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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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in diesem besonnenen Mann-zu-Mann-Ton, der mir gehörig gegen den Strich geht.
    «Wir ziehen Erkundigungen ein», verspricht Greco, «ob Dante Serra bei Ihnen war und falls ja, an welchem Tag und um welche Uhrzeit.» Er macht sich eine Notiz. «Und wir werden bei unserem hiesigen Stromanbieter erfragen, um welche Uhrzeit der Strom wieder geflossen ist. Lassen Sie uns hoffen, dass dieser Dante nicht bei Ihnen war, denn anderenfalls wird es … kompliziert, nicht wahr?»
    «Ja.» Ich falte die Hände auf dem Schoß. «Ganz genau.»
    Mac, der laut ausatmet, würdige ich keines Blickes. Soll er doch denken, was er will, aber ich finde, dass ein Privatdetektiv keine auch noch so weit hergeholte Möglichkeit außer Acht lassen darf. Während ich gelegentlich voreilig Schlüsse ziehe, zu impulsiv und voreingenommen bin, sträubt er sich hartnäckig, seinem Instinkt zu folgen. Und so kommt es, dass wir uns in Enzio Grecos Büro anschweigen.
    Nach einer kleinen Weile läutet Grecos Telefon. Er nimmt ab und lauscht stumm. «Okay», verkündet er schließlich, «es hat in der vergangenen Nacht nur einen Unfall in der Nähe von Su Nuraxi gegeben. Dem italienischen Ehepaar, das in dem verunglückten Fahrzeug saß, ist nichts passiert. Das sind doch erfreuliche Nachrichten, oder?»
    Ich bin mir da nicht so sicher. Ich brauche Antworten und werde zunehmend zappeliger. Es gibt einfach zu vieles, was wir nicht wissen. «Was ist mit den … wie haben Sie es genannt? Die Herbergen für verlorengegangene Reisende.»
    «
Alberghi di viaggiatori persi.
Da können wir auch Nachforschungen anstellen, doch das dauert eine Weile, denn dazu müssen wir die Reviere in den betreffenden Orten anrufen und die Kollegen fragen, ob ihnen etwas zu Ohren gekommen ist.»
    «Ich weiß nicht, ob wir am Telefon erwähnt haben, dass meine Frau und ich früher bei der Polizei waren», führt Mac aus. «Jetzt arbeiten wir als Privatdetektive.»
    «Nein, das haben Sie nicht gesagt.» Greco runzelt die Stirn. «In dem Fall möchten Sie bestimmt erfahren, wie wir bei der Suche nach vermissten Personen vorgehen.»
    «Ja, das wäre sehr nett.»
    «Na, dann fange ich mal an.» Greco beugt sich vor, stützt sich mit den Ellbogen auf den Schreibtisch und legt das Kinn in beide Hände. An einer Hand trägt er einen Ehering, an der anderen einen schweren Absolventenring. «Wir machen uns sofort an die Arbeit. Ich nehme jetzt alles Wissenswerte über die Vermissten auf. Danach verständige ich alle Reviere und Hotels auf der Insel. Sie können sich darauf verlassen, dass jeder Ausschau nach Ihrer Familie halten wird. Und Sie informieren mich bitte, sobald Sie etwas hören. Wir arbeiten zusammen, ja?»
    Mit einem Mal legt sich meine Skepsis, und ich fasse wieder Vertrauen: Vielleicht ist das doch ein echtes Polizeirevier, vielleicht ist Greco doch ein richtiger Polizeichef, auch wenn die elegante Büroeinrichtung und die Bereitschaft des Chefs, Besucher persönlich zu empfangen, einen anderen Schluss nahelegen. Nichts von all dem macht für mich Sinn, aber falls Mary und die Kinder nicht bald wieder auftauchen, wird uns nichts anderes übrigbleiben, als mit der italienischen Polizei zusammenzuarbeiten und ihre Eigenheiten zu akzeptieren. Die eben von ihm geschilderte Vorgehensweise erscheint mir zweckdienlich und vernünftig.
    «Okay», stimmt Mac zu.
    «Gut», pflichte ich ihm bei.
     
    «Was denkst du?», fragt Mac, während er aus dem Quartu Sant’Elena – eine Ansammlung blasser, in Sonne getauchter Gebäude – fährt. Ich betrachte sein Profil, seine leicht gekrümmte Nase, seine Krähenfüßchen, seine Stirnfalten. Mir ist bewusst, dass er sich Sorgen macht und wünscht, dass wir am gleichen Strang ziehen. Mir geht es nicht anders, aber ich will ihn auch nicht anlügen.
    «Ich hatte da drinnen das Gefühl, dass du mich im Regen stehen lässt.»
    «Warum das denn?»
    «Ich kam mir so dumm vor, weil du meine Fragen über diesen Mann vom Schlüsseldienst unterbrochen hast.»
    «Hör mal, während wir uns hier unterhalten, geben sie eine Mitteilung raus. Selbst wenn ich nicht der Meinung wäre, dass Greco zu seinem Wort steht …»
    In dem Moment greift die Kupplung wieder nicht. Mac versucht, irgendwie den Gang einzulegen, und überfährt dabei fast eine rote Ampel. Mit hochrotem Kopf legt er eine Vollbremsung hin und sagt: «Jetzt habe ich die Schnauze aber gestrichen voll.»
    Vor lauter Aufregung bin ich ganz baff und brauche einen Moment, bis ich begreife,

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