin. Ein paar Stunden später weckt uns das Zirpen der Grillen, das durch das offene Fenster schallt. Der Anblick des feuerroten Himmels lässt mich aus dem Bett schnellen.
    «Schau dir das an.»
    «Unbeschreiblich.» Mac stellt sich zu mir ans Fenster, legt den Arm um meine Schulter.
    «Meinst du, sie sind schon da?»
    Es ist mucksmäuschenstill. Man hört nur

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