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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Billy mit seinem einen Auge Mac, der zugeben muss, dass Billy richtig entschieden hat. Er kann sich glücklich schätzen, einen Menschen wie ihn zum Freund zu haben.
    «Danke», meint Mac aufrichtig. «Aber, Billy, es ist vielleicht an der Zeit, die Angelegenheit mir zu überlassen. Dash hat recht: Dieser Fall wird dir schaden. Wir waten hier knietief im Morast, und du bist nicht dazu befugt, ihn trockenzulegen.
    Ein Privatdetektiv hingegen kann tun und lassen, was er will.» Auf Macs Stirn bilden sich Schweißperlen, die er mit beiden Händen wegwischt, was nicht viel hilft, weil sich sofort neue bilden.
    «Wir werden sehen», hält Billy dagegen.
    In dem Moment denkt Mac an Karin, die er dringend warnen muss. Er schnappt sich sein Handy, drückt ihre Kurzwahltaste und lauscht andächtig dem Klingelton, mit dem er seine Frau auf der anderen Seite des Ozeans zu erreichen versucht.
     
    Zehn Minuten südlich von Palau klingelt mein Handy und gleichzeitig versperrt ein silberner Sportwagen die Strecke, die Sean mir vorgeschlagen hat. Mein irischer Führer verstummt kurz, ehe er mich zum Wenden auffordert und mich auf eine Straße dirigiert, die im Grunde genommen zu schmal für zwei Fahrbahnen ist. Das beharrliche Klingeln macht mich nervös. Ich muss mich mit aller Macht darauf konzentrieren, die Geschwindigkeit beizubehalten. Endlich springt meine Mailbox an. Ich fahre durch ein altes Dorf, wo gerade alle Siesta halten und die Straßen wie ausgestorben sind. Die Stille ist mir nicht geheuer. Im Rückspiegel erkenne ich plötzlich ein anderes Fahrzeug, was mich zuerst leicht aus dem Konzept bringt, doch dann beruhigt es mich, dass ich in diesem verschlafenen Ort nicht ganz allein bin.
    Es gibt nur eine Möglichkeit, das Dorf zu verlassen: eine schmale einspurige Straße, die sich den nächsten Berg hinaufwindet. Die pittoreske Route führt mich um steile Klippen, von wo aus laut Reiseführer kleine Pfade zu den schönsten Stränden der Welt führen, deren Einstiege man jedoch nur sieht, wenn man sich traut, die Augen für einen Moment von der Fahrbahn zu nehmen. Vor einem dieser versteckten Strandzugänge säumen geparkte Autos die Straße und machen das Navigieren noch kniffliger.
    Hinter mir kommt plötzlich der silberne Sportwagen um die Kurve gerauscht. Nur wenige Sekunden später erkenne ich den Fahrer im Rückspiegel: Es ist der Mann mit der Schlangentätowierung am Hals, der mich vor zwei Tagen in seinem Lieferwagen verfolgt und gerammt hat! Und er sitzt in dem Auto, mit dem er sich dann ein Rennen geliefert hat.
    Ich hole tief Luft, gebe Gas, spüre, wie mein Adrenalinspiegel ansteigt, und lasse den langsam aufholenden Wagen, der mich fraglos wieder verfolgt und mich von der Straße abdrängen möchte, nicht aus den Augen.
    Just in dem Moment habe ich eine Eingebung. Jetzt weiß ich, warum mir die Stimme von Liz Braud irgendwie bekannt vorkam. Sie klingt wie die Giulia Porcus! Die geheimnisvolle Giulia, die nicht zurückruft und in Wahrheit überhaupt nicht existiert.
    Da ich nicht an Zufälle glaube, gehe ich davon aus, dass mir Liz den Schlangenmann auf den Hals gehetzt hat.
    Mac hat also recht behalten. Es war dumm, ihr einen Besuch abzustatten, bevor wir wissen, mit wem wir es zu tun haben. Ausgesprochen dumm.
    Die Straße wird so eng und steil, dass ich ganz dicht an den Felsen entlangfahren muss, um nicht in den Abgrund zu stürzen und im Meer zu landen.
    Gegenüber von einem Strandzugang sitzt ein alter Mann unter einem Sonnenschirm und verkauft Ananasstücke. Ein etwa acht Jahre alter Junge sprintet über die Fahrbahn, woraufhin seine entsetzte Mutter einen gellenden Schrei ausstößt. Mit klopfendem Herzen weiche ich aus, ohne vom Gas zu gehen. Im Rückspiegel sehe ich, wie die hysterische Mutter ihren Sohn von der Straße zieht, an sich drückt und der Sportwagen an ihnen vorbeiflitzt.
    Wieder klingelt mein Handy. Was würde ich darum geben, jetzt ranzugehen und hoffentlich mit Mac zu sprechen, ihm zu erzählen, dass ich in Schwierigkeiten stecke und Hilfe brauche. Stattdessen erhöhe ich das Tempo.
    Die Straße fällt steil ab, und ich werde unwillkürlich schneller. Ich rase um eine scharfe Kurve und nähere mich schon der nächsten Haarnadelkurve. Kaltblütig beiße ich die Zähne zusammen, reiße das Steuer herum und flehe stumm, dass die Kupplung mich nicht im Stich lässt.
    Meine Bitte wird erhört.
    Und der Sportwagen ist auch aus meinem Blickfeld verschwunden.
    Für einen Moment glaube ich

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