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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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blind und taubstumm – spielt den Arglosen und richtet den Blick auf einen Punkt hinter den Begonien.
    «He!» Mac rennt über die Straße. Das Taxi fädelt sich in den Verkehr ein. Ein bis über beide Ohren grinsender Godfrey Millerhausen dreht den Kopf und schaut durch das Heckfenster. Fang mich doch, sagt sein höhnischer Blick, wenn du kannst.
    Er wusste die ganze Zeit, dass sie vor seinem Haus auf ihn warten.
    Billy holt Mac ein. Ein freies Taxi rauscht an ihnen vorbei und drängt sie auf den Gehweg.
    «Zum Teufel mit dir!», brüllt Mac dem davonfahrenden Wagen hinterher.
    Rodriguez würdigt ihn keines Blickes.

Kapitel 17
    D athi wacht auf und dreht sich schlaftrunken auf die Seite, denn ein Stein bohrt sich in ihren Rücken. Die unbarmherzige Nachmittagssonne hat die Haut auf ihrer rechten Gesichtshälfte und dem rechten Arm verbrannt. Mühsam richtet sie sich auf. Am Morgen hat sie sich in einer schattigen Felsspalte verkrochen. Dass Fremont sich einfach so in Luft aufgelöst hat, ist ihr immer noch unbegreiflich. Sie schließt die Augen, atmet die salzige Meerluft ein und überlegt, wie lange sie wohl in der Sonne gelegen hat. Ihr Magen knurrt, ihr Mund ist ganz trocken, und als sie gähnt, muss sie fast würgen vor lauter Durst.
    Jede Bewegung fällt ihr schwer. Als sie aufsteht, wird ihr schwindlig. Sie wartet kurz, geht durch die Felsspalte und tritt an den Abgrund, wo der Berg ins Tyrrhenische Meer fällt. Während der endlos langen Stunden ihrer Gefangenschaft hat ihnen Mary zum Zeitvertreib Geographieunterricht erteilt. Sie muss an Fremonts boshaften Kommentar denken: Damit nimmst du dein Publikum aber gefangen. Vom Tyrrhenischen Meer, Mary zufolge Teil des Mittelmeers, hat Dathi bis dato noch nie etwas gehört. Wie lange hat Mary gebraucht, einen Fluchtplan für uns auszuhecken, überlegt Dathi, und wie sollten wir uns ihrer Meinung nach allein durchschlagen?
    In der Felsöffnung stehend, lässt sie den Blick über den Berghang schweifen, bis er auf dem endlos blauen Meer verharrt. Den langen Schatten der Bäume und Sträucher nach zu urteilen, muss es später Nachmittag oder früher Abend sein – also genau der richtige Zeitpunkt, um etwas zu essen und zu trinken zu organisieren.
    Sie nimmt denselben Weg, den sie vor Stunden zurückgelegt hat, und landet nach einer Weile bei dem kleinen Café neben der Straße. Bereits heute Morgen hat sie beschlossen, später am Tag, wenn weniger Betrieb herrscht, hierher zurückzukehren. Nun sind alle Gäste weg, die Bedienung räumt die Tische ab und bringt das Geschirr in die Küche. Auf einem etwas abseits stehenden Tisch entdeckt Dathi ein halb verzehrtes Sandwich, ein Glas Wasser und eine Zeitung. Sie nutzt die Gelegenheit, schnappt sich alles und rennt weg. Die Bedienung ruft ihr etwas hinterher, macht jedoch keine Anstalten, ihr zu folgen. Wozu auch? Was schert es sie, wenn ein Mädchen ein paar Essensreste mitnimmt?
    Dathi versteckt sich hinter den Büschen, stärkt sich und überfliegt die Zeitung. In einem Artikel steht, dass ein Tourist von der Polizei aufgegriffen wurde und wo man ihn eingesperrt hat. Auf dem dazugehörigen Foto ist Fremont abgelichtet.
     
    Fremont bemüht sich, in dem nach Pisse und Erbrochenem stinkenden Raum nicht zu atmen, was natürlich nicht funktioniert, und reduziert die Atemstöße, so weit wie möglich. Ein Polizist hat ihn nach Dienstschluss aufgegriffen und prompt auf dem nächsten Revier abgeliefert oder wie auch immer man das hier nennt.
    «Ah, gemütlich sieht das aber nicht aus.»
    Er hebt den Blick. Vor der Zelle steht der Polizeichef, der einen fetten Goldring trägt und mit seiner knochigen alten Hand die Gitterstäbe umfasst, als wollte er die Tür öffnen, was er nach Fremonts Einschätzung nie und nimmer tun wird. Der Mann grinst ihn an und wendet den Blick ab.
    «Kopf hoch. Es könnte schlimmer sein.»
    Sein Kommentar bringt Fremont auf die Palme und er hat Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. Seine Mutter würde jetzt mahnen: «Reiß dich zusammen, Free.»
Free
, das ich nicht lache, schießt ihm verbittert durch den Kopf.
    «Was könnte denn schlimmer sein? Wieso bin ich überhaupt hier? Bin ich verhaftet? Und wenn ja, weswegen?»
    «Bighellonare.»
    «Was, zum Teufel …»
    «Herumlungern.»
    «Herumlungern? Soll das ein Witz sein? Ich habe nur dort gesessen.»
    «Fornicazione.»
    «Als ob ich verstünde, was Sie da reden.»
    «Unzucht.»
    «Sie meinen …»
    «
Prostituzione.
Ja, das ist selbst

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